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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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beigetragen, dass die Sache an die Öffentlichkeit sickerte. Im Zuge der Polizeiermittlungen war auch Tamie Hagiwaras Besuch ans Licht gekommen und das Mädchen den Medien zum Fraß vorgeworfen worden. Dass sie noch keine achtzehn Jahre alt war, bereitete sowohl ihr als auch Dr. Andô Schwierigkeiten, ganz zu schweigen davon, dass ihr Foto zwei Dutzend verschiedene Zeitungen zierte und die Schule, ihre Familie und Nachbarschaft von ihrem Broterwerb erfuhren. Andô, der immer dann ein käufliches Schulmädchen zu sich einzuladen pflegte, wenn er in seiner Klinik eine neue Therapie anfing und der Stress besonders groß war, hätte sich gewünscht, wenigstens sie aus der Sache heraushalten zu können.
    Dass Dr. Andôs Existenz zerstört wurde, war noch das geringste Übel, das Madokas Eindringen nach sich zog.
    Eine Reihe von Selbstmorden begann.
    Der erste war jener von Tamies Vater. Er zerbrach an der Schande, seine Kollegen in der Firma täglich Andeutungen über seine Tochter machen zu hören.
    Es war, als habe jemand das erste Dominosteinchen in einer langen Reihe angestoßen. Tamie selbst war das zweite Steinchen, das fiel. Sie hatte noch erwogen, die Schule zu wechseln, doch der Freitod ihres Vaters war zu viel für sie. Sie erhängte sich in ihrem Zimmer.
    Dazu kamen vier der neun Patienten, die damals auf der Station gewesen waren. Sam gehörte nicht zu ihnen, wohl aber Nami und Kaori. Kaori Sanagis Eltern hielten es nach dem Eklat in Dr. Andôs Klinik für besser, ihre Tochter keinem Mediziner mehr zu anzuvertrauen. Den Zeitungsberichten gemäß tötete sie sich, weil das Haus, das ihre Eltern ihr als Trost für die schlimmen Erlebnisse gekauft hatten, keinen Karaoke-Raum hatte.
    Nami starb nach einem Sturz vom Dach eines siebenstöckigen Gebäudes. Über ihr Motiv erfuhr man nichts.
    Madoka fragte sich, was man über sie selbst schreiben würde. Die Reporter, die vor dem Haus lauerten, würden ein hübsches Foto von ihr schießen, wenn die Sanitäter sie hinaustrugen, auf der Bahre, von einem weißen Tuch bedeckt. Würde einer so dreist sein, das Laken wegzureißen, um eine Exklusivaufnahme zu ergattern? Wie würde sie aussehen, nachdem der Strom durch ihren Körper geflossen war? Würde sie wie gegrillt sein oder so blass wie jetzt?
    Sie wusch sich gründlich, ehe sie in die Wanne stieg. Sie wollte sauber sterben.
    Da es im Badezimmer keine Steckdose gab, stand die Tür einen Spalt weit offen. Der Fön lag, mit einem Verlängerungskabel verbunden, am Rande der Wanne.
    Seit geraumer Zeit stank es im Bad unerträglich nach Meer. Madoka wusch sich die langen schwarzen Haare mit viel duftendem Shampoo und seifte sich wieder und wieder ein. Der Gestank ging nicht weg, und sie wurde zornig, weil sie dadurch das Gefühl hatte, noch immer schmutzig zu sein.
    Denn der Geruch kam aus ihrem Inneren.
    Madoka wusste, dass sie seit ihrer Geburt etwas in sich hatte, das ihr Schutz gab. Es griff Menschen an, die eine Gefahr für sie darstellten. Aber es gab ihr auch Albträume und stank erbärmlich nach brackigem Meerwasser. Es war schuld daran, dass sie kein heißes Bad nehmen konnte. Und es bewahrte sie nicht davor, große Dummheiten zu machen, wie in jener Nacht, als sie in Vaters Klinik eingedrungen war.
    Also würde es sie wohl auch nicht davon abhalten, sich das Leben zu nehmen.
    Madoka stieg in die Wanne.
    Wie würde es sein?
    Wie würde es sein, zu sterben? Würde der Schmerz zu groß sein, um etwas davon mitzubekommen?
    In den sechzehn Jahren ihres Lebens hatte sie mehr Wissen angesammelt und mehr nachgedacht als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Die Schule war eine Qual für sie. Sie fand keine Freunde, und die Jungen machten einen weiten Bogen um sie. Aus Angst, ihren Intellekt zur Schau stellen, kapselte sie sich ab und sprach kaum etwas. Wenn sie in eine Diskussion einstieg, klinkten sich die anderen aus.
    Jetzt war es Zeit, dass sie sich ausklinkte.
    Selbst ihre eigene Mutter fürchtete sich vor ihr, wollte sie nicht sehen. Und ihr Bruder Kazuo war vor ihr aus dem Haus geflohen. Vater hatte nie Vertrauen zu ihr gehabt. Wahrscheinlich befürchtete er, dass Madoka ihn überflügeln und überflüssig machen würde, sobald er ihr Einblick in seine Arbeit gewährte.
    Im Alter von zwei Jahren hatte sie eine schwere Krankheit durchgemacht – offenbar war sie davor noch klüger gewesen, ein echtes Ungeheuer. Eine faszinierende Vorstellung. Madoka hatte sich Gedanken über ihre Zukunft gemacht. Es gab keinen

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