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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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waren wir heute auch vollzählig, bis auf den Nagelbrecht, den Judas in unseren eigenen Reihen. Und dann forderte Pizalla Einlass. Er hatte gleich ein Dutzend Gendarmen mitgebracht.«
    »Und wie bist du ihnen entkommen?«, fragte Tobias, fassungslos und bestürzt über den Verrat.
    »Das verdanke ich Sadik«, erklärte sein Onkel. »Als Pizalla ins Haus stürmte, gefolgt von den Gendarmen, hielt ich mich zufällig bei
    Kupferbergs Frau in der Küche auf. Probst und Reinach hatten mich an der Presse abgelöst, und ich wusch mir die Hände, um danach die Platte mit zubereiteten Broten zu meinen Freunden in den Keller zu tragen. In diesem Moment hämmerte Pizalla vorn an die Tür. Ich hörte seine Stimme. Dann gab es einen fürchterlichen Tumult, und diese tapfere Frau packte mich am Kragen, riss die Tür zum Hinterhof auf und stieß mich hinaus. Aber viel weiter wäre ich nicht gekommen – wenn Sadik nicht gewesen wäre.«
    »Es war Allahs Wille, dass ich Sultan schon eingespannt hatte und Zeppenfeld noch erkannte«, wehrte Sadik ab, strich Salbe auf die Wunde und begann sie fachmännisch zu verbinden.
    Heinrich Heller verzog das Gesicht, bäumte sich unter Schmerzen auf und atmete mehrmals keuchend durch, ehe er seinen Bericht fortsetzen konnte: »Wir hatten die ersten Packen Flugschriften fertig und Sadik sollte sie zur Anlegestelle hinunterbringen. Dort wartete ein Flussschiffer auf uns, der einem ähnlichen Geheimbund in Frankfurt angehört, mit dem wir schon seit Jahren engen Kontakt halten. Die Männer sind wahre Republikaner und haben stets unsere kritischen Schriften in Frankfurt unter die Leute gebracht.«
    »Und dann tauchte Zeppenfeld auf?«
    Heinrich Heller nickte. »Ja, so war es. Der Hof hinter Kupferbergs Haus hat nämlich zwei Zufahrten. Eine davon zu bewachen, hatten offenbar Zeppenfeld und seine Männer übernommen. Es waren vier. Er hat wohl noch einen dritten Schurken angeheuert. Als sie sahen, wie ich zur Kutsche rannte, schrie Zeppenfeld etwas, und ein Schuss fiel. Die Kugel traf mich in die Schulter. Doch ich schaffte es noch in den Wagen und dann jagte Sadik auch schon los. Fast hätte Sultan sie über den Haufen gerannt. Es war eine Sache von wenigen Augenblicken, mein Junge. Unser Glück war, dass Zeppenfeld und seine Bande nicht zu Pferd waren, sonst wären wir ganz sicher nicht mehr aus der Stadt gekommen.«
    Tobias fühlte sich wie benommen. Der Schuss hätte seinen Onkel töten können. »Aber wieso konnte ausgerechnet Zeppenfeld eure Spur finden?«
    »Wenn das Glück günstig ist, legt der Hahn Eier auf einen Pflock«, brummte Sadik, »wenn es aber den Rücken kehrt, dann schlägt der Schakal über dem Sohn des Löwen sein Wasser ab.«
    Heinrich Heller nickte zustimmend. »Eine gute Nase, eine Prise Glück und das Gold in seinen Taschen, alles zusammen ist es wohl gewesen. Männer wie er und Pizalla finden stets so zielsicher zusammen wie Honig und Bienen. Er muss sich gut umgehört und mich in Mainz beobachtet haben. Das hat Pizalla gewiss auch getan, aber ihm war kein Erfolg beschieden, hatte er doch nie etwas in der Hand. Möglich, dass Zeppenfeld einen jeden von uns genau unter die Lupe genommen und mit dem Spürsinn des Schurken erkannt hat, dass Nagelbrecht das schwächste Glied unserer Kette war. Und im Gegensatz zu Pizalla verfügt Zeppenfeld über die nötigen Geldmittel, um einem Mann, der sich in aussichtsloser Lage wähnt, die Zunge zu lockern. Mit Sicherheit ist Nagelbrecht nicht zu Pizalla gegangen, sondern hat uns an Zeppenfeld verkauft, das beweist schon dessen Erscheinen im Hof. Zeppenfeld hat sein Wissen dann Pizalla angeboten – seine Bedingungen gestellt. So oder ähnlich mag es gewesen sein. Letztlich ist es aber auch egal. Er hat auf jeden Fall seine Drohung wahr gemacht und uns einen beinahe vernichtenden Schlag versetzt.«
    »Aber das ergibt keinen Sinn«, wandte Tobias verstört ein. »Er interessiert sich doch bestimmt nicht für deine politische Einstellung und all das! Was kann ihm das denn bringen. Es ist doch Wahnsinn, dass er auf dich hat schießen lassen!«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach sein Onkel. »Er wäre am Ziel gewesen, wenn mich Pizalla oder die Kugel erwischt hätte. Pizalla hätte dann Falkenhof auf den Kopf gestellt, um noch mehr Beweise für meine verbotenen Aktivitäten ans Tageslicht zu fördern. Und Zeppenfeld wäre mit von der Partie gewesen – auf der Suche nach dem verfluchten Spazierstock. Der gehörte garantiert mit zu dem

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