Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe
schlagen.
„In einer schwarzen Kanne“, wiederholte Jaqueline. „Woher stammt sie? Ich habe sie noch nie hier gesehen. Sie ist nicht aus der Küche.“
Isabel schwieg. Alle sahen sie an.
„Gut, dann eine andere Frage: Wer hat von dem Tee getrunken?“
„Alle“, antwortete Ekaterini.
„In der Tat“, bestätigte Sir Darren trocken. „Und ich muss gestehen, man hat mir in meinem Leben schon schlechteren Tee serviert.“
„Meine Lieblings-Mischung“, bemerkte die Köchin geschmeichelt. „Assam.“
„Also, ich fand ihm zum ...“, setzte Harald an und sprang plötzlich auf. „Moment mal!“, rief er aufgeregt. „Assam? Er hat überhaupt nicht nach Schwarztee geschmeckt!“
Sir Darren versteifte sich. „Junger Mann, wenn Sie damit andeuten wollen, meine Geschmacksnerven befänden sich in einem so ... indiskutablen Zustand, dass ich nicht einmal mehr einen Schwarztee erkennen würde ...“
Artur meldete sich zur Wort, indem er die Hand hob, wie im Unterricht. „Wir haben nicht alle denselben Tee getrunken“, stellte er fest. „Die erste Runde ging an Michael, Harald, Georg, Enene, an mich und an ... an ihn ...“
Felipe Diaz, dessen Namen Artur sich noch nicht hatte merken können, hob ebenfalls die Hand.
„Danach verschüttete Isabel den Tee. Und Ekaterini machte frischen.“
„Die Männer“, sagte Jaqueline. „Nur den Männern hat sie ihren selbstgebrauten Tee eingegossen! Ekaterinis Tee bekamen die Frauen.“
„Ich nehme an, dass der Rektor und ich zu den Damen gezählt werden, ist wiederum als Ehre aufzufassen“, bemerkte Sir Darren säuerlich.
Jaqueline wippte auf den Zehenspitzen. „Fassen wir zusammen: Sechs männliche Studenten erhielten aus einer schwarzen Teekanne ein Gebräu, dem die gemahlene Leber einer schwarzen Katze beigemischt war, dazu mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Produkt von Isabels Körper, um die Wirkung des Zaubers in die richtige Richtung zu lenken. Aus Gründen des guten Geschmacks wollen wir annehmen, es handelt sich dabei um eine Träne oder ...“
Die Gesichter der Männer wurden blass.
„Lächerlich“, murmelte Isabel. „Dafür gibt es keine Beweise.“
In Artur brodelte es, und ehe er sich noch Gedanken über die Konsequenzen gemacht hatte, verkündete er: „In einer Schachtel am Fußende von Isabels Bett gibt es eine Teedose mit dem Bild einer schwarzen Katze darauf. Außerdem Alraunwurzeln und Kräuter.“
„Alle gängigen Zutaten für einen Liebestrank“, fasste Sanjay zusammen und riss die Augen weit auf. „Fehlt nur noch eine Prise Koriander.“
„Den kann sie sich bei mir besorgt haben“, sagte Ekaterini. „Koriander hab’ ich in der Küche immer vorrätig.“
„Moment, was hast du in Isabels und Madokas Zimmer zu suchen?“, herrschte Margarete Artur plötzlich an. „Wir hatten angeordnet, dass du Madoka nicht behelligst!“
„Ich habe sie nicht ... behelligt. Ich ...“
Für einen Moment verlagerte sich der Fokus des Gesprächs auf Artur. Er begann ein wenig zu zittern und fühlte sich bloßgestellt. „Wir haben nur gesprochen. Madoka, sag ihnen, dass wir uns unterhalten haben.“
Doch das Mädchen antwortete nicht, stand noch immer stumm am Fuße der Treppe und hielt das Gesicht abgewandt. Nicht sehr kooperativ – so kannte man sie.
„Seht ihr nicht, dass ich ihr nichts getan habe?“, murmelte Artur hilflos.
Sanjay kehrte zum ursprünglichen Thema zurück und sagte: „Isabel hat ihre Krämpfe benutzt, um den Tee zu verschütten. Sie wollte nicht, dass wir Frauen davon trinken. Der Liebestrank war für die Männer gedacht – für wen auch sonst?“
„Gleich sechs Männer?“, warf Isabel mit einem spöttischen Lachen ein. „Ein bisschen viel für mich auf einmal, findest du nicht?“
„Sie wollte wohl auf Nummer Sicher gehen“, bemerkte Jaqueline.
„Oh Gott!“, rief Sanjay plötzlich. „Die Krämpfe – Isabel hat ihre Tage!“
„ Das wissen wir inzwischen alle“, meinte Harald. Selbst ihm war das Thema peinlich.
„Ja, aber hast du das Seminar von Mr. Hyde vergessen? Menstruationsblut ist ebenfalls ein Bestandteil von Liebestränken. Und Isabel hat seit gestern ihre ...“
„Verdammt, ich will das nicht mehr hören!“ Georg war aufgestanden. Er hielt noch immer die Kanne in der Hand und sah aus, als wollte er sie im nächsten Moment gegen die Wand schleudern. Betreten blickte er auf seine leergetrunkene Tasse.
Felipe sprang auf und stürzte wie von Sinnen die Treppe hinauf.
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