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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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bevor sie es tut. Denken Sie daran, wie sie Wolsey den Garaus gemacht hat.«
    Seine Vergangenheit breitet sich um ihn aus wie die Asche eines verbrannten Hauses. Er hat gebaut und gebaut, aber Jahre gebraucht, um das Durcheinander zusammenzufegen.
    Im Rolls House trifft er auf seinen Sohn, der gerade packt, um die nächste Stufe seiner Ausbildung in Angriff zu nehmen. »Gregory, kennst du die heilige Uncumber? Man sagt, Frauen beten zu ihr, um nutzlose Ehemänner loszuwerden. Sag, gibt es einen Heiligen, zu dem Männer beten können, wenn sie ihre Frauen überhaben?«
    »Ich glaube nicht.« Gregory ist schockiert. »Die Frauen beten, weil sie über keine anderen Mittel verfügen. Ein Mann kann einen Geistlichen konsultieren, um herauszufinden, warum seine Ehe nicht rechtmäßig ist. Oder er kann seine Frau verjagen und ihr Geld dafür zahlen, dass sie in einem anderen Haus lebt. So wie der Herzog von Norfolk für seine Frau zahlt.«
    Er nickt. »Das war sehr hilfreich, Gregory.«
    Anne Boleyn kommt nach Whitehall, um mit dem König das Fest des heiligen Matthias zu feiern. Sie hat sich verändert, im Laufe einer einzigen Jahreszeit. Sie ist leicht, ausgehungert und sieht aus wie in der Zeit des Wartens, jenen unnützen Jahren des Wartens, bevor er, Thomas Cromwell, kam und den Knoten zerschlug. Ihre aufwendige Lebhaftigkeit ist zu etwas Strengem, Engem, fast schon Nonnenhaftem verblichen. Aber sie hält sich nicht wie eine Nonne. Ihre Finger spielen mit den Edelsteinen an ihrem Mieder, zupfen an ihren Ärmeln und berühren ein ums andere Mal den Schmuck um ihren Hals.
    Lady Rochford sagt: »Sie dachte, wenn sie erst einmal Königin sei, würde sie Trost darin finden, sich an die Tage ihrer Krönung zu erinnern, Stunde für Stunde. Aber sie sagt, sie hat sie vergessen. Wenn sie sich zu erinnern versuche, sei es, als wäre jemand anders gekrönt worden und sie gar nicht dabei gewesen. Mir hat sie das natürlich nicht erzählt, aber Bruder George.«
    Aus den Gemächern der Königin kommt eine Nachricht: Eine Prophetin hat ihr geweissagt, dass sie Henry keinen Sohn gebären wird, solange dessen Tochter Mary am Leben ist.
    Das muss man bewundern, sagt er zu seinem Neffen. Sie greift an. Sie ist wie eine Schlange; man weiß nicht, wann sie zuschlägt.
    Er hat Anne immer schon für eine ausgezeichnete Strategin gehalten und nie an ihre Leidenschaftlichkeit und Spontaneität geglaubt. Alles, was sie tut, ist kalkuliert, genau wie bei ihm. Ihm fällt, wie schon in all den Jahren, der sorgfältige Einsatz ihrer blitzenden Augen auf. Er fragt sich, was nötig wäre, um sie in Panik zu versetzen.
    Der König singt:
     
    »Meinen größten Wunsch kann ich erreichen,
    Mein Wille liegt in meiner Hand.
    Ich muss nicht länger erst erweichen
    Sie, deren Macht mir gut bekannt.«
    Das denkt er. Sein Wunsch und Wille reichen nicht, um Jane zu erweichen.
    Aber die Geschäfte der Nation müssen weitergehen, und zwar so: mit einem Gesetz, das Wales Sitze im Parlament verschafft, Englisch die Sprache der Gerichte werden lässt und die Macht der Lords in den walisischen Marschen beschneidet; einem Gesetz, um die kleinen Klöster aufzulösen, jene Häuser, die im Jahr weniger als zweihundert Pfund einbringen; einem Gesetz zur Einrichtung eines Court of Augmentations, eines neuen Finanzgerichts, das sich um die Erlöse durch die Klöster kümmert – Richard Riche soll sein Kanzler sein.
    Im März lehnt das Parlament sein neues Armengesetz ab. Es war zu viel verlangt vom Unterhaus, anzuerkennen, dass die Reichen womöglich eine Verpflichtung gegenüber den Armen haben. Dass, wer sich am Wollhandel gesundstößt, wie es die englischen Gentlemen tun, eine gewisse Verantwortung den Männern gegenüber hat, die vom Land vertrieben wurden, den Arbeitern ohne Arbeit, den Sähmännern ohne Feld. England braucht Straßen, Festungen, Häfen, Brücken. Männer brauchen Arbeit. Es ist eine Schande zu sehen, wie sie um ihr Brot betteln müssen, wenn ehrliche Arbeit das Reich ruhighalten würde. Können wir sie nicht zusammenbringen, die Hände und die Aufgaben?
    Aber das Parlament sieht nicht ein, dass es die Aufgabe des Staates sein könnte, Arbeit zu schaffen. Liegen diese Dinge nicht in Gottes Hand, und sind Armut und Verfall nicht Teil seiner ewigen Ordnung? Für alles gibt es eine Saison: eine Zeit zu hungern und eine Zeit zu stehlen. Wenn es sechs Monate lang ohne Unterbrechung regnet und das Korn auf den Feldern verrottet, muss eine Vorsehung

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