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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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auf das Mädchen zu achten. Sadik saß schon auf dem Kutschbock. Augenblicke später ratterte die Kutsche über die Brücke, und der Rotfuchs durfte nun zeigen, wie tüchtig er sich ins Geschirr legen konnte.
    Tobias zog seinen Umhang enger um die Schultern. Die Sonne war ohne Kraft und die Kälte durchdrang ihn. Vor einer Stunde war nicht damit zu rechnen, dass Klemens mit dem Einspänner bei ihnen war, auch wenn er sich noch so sehr beeilte. Also Zeit genug, schon mal alles vorzubereiten, Seile am Zigeunerwagen zu befestigen – und sich um den Affen zu kümmern.
     

 
Falkenhof im Schatten des Todes
     
    Die tiefen Schatten der Nacht krochen schon aus den Wäldern, nahmen dem Schnee seine Leuchtkraft und überzogen ihn mit dem Grau des Dämmerlichtes, als die lange Allee von Falkenhof endlich vor ihnen auftauchte.
    Tobias fuhr mit dem Zigeunerwagen vornweg. Hinter ihm folgte Jakob mit dem Fuhrwerk. Klemens Ackermann bildete mit dem Einspänner das Schlusslicht.
    Warmes, gelbliches Licht fiel aus den Fenstern im Westflügel in die nun schnell hereinbrechende Nacht. Tobias war froh, als er die Lichter am Ende der Allee sah. Wie gelbe Lampions schienen sie im kahlen Geäst der Bäume zu hängen.
    Es war ein schweres Stück Arbeit gewesen, den Zigeunerwagen wieder auf die Straße zu holen, ohne dass er zur Seite wegkippte und unten am Fuß der Böschung zu Bruch ging. Mit Seilen und der Zugkraft der Pferde allein war es nicht getan gewesen. Zuerst hatten sie drei, Jakob, Klemens und er, den Wagen Stück für Stück herumgehoben, bis er mit der Rückseite am Eichenstamm lehnte und die Deichsel geradewegs nach oben zur Straße wies. Das hatte sie arg ins Schwitzen gebracht und Tobias hatte von Jakob und Klemens einige neue Flüche gelernt, die sein Onkel besser nie erfuhr. Erst nachdem sie den Wagen herumgedreht hatten, waren die Pferde eingesetzt worden. Der Rest war ein Kinderspiel gewesen, aber eben nur der Rest! Was hatte er Graf Prettlach insgeheim verwünscht! Die Pest hatte er ihm an den Hals gewünscht!
    Mit dem Affen hatte er dagegen nicht so viel Mühe gehabt, wie er befürchtet hatte. Unter dem im Wagen herumliegenden Kram hatte er einen Gitterkäfig aus fingerdicken Bambusstangen samt einigen Trockenfrüchten gefunden. Als er ihn auf die Sitzbank gestellt und die Tür geöffnet hatte, war das Äffchen von sich aus hineingeschlüpft, hatte nach einem trockenen Apfelstück gegriffen und es sich schmecken lassen. Dass Tobias die Tür rasch hinter ihm verschlossen hatte, hatte es nicht gestört.
    Tobias lenkte den Zigeunerwagen durch das Tor in den Innenhof, hielt vor den Stallungen und wickelte die Zügel um den eisernen Peitschenhalter. Jakob würde sich um Pferd und Wagen kümmern.
    Es war ein langer, aufregender Tag gewesen, und er war erleichtert, endlich zurück zu sein, und voller Unruhe, wie es dem Mädchen wohl ging. Fast hätte er darüber den Affen vergessen. Er klemmte sich den Bambuskäfig unter den Arm und eilte, so schnell er konnte, hinauf in den ersten Stock.
    Dort, wo die Gästezimmer lagen, stand eine Tür offen und unruhiges Licht fiel aus dem Zimmer in den Flur. Tobias lief darauf zu. Lisette ging ihm entgegen, eine Schüssel Wasser in der einen Hand und einen flachen Korb mit blutigen Verbänden in der anderen. Ihr Gesicht war kreideweiß und ließ die Vermutung zu, dass sie mit Übelkeit zu kämpfen hatte.
    »Wie geht es ihr?«, wollte Tobias wissen.
    »Es ist grässlich! Ekelhaft.« Ihre Stimme zitterte und sie schluckte krampfhaft. »Ich bin ein Hausmädchen, und das da ist wirklich nicht meine Aufgabe!« Sie schüttelte sich und ging hastig weiter, ohne Tobias eine Antwort auf seine Frage gegeben zu haben.
    Zögernd trat er ins Zimmer. Im Kamin brannte ein loderndes Feuer und die Wärme schlug Tobias nach den langen Stunden im Freien wie der Hitzeschwall aus einem jäh geöffneten Backofen entgegen. Sie nahm ihm für einen Moment den Atem. Er hakte den Umhang vor der Brust auf, stellte den Bambuskäfig vor die Wand neben der Tür und zog sich den warmen Umhang von den Schultern. Er legte ihn neben den Käfig. Dann trat er ans Bett. Sadik und sein Onkel standen auf der anderen Seite des Himmelbettes mit den rankenverzierten Pfosten.
    Das Gesicht des Mädchens sah noch bleicher aus, als er es in Erinnerung hatte. Ganz spitz schien es geworden. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, doch sie bewegte sich. Ihre Lippen zitterten und sie stöhnte. Er sah, wie sich ihre linke Hand ins

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