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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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äußern. »Dennoch …«, sagt er. Anne wird bald von ihrem Unglück genesen sein, und Henry kann sie zurück in sein Bett holen. Aber es ist klar, dass ihn diese Aussicht sein Interesse an Jane nicht hat verlieren lassen. Das Spiel hat sich verändert, und Jane muss neu in Stellung gebracht werden. Die Herausforderung lässt Seymours Augen glitzern. Anne hat ein weiteres Mal versagt, und es ist möglich, dass Henry neu heiraten will. Der ganze Hof redet davon. Es ist Anne Boleyns früherer Erfolg, der ihnen die Vorstellung erlaubt.
    »Sie, die Seymours, sollten sich keine zu großen Hoffnungen machen«, sagt er. »Er entzweit sich mit Anne und findet zu ihr zurück, und dann sind ihm die Hände gebunden. So war es immer schon.«
    Tom Seymour sagt: »Warum sollte er eine zähe alte Henne einem molligen jungen Huhn vorziehen? Wozu?«
    »Für die Suppe«, sagt er: aber nicht so, dass Tom es hören kann.
    Die Seymours sind in Trauer, wenn auch nicht über die Witwe Katherine. Anthony Oughtred ist tot, der Gouverneur von Jersey, und Janes Schwester Elizabeth bleibt verwitwet zurück.
    Tom Seymour sagt: »Wenn der König Jane zur Geliebten nimmt oder was immer, sollten wir nach einer guten Partie für Bess suchen.«
    Edward sagt: »Bleibe beim Thema, Bruder.«
    Die forsche junge Witwe kommt an den Hof, um ihrer Familie bei ihrem Feldzug zu helfen. Er hatte gedacht, sie würden sie Lizzie nennen, diese junge Frau, aber wie es scheint, hat sie nur ihr Mann so genannt, und für die Familie ist sie Bess. Er ist froh darüber, ohne zu wissen, warum. Es ist unsinnig zu denken, andere Frauen sollten nicht den Namen seiner Frau tragen. Bess ist keine große Schönheit und dunkler als ihre Schwester, aber sie ist von einer selbstsicheren Lebhaftigkeit, die den Blick anzieht. »Seien Sie nett zu Jane, Master Sekretär«, sagt Bess. »Sie ist nicht stolz, wie manche Leute denken. Sie fragen sich, warum sie nicht mit Ihnen spricht? Das liegt allein daran, dass sie nicht weiß, was sie sagen soll.«
    »Aber sie spricht mit mir.«
    »Sie hört zu.«
    »Was bei Frauen eine anziehende Eigenschaft ist.«
    »Das ist es immer. Meinen Sie nicht? Obwohl Jane mehr als alle anderen Frauen zu den Männern sieht, damit sie ihr sagen, was sie tun soll.«
    »Und tut sie es dann?«
    »Nicht unbedingt.« Sie lacht. Ihre Fingerspitzen gleiten über seinen Handrücken. »Kommen Sie. Sie erwartet Sie.«
    Gewärmt von der Sonne des Verlangens des englischen Königs, welche Jungfer würde da nicht erstrahlen? Jane nicht. Sie ist, wie es scheint, in ein noch tieferes Schwarz gekleidet als der Rest ihrer Familie und sagt von sich aus, dass sie für die Seele der verstorbenen Katherine gebetet hat: Nicht, dass sie es nötig habe, denn wenn überhaupt eine Frau direkt in den Himmel komme …
    »Jane«, sagt Edward Seymour, »ich warne dich, und ich will, dass du mir zuhörst und meine Worte beherzigst. Wenn du in Gesellschaft des Königs bist, muss es sein, als hätte es eine Frau wie die verstorbene Katherine nie gegeben. Wenn er ihren Namen aus deinem Mund hört, wird er jede Gunst von dir nehmen, sofort.«
    »Hör zu«, sagt Tom Seymour. »Cromwell hier möchte wissen, ob du wirklich und ehrlich eine Jungfrau bist?«
    Ihr blasser, selbstvergessener Blick: »Was?«
    Tom Seymour: »Jane, selbst du musst diese Frage verstehen.«
    »Stimmt es, dass nie jemand um Ihre Hand angehalten hat? Gab es da keinen Vertrag, kein Einverständnis?« Er muss es endlich wissen. »Haben Sie nie jemanden gemocht, Jane?«
    »William Dormer habe ich gemocht. Aber er hat Mary Sidney geheiratet.« Sie blickt auf: ein Aufblitzen dieser eisblauen Augen. »Wie ich höre, sind die beiden unglücklich.«
    »Du warst den Dormers nicht gut genug«, sagt Tom. »Und jetzt sieh dich an.«
    Er sagt: »Es gereicht Ihnen zur Ehre, Mistress Jane, dass Sie keine Verbindungen eingegangen sind, bis Ihre Familie sie verheiraten wollte. Junge Frauen tun das oft, und dann endet es schlimm.« Er hat das Gefühl, er sollte das Gesagte erklären. »Männer beschwören Sie, sie seien so verliebt, dass sie davon krank werden. Sie sagen, sie essen und schlafen nicht mehr. Sie sagen, sie sterben, wenn sie Sie nicht haben können. Dann, sobald Sie nachgeben, verlieren sie das Interesse, stehen auf und gehen davon. Und eine Woche später gehen sie an Ihnen vorbei, als wären Sie eine Unbekannte.«
    »Haben Sie das so gemacht, Master Sekretär?«, fragt Jane.
    Er zögert.
    »Nun?«, sagt Tom Seymour. »Das

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