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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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war recht hübsch, zumindest das konnte er feststellen. Doch wie eine Zigeunerin – so wie er sich diese immer vorgestellt hatte, denn gesehen hatte er bisher noch keine – wirkte sie keineswegs. Von dem Stirnband mal abgesehen.
    Sie hatte die Augen geschlossen. Der Mund war etwas geöffnet, sodass er ihre Zähne sehen konnte. Sie leuchteten so weiß wie der Schnee um sie herum, nein, doch eher wie die Perlmuttschalen, die er von der Muschelsammlung seines Onkels her kannte. Er sah jetzt, dass sie unter dem Umhang eine kurze Jacke und ein buntes Flickenhemd trug. Was wollte sie so mutterseelenallein mit einem Zigeunerwagen auf der Landstraße?
    »Ob vielleicht noch jemand im Wagen ist?«, sprach er seine Gedanken laut aus.
    »Himmelherrgott, daran habe ich ja noch gar nicht gedacht! Gut,
    dass du uns daran erinnerst! Lauf schnell hin und sieh nach! Ruf, wenn du jemanden findest!«, forderte ihn sein Onkel auf.
    »Ja, ich bring auch ein Stück Brett mit! Bretter sind da ja genug zu Bruch gegangen!«
    »Ein Brett! Natürlich! Jakob, geh du mit ihm. Du kannst hier doch nicht helfen. Ich kümmere mich schon mit Sadik um das Mädchen. Das Richten ist kein schöner Anblick. Die Schmerzen werden groß sein und vielleicht wird sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachen und schreien. Also erschreckt euch nicht!«, rief er ihnen nach.
    Tobias lief, so schnell er konnte, die Böschung zum Kastenwagen hoch. Erst jetzt nahm er so richtig zur Kenntnis, was seitlich auf die Wände gemalt war – nämlich jeweils ein schillernder Regenbogen. Er stieg vom hinteren Teil zwischen mehreren Baumwipfeln auf, lief unter zwei Wolken her und mündete vorn in einem Kessel voll funkelnder Goldmünzen.
    Das Pferd hielt mit zitternden Flanken am Hang, warf den Kopf hin und her und bleckte die Zähne. Aus dem Weiß der Augen sprach die Angst des Tieres. Wie ein Hilferuf stieg sein schrilles Wiehern in den Himmel.
    Und dann hörte Tobias noch eine andere Stimme. Nein, keine Stimme. Ein gedämpftes, hohes Kreischen. Doch es klang nicht menschlich. »Da muss noch ein Tier drin sein!«, rief er Jakob über die Schulter zu, der hinter ihm durch den Schnee stapfte. »Kümmere du dich um das Pferd. Du kennst dich damit aus. Ich seh mal im Wagen nach.«
    Jakob gab einen Laut der Zustimmung von sich und Tobias zog sich auf den Kutschbock hoch. Zwei gewiss nicht kostbare Teppiche hingen vor dem Durchstieg, der ins Innere des Kastenwagens führte.
    Es knirschte über ihm, und der Wagen bewegte sich ein wenig, sodass er das Gleichgewicht auf dem schrägen Kutschbock zu verlieren drohte. Schnell hielt er sich an der Dachkante fest. Das Pferd ruckte wie wild.
    »Jakob! Nun tu schon was! Ich will nicht auch noch durch die Luft fliegen! Ich denke, du kannst es so gut mit Pferden!«
    »Sachte, sachte!« Tobias wusste nicht, ob die Beruhigung ihm galt oder dem Braunen. Er wartete jedoch ab, wie Jakob mit dem nervösen Pferd zurechtkam.
    Der Stallknecht redete ihm gut zu, während er sich ihm langsam von vorn näherte. Dabei gab er aber auch eine Reihe merkwürdiger Schnalz- und Brummgeräusche von sich, als wäre das die Sprache,
    die ein Pferd in Wirklichkeit verstand. Der Braune sprach auch tatsächlich darauf an. Erst scharrte er noch mit einem Huf und rollte die Augen. Doch als Jakob ins Zaumzeug griff, ihm über die Schnauze strich und weiter mit einer Mischung aus Worten und Lauten zu ihm redete, da wurde er sichtlich ruhiger.
    Tobias schlug die Teppichstücke zur Seite, stieg vorsichtig über die Sitzbank ins Innere des Wagens und schaute sich um. Er sah auf der rechten Seite eine Schlafkoje, vor sich einen schmalen Mittelgang, in dem jetzt Decken, Töpfe und vieles andere in einem wilden Durcheinander lagen, und linker Hand eine lange Sitzbank. Darüber ragten Haken aus der Wand. An einigen hingen noch Kleidungsstücke, zusammengeschnürte Bündel und Dinge, die er auf den ersten, schnellen Blick nicht einzuordnen wusste. Das Mädchen war allein gewesen. Das sah er sofort. Zumindest ohne menschlichen Begleiter.
    Jetzt wandte er seine Aufmerksamkeit dem Loch im gewölbten Dach zu. Links oben hatte die Eiche ein halbes Dutzend Bretter eingedrückt. Mehrere gesplitterte Bretter ragten zu ihm herunter. Er packte ein armlanges Stück, das nur noch von zwei, drei Nägeln gehalten wurde, zerrte und drehte es, bis er es samt den Stiften aus dem u-förmigen Stützbalken gerissen hatte, auf dem es angenagelt gewesen war.
    Das merkwürdige Kreischen ignorierte er. Es

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