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Falco Die Biografie

Falco Die Biografie

Titel: Falco Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Lanz
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erklärt, eine Platte mit FALCO zu machen, sondern er war von ihm so angetan, dass er gleich einen Vertrag über drei LPs abschloss.
    Robert Ponger schien für FALCO zudem ein Garant zu sein, dass die Studioarbeit, vor allem die schwierige Mischung am Ende, gut vonstatten gehen würde. Später charakterisiert Spiegel seinen Künstler so: »FALCO, das ist ein in allen Farben schillerndes Unikat. Immer spannend.«
    Etwa zur gleichen Zeit wie Hans Hölzel hat Markus Spiegel noch einen anderen österreichischen Sänger unter Vertrag genommen: Reinhold Bilgeri, einen Vorarlberger Gymnasiallehrer mit einer Blues-Stimme, der vorwiegend englische Texte sang. Im Sommer 1981 spielt Robert Ponger FALCO ein Playback vor, zu dem er die Musik gemacht hat und das er eigentlich mit Bilgeri im Studio aufnehmen wollte. Aber Bilgeri hatte abgelehnt, er fand zu der Rap-Musik keine sonderliche Beziehung und wollte lieber etwas anderes machen.
    Das Lied war noch ohne Text. Als FALCO die Melodie zum ersten Mal hörte, geriet er ganz aus dem Häuschen. Das war es! Das war – so spürte er instinktiv – genau das, was ihm lag.
    Er nahm das Band mit nach Hause und textete in kurzer Zeit dazu:
    Dreh dich nicht um –
    oh, oh, oh
    Der Kommissar geht um –
    oh, oh, oh

    Er wird dich anschauen,
    und du weißt warum
    Die Lebenslust bringt
    dich um
    Alles klar, Herr Kommissar?
    (Hey man, wanna bay
    some stuff man?
    Did You ever rap that
    thing, Jack
    So rap it to the beat)

    Dieser Fall ist klar, lieber
    Herr Kommissar
    Auch wenn Sie anderer
    Meinung sind
    Den Schnee, auf dem wir
    alle talwärts fahren
    Kennt heute jedes Kind.«
    Es wird einer der genialen Texte FALCOS, eine Mischung aus Hochdeutsch, Wiener Slang und Umgangs-Amerikanisch, eine faszinierende Wortwahl mit vielerlei Bedeutung. »Die deutsche Sprache hat, wenn man einen Songtext macht, vielerlei Nachteile. Aber sie hat auch einen eminenten Vorteil gegenüber dem Englischen – es gibt im Englischen nicht annähernd so viele Worte mit so vielen unterschiedlichen Bedeutungen. Englisch, das trifft auf den Punkt, aus der deutschen Sprache kann man da als Texter viel mehr herausholen, wenngleich die Sprachmelodie natürlich lange nicht so treffend für die Pop-Musik geeignet ist wie die des Englischen.«
    FALCO mischt also unbekümmert die unterschiedlichen Idiome, und es gelingt ihm, schon mit dem »Kommissar« ganz eigene Sprachschöpfungen zu finden, die später nicht nur seine Fans, sondern auch Germanisten in Erstaunen versetzen und – teils mit Begeisterung, teils mit Abneigung reagieren lassen sollen. »Im Denken eines Unterhaltungskünstlers muss an oberster Stelle stehen, dass man sein Publikum nicht für dumm verkaufen darf«, bekannte er einmal. »Ich habe das bei meinen Texten nach kurzer Zeit bestätigt gefunden – die Menschen sind beim Zuhören sensibler, als man gemeinhin annimmt. Vielleicht nicht unbedingt in einem Livekonzert, wo es doch mit einer erheblichen Lautstärke zugeht, aber wenn sie sich eine Platte kaufen, dann hören sie wesentlich genauer zu, als man meint. Die landläufige Bemerkung, auf den Text hätte man gar nicht sonderlich geachtet, ist Unsinn. Besonders deutsche Texte, die jedermann verstehen kann, müssen stimmen. Ich würde es nicht über die Lippen bringen, Kitsch zu singen. Von mir aus mögen das andere tun, und wenn sich Käufer dafür finden, ist es von der wirtschaftlichen Seite vielleicht sogar berechtigt, so was zu machen, aber ich habe überhaupt keine Lust dazu.« Horst Bork: »Hans war fasziniert von der Natürlichkeit, wie der Rap von den schwarzen Amerikanern benutzt wurde. Er entwickelte eine Grundrhythmik, in die er englische Brocken einbaute. Dieses Grundgerüst aus Deutsch und Englisch behielt er immer bei, manchmal mischte er sogar Französisch darunter, wenn ihm die richtigen deutschen oder englischen Worte fehlten.«
    Sogar Kritiker müssen später anerkennen, dass »FALCO auf der LP ›Einzelhaft‹ Texte zusammengezimmert hat, die literarisch bleibenden Wert haben und fast genial sind«, so Karl Hohenlohe in der Wochenpresse vom 1. Juli 1986.
    Er bringt einfach eine neue Attitüde in die eingefahrene deutsche Pop-Musik, sein Einfall, die Idiome verschiedener Sprachen zu mixen, erweist sich nachträglich als Geistesblitz. Nicht ganz so optimistisch wie FALCO war seine Mutter, als er ihr den »Kommissar« zum ersten Mal vorspielte: »Ich weiß nicht recht … irgendwie hat mir die Rückseite, ›Helden von heute‹, besser

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