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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Kunststoffschüssel, war eine Masse aus Mehl, Eiern und Zucker, noch nicht verrührt. „Sie ist ein stilles Geschöpf“, antwortete sie. „Steht die meiste Zeit über nur in irgendeiner Ecke und beobachtet die anderen. Redet nur das nötigste und nur, wenn sie angesprochen wird. Sie schreibt ständig an ihrem Tagebuch, sagt man. Zehn Seiten am Tag, oder mehr. Einer der Jungs hat ihr mal eines der Bücher weggenommen, aber niemand konnte etwas lesen – es war alles auf Japanisch, komische Schriftzeichen, wie kleine Bilder. Am Anfang dachte ich, sie sei einfach wahnsinnig schüchtern ...“
    Artur lauschte ihren Worten gebannt. Es waren die ersten Information, die er über das Mädchen erhielt.
    „... aber sie ist mehr als nur schüchtern. Sie ist eine Außenseiterin. Sie hat etwas ungeheuer Dunkles an sich.“
    „Etwas ... Dunkles?“
    „Ja – nicht wie Isabel, diese Frau mit den schwarzen Kleidern. Isabel ist auch still und ernst, und sie liebt Friedhöfe und umgekehrte Kreuze und alles, was schwarz ist. Aber im Vergleich zu Madoka könnte man sie fast als Frohnatur bezeichnen. Ehrlich, in meinem ganzen Leben bin ich keinem so unglücklichen und verschlossenen Menschen begegnet. Am Anfang, als ich hier anfing – ach, ich sollte das gar nicht erzählen ...“
    „Bitte!“, drängte Artur. „Ich werde es niemandem weitersagen.“
    Die schwergewichtige Griechin beugte sich in seine Richtung, sprach leiser. „Am Anfang hatte ich Albträume von ihr, beinahe jede Nacht. Vielleicht war das alles hier etwas zu viel für mich – dieses Schloss, diese merkwürdigen Studien über Zauberei und Spiritismus, und dazu Lehrer wie dieser Dr. Konzelmann ...“ Sie sah ihn an. „Hast du den Doktor schon getroffen?“
    „Nein“, antwortete Artur. „Ich soll heute noch nicht in den Unterricht. Da draußen, auf dem Parkplatz, der dunkelblaue Renault Clio, das ist doch sein Wagen, oder? Ich habe ihn vom Waschraum aus gesehen.“
    „Ich kann dir sagen, ich hatte eine Gänsehaut von Kopf bis Fuß, als ich den Doktor zum ersten Mal sah. Sie nennen ihn Mr. Hyde , und das trifft es genau.“ Sie streckte ihre dicken Arme aus und schien den dunklen Haarflaum darauf genau zu beobachten, schien zu warten, dass er sich aufrichtete. „Aber ich hatte nie Albträume von ihm. Böse Träume bekam ich von diesem Mädchen. Madoka. Ich träumte monatelang immer wieder von ihr.“
    „Und was hast du von ihr geträumt?“
    Sie zögerte. Sah sich um. „Das ... möchte ich lieber nicht sagen.“
    „Bitte, Ekaterini!“
    „Nein, tut mir leid. Ich bringe es nicht über die Lippen.“
    Artur sah sie eine Weile eindringlich an und gab schließlich auf. Die Köchin war eine willensstarke Frau, und er spürte, dass sie sich umso mehr verschließen würde, je mehr er in sie drang. Er warf einen Blick in die Küche.
    „Was wird das? Man könnte meinen, du machst einen Kuchen.“
    „Aber sicher doch!“ Sie strahlte, weil sie das unangenehme Thema abgehakt glaubte. „Ich backe eine Geburtstagstorte. Für morgen.“
    „Wer hat morgen Geburtstag?“
    „Isabel. Das Mädchen aus der Gruft.“ Ekaterini grinste und zeigte einen Goldzahn. „Das wird ein Spaß. Alle werden sich prächtig amüsieren, und das Geburtstagskind wird mittendrin sitzen und versuchen, so finster und traurig wie möglich auszusehen.“ Sie lachte. „Ich habe ihr hundertfünfzig Kerzen aus Marzipan gerollt – die halbe Nacht habe ich dran gesessen.“
    „Hundertfünfzig?“
    „Ja, ich glaube, sie wünscht sich Unsterblichkeit, wie alle, die so sind wie sie. Die hundertfünfzig Kerzen sind mein Geburtstagsgeschenk an sie. Ich bin ganz sicher, sie wäre gerne so alt.“
    Artur stellte erstaunt fest, was für ein inniges Verhältnis die Köchin zu den Studenten haben musste. Es war beinahe, als würde sie eine Familie bekochen.
    Oder einen Haufen verrückter Patienten ...
    Ich bin gespannt, ob man mich dazu einlädt , dachte Artur. Falls nicht, bin ich damit wohl endgültig aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen. Vielleicht sollte ich daran denken, von hier abzureisen, anstatt mich weiter für einen Ort zu interessieren, von dem ich nie ein Teil sein werde.
    „Danke, Ekaterini. Es war sehr schön, mit dir zu plaudern. Ich denke, ich werde wieder zurück auf mein Zimmer gehen und ... na ja, Däumchen drehen.“
    „Schau dir doch die Bibliothek an. Einige der Bücher da unten möchte man lieber nicht aufschlagen – und dann tut man es trotzdem. Sogar ich gehe manchmal

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