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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 8 Exquisite Corpse

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 8 Exquisite Corpse

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 8 Exquisite Corpse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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traumhaften Strände zu verbringen. Doch dann war er bei der Besichtigung dem zauberhaftesten Geschöpf begegnet, das je über diese Erde gegangen sein konnte.
    Sie hieß Estrella. Sie war süße beinahe achtzehn Jahre alt und sah aus wie von Meisterhand geformt. Samtige kaffee braune Haut, tiefschwarzes, duftiges Haar, Lippen wie ein knuspriges, rot glasiertes Stück Gebäck, und ein Blick, der einen Mann wacher machte als fünf Tassen schwarzen Bohnenkaffees. Dazu kam eine rollende, vibrierende, gurrende Aussprache, so verführerisch, dass man nach jedem Wort, das ihren Mund verließ, eine neue Praline benennen wollte.
    „Estrella schwieriges Ding“, sagte der Vorgesetzte, der Charlie herumführte. „Alle Männer sie wollen, aber sie beißen, schlagen, spucken ...“ Der kleine Mann grinste und zeigte seine letzten drei Zähne. Charlie nickte abwesend. Er fragte sich, ob es unter dem Strich nicht lustvoller sein mochte, sich von diesem Geschöpf beißen, schlagen und bespucken zu lassen als mit irgendeiner anderen Frau auf dieser Welt Liebe zu machen ...
    Noch in derselben Nacht verlor diese Frage ihre Bedeutung.
    Estrella gehörte ihm – voll und ganz.
    Sie liebten sich nicht auf seinem Hotelzimmer, sondern in einer kleinen, wackligen Holzhütte mitten auf der Plantage. Sie hatte sich nicht eine Sekunde zur Wehr gesetzt, hatte weder gebissen, noch gekratzt, sondern seine ängstlichen Annäherungsversuche sofort mit prasselnder Leidenschaft erwidert. Als sie beide nackt durch die nächtliche Landschaft liefen, war es Charlie, als habe Gott sie in den Garten Eden zurückgeführt, der ihnen seit den Tagen der Erbsünde versagt war. Estrellas Körper war jung und fest, ihre Tiefe unberührt, ihre Leidenschaft aufrichtig und ihre Lust kaum zu stillen. Es war, als habe sie auf ihn gewartet, nur auf ihn. Charlie Colm liebte sie bis zur völligen Erschöpfung, und kurz bevor er einschlief, versprach er ihr, dass er sie schon bald zu seiner Frau machen würde.
    Zwar sprach er kein Spanisch, und sie konnte seinen in deutscher Sprache vorgetragenen Schwur nicht verstanden haben, aber ihm schien, dass sie denselben Wunsch hatte, und er blieb seinem Wort treu. Die Woche mit ihr war wie im Rausch vergangen, und kaum war er nach Deutschland zurückgekehrt, besorgte er ihr ein Flugticket. Zwei Wochen später holte er sie vom Frankfurter Flughafen ab. Zunächst war ihr Aufenthalt aus Gründen des Visums auf drei Monate beschränkt, doch Charlie hielt das nächste Ticket schon parat, und diesmal sollte sie für immer bleiben. Er begann wie besessen mit den Hochzeitsvorbereitungen. Estrella, die inzwischen ihr achtzehntes Lebensjahr vollendet hatte, reiste zusammen mit ihrer Mutter zur Hochzeit an.
    Sie heirateten in einer romantischen kleinen Dorfkirche im engsten Familienkreis. Kein Stäubchen trübte das perfekte Glück (vielleicht davon abgesehen, dass der Pfarrer, dem ein solch verführerisches Bündel Erotik nicht einmal auf den Internetseiten begegnet war, mit deren Hilfe er sich seinerseits die Zeit vor der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies ins Gedächtnis zu rufen versuchte, hartnäckig Estrellas Po tätschelte, bis diese ihm mit dem Absatz ihres Stöckelschuhs kraftvoll auf den Fuß trat).
    Am meisten störte vielleicht die Tatsache die märchenhafte Stimmung, dass Estrellas Mutter Luisa sich nicht zur Abreise bewegen ließ. Ihr Heimreiseticket, das sie vier Tage nach der Hochzeit wieder in die Armut ihres Puerto Ricanischen Hauses befördern sollte, war längst verfallen. Luisa bestand darauf, noch einige Tage zu bleiben, wie sie sagte. Nur, um sicher sein zu können, dass sich ihr Töchterlein im fremden Teutonenlande gut einlebte. Aus den Tagen wurden Wochen, aus den Wochen zwei volle Monate.
    Charlie hatte seine Schwiegermutter in einem Gästezimmer im ersten Stock des Hauses untergebracht. Um wenigstens ab und zu mit der jungen Braut allein sein zu können, schickte er sie ins Theater, ins Kino oder zum Einkaufen. Dabei investierte er ansehnliche Summen gleichermaßen in ihr und sein Vergnügen, und das Gästezimmer füllte sich Tag für Tag mit Kleidern, Schmuck und Kosmetika.
    Charlie Colm sehnte den Tag herbei, an dem ihr Visum ablaufen würde. Drei Monate konnten eine lange Zeit sein.
    Wenigstens war er in dieser Zeit zwischen Lust und Frust so sehr hin und her gerissen, dass er vollkommen vergaß, was er vorletzten Sommer getan hatte ...

7
    Hans Colm war erwacht.
    Er verließ das Klinikum und wandte

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