Falco Die Biografie
Frage, ob der Song die Vergewaltigung oder gar Ermordung eines jungen Mädchens schildert und damit verrohend wirkt, bleibt widersprüchlich. Eine Jugendgefährdung konnte nicht wahrscheinlich gemacht werden, da die Interpretationsmöglichkeiten des Stückes zu vielfältig sind.«
Beim Jugendamt in Freising erklärte man daraufhin einem Reporter der Münchner Abendzeitung : »Wir sind enttäuscht, weil solche Dinge Signalwirkung darauf haben, wie weit und wie eindeutig die Grenzen in diesem Bereich noch ausgereizt werden dürfen.«
Der Rummel um den Song, der größere Ausmaße angenommen hat als bei jedem anderen Lied in den 80er-Jahren in Deutschland, führt dazu, dass sich einige andere Interpreten des Liedes annehmen und mit ironischen Texten nachziehen. Schließlich gelingt es sogar Frank Zander, damit in die Hitparaden zu kommen.
In Wien befragte basta den ehemaligen Kollegen von Hans bei Drahdiwaberl, Stefan Weber, was er von »Jeanny« halte, und er äußerte sich ziemlich abfällig über das Lied. Er sagte, der Song sei schrecklich, »als ich ihn das erste Mal gehört habe, dachte ich, jetzt wird der Hölzel politisch, ich habe nämlich immer ›Chile‹ verstanden. Dann der Newsflash mit den Vermissten. Dann hab ich erst kapiert, worum es geht«. Anfang April pressten Drahdiwaberl ihre »Jeanny«-Version auf Platte, und der Text dazu war eindeutig: »Jeanny – bitte noch ein Verbot, Jeanny – du bist niemals tot, solange du lebst, gibt es FALCO total« heißt es da, und: »Du lebst, verstehst du nicht? Wo ist dein Palmers-Slip? Du hast ihn verloren, als ich dir mein Bilderland-Leibchen und Papas Schweindi zeigen musste. Wer hat mehr verloren oder gewonnen? Meine Plattenfirma, mein Manager, die Steuer oder ich?«
Ziemlich deutlich tritt das zutage, was FALCO einmal als Neidkomplex bezeichnet hat. Aber ihm konnten all die Anfeindungen eigentlich egal sein, seine Karriere hatte alles bisher Dagewesene in den Schatten gestellt. Zu der Zeit schreibt People bereits: »›Rock Me Amadeus‹« wird in vielen, vielen Ländern Nr. 1, in den USA, Brasilien, Israel und Indien. Weltweit wurden bereits drei Millionen Platten verkauft, und das pushte FALCOS 3. Album sogar unter die besten fünf Amerikas.«
Ein starkes Stück bei einem Album, das auf Deutsch herausgekommen war. FALCO dazu: »Man spricht in Amerika immer noch Englisch, man hört aber zunehmend deutschsprachige Popsongs, nämlich meine!«
So wie der Erfolg in der ganzen Welt über ihn hereinbrach, wurde Hans Hölzel auch in Österreich gefeiert. Hans Mahr erinnerte sich in der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2006 an das, was 20 Jahre davor passierte: »Der Salzburger Domplatz kurz nach 19 Uhr. Klaus Maria Brandauer verschwindet zum Sterben im Dom und schaurig-kitschig hallen die ›Jedermann‹-Rufe durch die Altstadt. Ein paar hundert Meter weiter stauen sich Tausende von Leuten vor dem abgesperrten Residenzplatz. Nachdem ›Jedermann‹ sein verprasstes Leben ausgehaucht hat, wird der Zugang endlich geöffnet. Eine Stunde später sind es an die 20.000 Fans, die die freie Fläche auf der anderen Seite des Doms bis auf den letzten Quadratmeter füllen. Dieses ›andere‹ Salzburg feiert die ›andere‹ Festwochen-Eröffnung.«
Und FALCO ist mit dabei. »Ausgerechnet ein 29-jähriger Wiener bringt Leben in die Salzburger Mozartbeschaulichkeit, Hansi Hölzel … Dieser FALCO zog nun aus, mit dem ersten Open-Air-Popkonzert seit Festspielgedenken auch die Mozartstadt selbst zu erobern.«
Es war leicht auszurechnen, dass die Mächtigen in Salzburg während der Festspiele von dem FALCO-Konzert damals alles andere als erfreut waren. Mahr: »Die Reaktionen fielen aus, als hätte man den Antrag gestellt, öffentlich in der Altstadt die Notdurft zu verrichten. Ausgerechnet ein Politiker sah das anders. Der Salzburger Bürgermeister Josef Reschen, ein Freund aus politischen Tagen, erkannte die Attraktivität eines solchen Konzerts. In aller Kürze: Die Stadt stimmte dem Open Air zu, ein eitler Messechef finanzierte es und die Festspielgrößen ignorierten es mit Schaudern.«
Nicht so die Fans von FALCO.
Angesichts der Massen, angesichts des Rahmens am Residenzplatz bekam FALCO seine üblichen Depressionen vor dem Auftritt. »Sagen wir ab, es wird ohnedies regnen!«, schlug er vor. Mahr: »Das war irgendwie ein Ritual. Der Hansi Hölzel wollte immer absagen, bevor der persönliche Tourmanager Edek, das Alter Ego, FALCO überzeugte: ›Da warten Tausende
Weitere Kostenlose Bücher