Falken: Roman (German Edition)
alte Ehe beendet und die neue ermöglicht. Er erwartet nicht, dass sie einlenken und ihn in ihre Kameradschaft aufnehmen, er will nur, dass sie ihm nicht in die Suppe spucken. Aber Carews Steifheit gibt sich ein wenig, als er sich an ihrem Gespräch beteiligt. Manchmal wendet der Master of the Horse ihm seinen langen, tatsächlich etwas pferdeähnlichen Kopf zu, blinzelt wie ein langsames Ross und sagt: »Nun, Master Sekretär, wie geht es uns heute?«
Und während er nach einer Antwort sucht, die Nicholas verstehen wird, fängt William Fitzwilliam seinen Blick auf und grinst.
Der Dezember hat seinen Schreibtisch mit einem Erdrutsch, einer Papierlawine überzogen. Oft beendet er den Tag verärgert und ausgehebelt, weil Henrys Kammerherren entschieden haben, dass es leichter ist, wichtige, dringende Nachrichten an den König so lange zurückzuhalten, bis Henry in der richtigen Laune ist. Trotz des hoffnungsvollen Zustands der Königin ist Henry gereizt und launisch. Er kann völlig unvermittelt die seltsamsten Dinge wissen wollen oder Fragen stellen, auf die es keine Antworten gibt. Wo liegt der Marktpreis für Wolle in Berkshire? Sprechen Sie Türkisch? Warum nicht? Wer spricht Türkisch? Wer hat das Kloster in Hexham gegründet?
Sieben Schillinge der Sack, Majestät, und die Preise steigen. Nein. Weil ich nie dort war. Ich werde jemanden finden, wenn es einen gibt. Der heilige Wilfred, Sir. Er schließt die Augen. »Ich glaube, die Schotten haben es geschleift, und es wurde in der Zeit von Henry I. wieder aufgebaut.«
»Warum denkt Luther«, fragt der König, »ich soll mich in Konformität mit seiner Kirche begeben? Sollte er nicht daran denken, sich mir anzuschließen?«
Etwa zum Luciafest ruft Anne ihn zu sich, während er sich gerade mit der Universität Cambridge beschäftigt. Lady Rochford fängt ihn ab und legt ihm eine Hand auf den Arm. »Sie bietet einen erbärmlichen Anblick. Sie kann nicht zu heulen aufhören. Haben Sie es nicht gehört? Ihr kleiner Hund ist tot. Wir haben es nicht über uns gebracht, es ihr zu sagen, und den König selbst gebeten, es zu tun.«
Purkoy? Ihr Liebling? Jane Rochford geleitet ihn hinein, wirft einen Blick auf Anne. Die Ärmste: Ihre Augen sind zu Schlitzen verquollen. »Wussten Sie«, murmelt Lady Rochford, »dass sie bei ihrer letzten Fehlgeburt nicht eine Träne vergossen hat?«
Die Frauen stehen um Anne herum und halten dabei Abstand, als hätte sie Stacheln. Er erinnert sich an Gregorys Worte: Anne besteht nur aus Ellbogen und Ecken. Du könntest sie nicht trösten, schon eine ausgestreckte Hand würde sie als Anmaßung betrachten oder als Bedrohung. Katherine hat recht. Eine Königin ist allein, ob sie nun ihren Mann, ihren Spaniel oder ihr Kind verloren hat.
Sie dreht den Kopf: »Cremuel.« Sie befiehlt ihre Frauen hinaus: eine heftige Geste, ein Kind, das Krähen verscheucht. Ohne Eile, wie dreiste Krähenvögel einer neuen, seidigen Art, raffen die Ladies ihre Schleppen und flattern träge davon. Ihre Stimmen, wie Stimmen aus der Luft, folgen ihnen nach: Der Klatsch bricht ab, das wissende, gackernde Lachen. Lady Rochford ist die Letzte, die davonfliegt, sammelt ihre Federn ein und weicht nur widerwillig.
Jetzt ist niemand mehr im Raum außer ihm selbst, Anne und ihrer Zwergin, die summend in der Ecke sitzt und die Finger vor dem Gesicht auf und ab zucken lässt.
»Es tut mir so leid«, sagt er mit gesenktem Blick. Er hütet sich zu sagen, dass sich ein anderer Hund für sie finden lassen wird.
»Sie haben ihn gefunden …«, Anne gestikuliert zum Fenster hin, »da draußen. Im Hof. Das Fenster war offen, er hat sich das Genick gebrochen.«
Sie sagt nicht, er muss hinuntergefallen sein. Denn das ist eindeutig nicht das, was sie denkt. »Erinnern Sie sich noch? Sie waren doch hier an dem Tag, als ihn mein Cousin Francis Bryan aus Calais mitgebracht hat? Francis kam herein, und schon hatte ich Purkoy auf dem Arm. Er war ein Geschöpf, das niemandem etwas zuleide tat. Was für ein Ungeheuer findet den Wunsch in seinem Herzen, ihn umzubringen?«
Er möchte sie trösten. Sie scheint so gequält, so verletzt, als wäre sie selbst angegriffen worden. »Wahrscheinlich ist er auf den Sims geklettert und mit seinen Pfoten ausgerutscht. Bei so kleinen Hunden sollte man annehmen, dass sie wie eine Katze auf die Füße fallen, doch das tun sie nicht. Ich hatte einen Spaniel, eine Hündin, die meinem Sohn vom Arm sprang, weil sie eine Maus sah, und sich das Bein
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