Falco Die Biografie
was ungefähr gleichbedeutend ist mit mindestens zwei Millionen verkaufter Singles«.
Allein in Los Angeles wurden drei Kneipen in »Der Kommissar« umgetauft.
4
Man darf sich nicht vorstellen, dass sich FALCOS Status bei allem Erfolg über Nacht grundlegend verändert hätte. Er selbst begreift erst ganz langsam die Tragweite des Triumphes, und eine ganze Weile, nachdem der »Kommissar« bereits auf dem Markt ist, tritt FALCO hin und wieder immer noch mit den Spinning Wheel auf und spielt Discomusik.
»Man hat die Spinning Wheel damals oft den kommerziellen Ableger von Drahdiwaberl genannt«, sagt Horst Bork, »aber das wäre ungerecht den jeweils anderen Bandmitgliedern gegenüber.« Jedenfalls – FALCO und sein Freund Peter Vieweger traten sowohl da als auch dort auf, bis FALCO 1981 erkannte, dass er das Netz einer kommerziellen Gruppe nicht mehr brauchte, um Geld zum Leben zu verdienen.
Er konnte allein als Entertainer bestehen.
An ihre allererste persönliche Begegnung erinnert sich Horst Bork noch ganz genau: »Es war im Hilton-Hotel in München, ich entsinne mich, dass FALCO bei unserer ersten Begegnung einen Hut trug und eine Aktentasche in der Hand hatte. Wir sagten damals Sie zueinander, was in der Branche gar nicht üblich ist, sondern eher besondere Distanziertheit verrät.«
Diese Vorsicht, dieses Abwarten bei einem Fremden hat FALCO sein Leben lang beibehalten. Bork, der ihn vielleicht besser kannte als die meisten anderen Menschen, charakterisiert ihn so: »Er war allen Dingen gegenüber, die ihm das Leben oder den Erfolg leicht machten, misstrauisch. Da vermutete er Fußangeln. Er hatte den richtigen Instinkt und eine große Ungeduld, er hatte Charisma und einen gesunden Ehrgeiz – diese Paarung aus Talent und Arbeit, aus Kraft und Glück machen wahrscheinlich das Besondere seiner Persönlichkeit aus.«
All diese Charaktereigenschaften sind nicht nur angeboren, sie sind zum Teil auch Folge der wechselhaften Jahre, die dem großen »Kommissar«-Erfolg hinterherkamen.
Eine Journalistin schreibt: »Millionen sind abgefahren auf diesen Typen, auf diesen schmerzfreien Lederkerl. In L. A. haben sie Lokale nach FALCOS Hit getauft, in Österreich geht man im Fasching als Kommissar. 250.000-mal verkauft sich die erste LP – zu einer Zeit, da man deutschsprachige Interpreten ab 100.000 auf Händen trägt. Die Produktionskosten lagen mit 300.000 Schilling weit unter der Ramschgrenze – 700.000 Schilling kostet heute schon jeder Flop.« Und jeden Tag hagelte es neue Erfolgsmeldungen: Im November 1981 ist FALCO Nummer eins in Österreich, zwei Monate darauf die Nummer eins in Deutschland. Peu à peu kommt FALCO im Frühjahr 1982 beinahe in ganz Europa an die erste Stelle der Charts. Er gelangt in die Top 100 der US-Charts, kriegt Gold in Kanada. Später sagt er: »Nach den 6,5 Millionen verkauften Einheiten lastete ein Druck auf mir, unter dem es mir unmöglich wurde, zu arbeiten.«
»Er hat plötzlich eine übermächtige Verantwortung in sich gefühlt, die ihm zu schaffen machte«, erinnert sich sein Freund Billy Filanowski an die damalige Zeit. Billy und Hans kennen einander seit den ersten Begegnungen vom Voom Voom 1975, doch die Freundschaft wurde nach FALCOS »Kommissar«-Erfolg besonders eng. Hans, von Natur aus misstrauisch, sah sich plötzlich nur noch von Schulterklopfern umgeben, die ihm Angst machten. Horst Bork beschreibt es so: »Er spürte plötzlich am eigenen Leib das Sprichwort, dass man in guten Zeiten viele Freunde habe.« Plötzlich äußerte man sich nicht mehr kritisch, sondern kriecherisch, FALCO wurde zu jedermanns Darling – und das hasste er.
»Und dann traf ich im Fitness-Studio den Billy wieder, und da wir uns zufälligerweise zur selben Zeit von unseren Freundinnen getrennt hatten und solo waren, gingen wir abends öfter mal gemeinsam aus.«
FALCO über Billy: »Er ist mein bester Freund im Leben, er ist der Sohn einer gutsituierten Tuchhändlerfamilie. Ich kenne viele Söhne, die das im Hauptberuf sind, aber bei Billy ist es anders. Er macht etwas aus seinem Leben, er ist diszipliniert, körperbewusst, ein Supersportler.«
Hans selber hat immer mehr Probleme mit seiner Fitness: »Ich habe, besonders wenn ich hart an einer Platte arbeite, einfach nicht die Disziplin, meinen Körper zu quälen, ich weiß, dass das manchmal bloß eine Ausrede ist – aber ich schaffe es einfach nicht.« – »Es war ein Zwiespalt«, sagt Horst Bork heute, »Hans brauchte oft viel
Weitere Kostenlose Bücher