Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 2 Der Begleiter
wird sich schon bald zeigen, vielleicht früher, als es mir lieb ist. An mir wird es nicht liegen. Andere werden das entscheiden.
Und er ließ seine Blicke durch die geräumige Eingangshalle schweifen.
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„Hier unten im Erdgeschoss befinden sich hauptsächlich die schulischen Einrichtungen. Im linken Flügel die beiden Unterrichtsräume, im rechten die Bibliothek und was so dazugehört – die Computerecke, dann der Raum für die Lehrer – na ja, man könnte es eine ... Nische nennen. Es ist so eng dort, dass man befürchten muss, schwanger zu werden, wenn man zu zweit dort arbeitet.“
Artur hatte sein einziges Gepäckstück gleich neben dem Eingang abgestellt. Er wischte sich über die Stirn und stellte fest, dass er schwitzte. Das musste von der Aufregung rühren. Denn im Inneren des Gebäudes war es angenehm kühl, und der Geruch, der in der Luft lag, hatte nichts mit Staub oder Moder zu tun. Es roch nach mediterranen Kräutern und Olivenöl.
Ja, richtig, das Abendessen, das die griechische Köchin zubereitet hatte, konnte noch nicht lange zurückliegen. Artur spürte, wie er Hunger bekam.
Der Essensraum war unmittelbar in die Eingangshalle integriert. Zwei breite, flache Holztreppen führten aus der Halle in den ersten Stock hinauf, die linke knickte nach links ab, die rechte nach rechts, und in dem Zwischenraum waren vier Tische und schätzungsweise zwei Dutzend Stühle aufgestellt. Das Geschirr war abgeräumt, und die leeren Stühle sauber an die Tische gerückt, aber mehrere Sets aus Salz- und Pfefferstreuern und Essigfläschchen zeugten davon, das an diesen Tischen gespeist wurde. Am Ende des Raumes gab es einen offenen Kamin, der bei dieser Wärme verständlicherweise nicht angezündet worden war.
„Im Keller liegt nur das Labor ... und der Weinkeller von Sir Darren. Ins Labor kann ich Sie leider nicht führen. Den Schlüssel dazu hat Dr. Konzelmann, und er gibt ihn nie aus der Hand.“
„Darf ich eine Frage stellen?“ Artur räusperte sich. Ihm gefiel der hohle Klang nicht, den seine Stimme in diesen Mauern annahm.
„Aber natürlich! Fragen Sie!“
„In dem Brief, den ich von Herrn Hotten bekam, stand, dass die Studenten hier im Haus wohnen ...“
„Richtig. Oben im ersten Stock befinden sich die Wohnräume. Ich wollte sowieso gerade mit Ihnen nach oben gehen. Lassen Sie den Koffer erst einmal hier. Den können Sie später noch holen. Vielleicht treiben wir auch jemanden auf, der ihn Ihnen hoch trägt. Einige der Studenten in dieser Schule haben überschüssige Kräfte.“ Ihre Augen funkelten. Täuschte er sich, oder lag etwas Erotisches in diesem Blick? Vielleicht war es auch nur Schalk gewesen. Er hatte es nie geschafft, diese beiden Dinge bei Frauen auseinander zu halten.
„Leben die Dozenten auch hier?“
„Teils, teils. Sir Darren und ich wohnen ebenfalls oben, gleich neben den Studenten.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Freilich haben wir im Gegensatz zu den Studenten Einzelzimmer. Sobald Sie Sir Darren kennen lernen, werden Sie verstehen, wie außerordentlich froh ich darüber bin ...“
Artur lächelte pflichtschuldig.
Margarete Maus fuhr fort. „Dr. Konzelmann und Salvatore – oops, ich meine, Professor Cavallito – wohnen außerhalb. Sie reisen nur einmal pro Woche zu ihren Seminaren an. Das wären dann alle. Vier Dozenten insgesamt.“
„Ich verstehe. Und Herr Hotten ...“
„Der Rektor wohnt auch im Haus. Natürlich. Ekaterini und die Putzfrau kommen von außerhalb. Sonst geht hier niemand aus und ein. Ich würde mir ja einen Bauchtänzer wünschen, für die langen Winterabende, aber dafür reicht das Budget leider nicht.“
Die Dozentin hatte bereits einen Fuß auf die erste Stufe der Treppe gesetzt, als von rechts her Schritte erklangen. Jemand kam durch eine Tür, die zweifellos zur Bibliothek führte. Artur erkannte in der Türöffnung eine chaotische, mit Zetteln und Postkarten bedeckte Wand, davor einen Tisch mit einem Computermonitor und einem Drucker darauf.
Der Mann, der auf sie zukam, war ungewöhnlich knochig, mittelgroß und von schwer definierbarem Alter. Artur hielt die Luft an. Das Gesicht des Mannes war eingefallen wie das eines Toten, und er trug dünne, dunkle Stoffhosen, die um seine Beine schlackerten. Sein Blick hatte etwas Unstetes, Flackerndes. In der Hand hielt er eine aufgerissene Plastiktüte, aus der er gierig Nüsse herauskramte und in seinen Mund steckte.
„Michael!“ Die Dozentin nahm ihren Fuß von der Treppe und drehte sich zur
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