Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken
Handel, den er mit Pizalla geschlossen hat. Du hättest dagegen nichts ausrichten können.«
»Sie sollten zwei Narkoseschwämme nehmen, Sihdi«, riet ihm Sadik nun.
»Kommt gar nicht in Frage! Ich kann schon was ertragen«, wehrte Heinrich Heller ab. »Ein halber Narkoseschwamm, mehr nicht, Sadik! Es wird noch eine lange Nacht und ich muss einen klaren Kopf behalten.«
Sadik versuchte gar nicht erst, ihn überreden zu wollen.
»Was machen wir denn jetzt?«
Heinrich Heller kam nicht mehr dazu, ihm zu antworten. Denn Sadik hatte die Hand gehoben und lauschte. »Da sind sie schon!«
Jetzt hörte auch Tobias das Hufgetrappel. Es klang nach einer großen Reitergruppe. »Zeppenfeld und Pizalla mit seinen Leuten?«
»Zeppenfeld ganz sicher«, meinte Heinrich Heller. »Ob Pizalla auch dabei ist, das weiß ich nicht. Sadik, sorg dafür, dass sie sich nicht zu nahe heranwagen.«
»So dumm wird er nicht sein«, knurrte Sadik. »Leider.«
Tobias eilte mit Sadik hinaus. Sie liefen zum Westtor und Sadik nahm Jakob das Schrotgewehr ab. Er öffnete die kleine Sichtluke im rechten Torflügel.
»Zeppenfeld, seine drei Banditen und sechs bewaffnete Gendarmen«, stellte er fest.
»Auch Pizalla?«
»Ich kenne ihn nicht.«
»Lass mich mal sehen!« Tobias drängte sich an das kleine Fenster. Die Reiter hatten in sicherer Entfernung gehalten. Auch wenn das Licht nicht mehr so gut war, konnte er doch sehen, dass sich ein kleiner Glatzkopf nicht unter ihnen befand.
Zeppenfeld hatte sein Pferd hinter eine Ulme gelenkt. »Professor!«, schrie er zum Falkenhof herüber. »Geben Sie auf! Keine Chance für Sie zu fliehen! Sitzen in der Falle! Haben das Spiel verloren. Reiten sich nur tiefer rein, wenn Sie nicht Tor öffnen!«
Ein Fenster wurde im Westtrakt aufgerissen. »Fahren Sie zum Teufel, Zeppenfeld!«, hörte Tobias die erregte Stimme seines Onkels. »Sie kommen hier nicht rein! Sie haben sich zu früh gefreut! Sadik, zeig Ihnen, was dieses Gesindel zu erwarten hat, wenn sie Falkenhof nicht fernbleiben.«
Krachend fiel das Fenster zu.
»Wer es wagt, sich mehr als zehn Schritte zu nähern, wird mit Blei gespickt!«, schrie Sadik zurück, schob die Flinte durch die Öffnung und feuerte rasch hintereinander beide Läufe ab. Die Detonationen hallten im Hof wider und die Schrotladungen prasselten wie Bleihagel durch die Kronen der Ulmen.
Die Gendarmen wichen zurück und hatten Mühe, ihre scheuenden Pferde zu zähmen. Auch Zeppenfelds Männer suchten nun bessere Deckung.
»Wird nichts nutzen! Aus Falkenhof schlüpft keiner mehr heraus. Werden die Nacht hier wachen, bis morgen Verstärkung eintrifft. Wird ein Leichtes sein, das Gut mit einer Kompanie Soldaten zu stürmen!«, brüllte ihnen Zeppenfeld höhnisch zu. »Wird Ihren Hals kosten, Herr Professor! Hätten das billiger haben können. Wünsche vergnügliche Nacht!« Er rief seinen Männern und den Gendarmen einen Befehl zu, worauf sie auszuschwärmen begannen und sich um das Gut herum postierten, in sicherer Entfernung, aber doch nahe genug, um jeden Fluchtversuch vereiteln zu können.
Sadik und Tobias beobachteten durch die Luke, dass einer der Gendarmen nach Mainz zurückritt. »Er wird Bericht erstatten und Verstärkung holen«, murmelte Tobias ahnungsvoll. »Und dann werden sie uns belagern!«
Sadik verzog das Gesicht. »Es wird keine lange Belagerung geben. Oder glaubst du, wir könnten Falkenhof mit Jakob, Klemens, Agnes und Lisette gegen eine Einheit Soldaten oder Gendarmen verteidigen? Keine Nacht werden wir uns halten können. Was wir tun, ist nichts als Zeit schinden. Wenn Pizalla wirklich mit einem starken Aufgebot an Bewaffneten vor Falkenhof erscheint, wird es kein Blutvergießen geben.«
»Aber was soll denn jetzt werden?«, fragte Tobias völlig verstört.
»Das sollten wir deinen Onkel fragen«, erwiderte Sadik. Er gab das Gewehr an Jakob zurück, der neue Patronen in den Lauf schob. »Haltet sie euch vom Leibe, Jakob. Schießt über ihre Köpfe hinweg. Aber gebt euch nicht zu erkennen. Und lasst auch eure Stimmen nicht hören. Wenn es zum bitteren Ende kommt, habt ihr von nichts gewusst und mit der ganzen Sache auch nichts zu tun gehabt. Geschossen habe nur ich!«
»Das ist aber nicht rechtens«, wandte Jakob ein. »Wir werden unseren Mann stehen und nicht zulassen, dass diese Schurken den Herrn Professor …«
»Du wirst tun, was man dir sagt!«, fiel ihm Sadik freundlich, aber energisch ins Wort. »Du kannst dem Sihdi von viel größerem Nutzen
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