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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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geführt?«
    Ein trauriges Lächeln huschte über das Gesicht seines Onkels, das seine Müdigkeit widerspiegelte. »Weil es der Kirche nicht passt, um es einmal grob zu formulieren. Irdische Heilmethoden waren bei den Kirchenfürsten und Priestern nicht gefragt. Jahrhunderte beharrten sie darauf, dass die Krankheit von der Sünde herrührt und dass diejenigen keine Medizin brauchen, die nur festen Glaubens sind und auf Gott und Jesus Christus vertrauen.«
    »Aber das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun!«
    »Die Kirche sah es aber anders, mein Junge. Der große Kreuzzugsprediger Bernhard von Clairvaux verbot seinen auf der Reise erkrankten Mönchen ausdrücklich, Ärzte zu Rate zu ziehen, weil es sich ›nicht zieme, ihr Seelenheil durch den Gebrauch irdischer Hilfe in Gefahr zu bringen‹. Nein, weltliche Arzneien verdammte man jahrhundertelang als mangelndes Vertrauen in den Allmächtigen. Unsere Kenntnis von der Behandlung und Heilung Kranker hinkt deshalb auch Jahrhunderte hinter dem zurück, was Sadik vertraut ist. Und noch heute halten Männer von großem Ruf daran fest, dass Exorzismus ein geeignetes ärztliches Heilmittel sei!«, empörte er sich.
    »Exorzismus? Ist das nicht Teufelsaustreibung?«
    »Ja! Erst vor sechs Jahren haben einige Professoren in Leipzig diesen wissenschaftlichen Unsinn bekräftigt. Das wichtigste Heilmittel wäre die Teufelsaustreibung, weil die Krankheit ihrer Überzeugung nach ihren eigentlichen und innersten Sitz in der durch Sünde wild gewordenen Seele hätte! Und diese Herrschaften nennen sich Wissenschaftler!«, erregte er sich. »Darüber hätten die Ärzte des arabischen Großreiches schon vor tausend Jahren schallend gelacht. Und es wäre wirklich zum Lachen, wenn dieser Unsinn nicht so vielen Menschen Leid und Tod brächte!«
    Nachdenkliches Schweigen kehrte zwischen ihnen ein. Tobias hielt sein Grogglas mit beiden Händen umfasst und blickte in die züngelnden Flammen.
    »Bist du jetzt wenigstens ein wenig ruhiger und vertrauensvoller, was Sadiks Heilkenntnisse betrifft, auch wenn er kein ganzer hakim ist?«, fragte Heinrich Heller nach einer Weile.
    »Ja«, antwortete Tobias. »Wird … das Mädchen überleben?«
    »Das kann zu diesem Zeitpunkt keiner sagen. Es ist ja nicht nur das gebrochene Bein und die Wunde. Der Sturz war gewaltig und ganz sicherlich hat sie sich auch eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, vielleicht noch innere Verletzungen, von denen wir nichts wissen. Doch wie ich es dir und Lisette schon einmal gesagt habe: Sie ist bei Sadik in den allerbesten Händen. Keiner könnte mehr für sie tun.«
    »Ich glaube, ich gehe heute früh zu Bett«, sagte Tobias.
    »Tu das, mein Junge.«
    Tobias gab seinem Onkel einen Kuss auf die Wange, wünschte ihm eine gute Nacht und ging den Flur hinunter zu seinem Zimmer. Auf dem Weg dorthin schaute er aber noch bei Sadik und dem Mädchen hinein.
    Behutsam öffnete er die Tür und verharrte mitten in der Bewegung. Sadik kniete auf seinem Gebetstepp ich und verrichtete sein Nachtgebet, die dreizehn rakats. Sein Rücken war der Tür zugewandt – seine Blickrichtung gen Mekka. Tobias hörte ihn leise beten.
    Vom Mädchen im Bett drang kein Laut. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht, sodass er nur die Flut ihrer schwarzen Haare sehen konnte.
    Der Zwergaffe befand sich jedoch nicht mehr in seinem Bambuskäfig, sondern er lag zusammengerollt auf der Bettdecke!
    So unbemerkt, wie er die Tür geöffnet hatte, schloss er sie auch wieder. In seinem Zimmer entzündete er kein Licht. Wolken zogen vor einem abnehmenden Mond vorbei.
    Im Dunkeln zog er sich aus, schlüpfte in sein Nachthemd und kroch unter die Bettdecke. Er war hundemüde und konnte doch lange nicht einschlafen. Die Ereignisse des Tages zogen an ihm vorbei. Die Fahrt nach Mainz, der Ballon, Riebels Verhaftung und Pizalla Drohung, der Unfall auf der Rückfahrt, ein vielleicht mit dem Tode ringendes Zigeunermädchen auf Falkenhof. Hatte er das wirklich alles an einem einzigen Tag erlebt? Und er hatte nach Paris gewollt, um etwas zu erleben!
     

 
Leben in Allahs Händen
     
    »Die großen Arkana! … Das Schicksalsrad! … Der Magier! Wo bleibt … der Magier? … Zehn … der … Schwerter!« Die kurzatmige Stimme des Mädchens wand sich in eine verzweifelte Höhe und fiel dann in ein keuchendes, abgehacktes Flüstern zusammen, als hätte sie plötzlich alle Kraft verlassen. »Zehn … der Schwerter! … Nur … zehn … der … Schwerter …«
    Ein

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