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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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leuchten.
    »Und was hat das jetzt zu bedeuten?«
    »Streben, Entwicklung – begleitet von Feuer, aber unbeirrbar in der Richtung. Nach dem Magier überwiegt das Positive.«
    »So, und jetzt die letzte Karte, Jana.«
    Sie drehte sie um.
    Tobias erschrak ein wenig. Er hatte die Karte noch nie zuvor gesehen, wusste aber sofort, was er da vor sich hatte: die Karte des Untergangs! Zehn der Schwerter! Die Karte, von der Jana im Fieber phantasiert hatte.
    Zehn stahlblaue Schwerter, die wie ein Gitter in die Erde stießen. Alle Schwertgriffe ragten nach oben, während sich die Spitzen in eine karge, wüstenähnliche Landschaft bohrten. Und dort, wo sie in das zerklüftete Gestein hineinstießen, sickerte Blut hervor. Dazwischen abgebrochene Klingenstücke.
    »Zum Schluss also noch ein Tiefschlag aus der Tiefe meiner Zukunft«, sagte er mit gequältem Spott.
    Jana deutete die Karte nicht sogleich. Angespannt starrte sie auf das Tarotblatt, dann sagte sie mit fast abwesender Stimme:
    »Zehn der Schwerter! Ein Bild größter Schwierigkeiten und Gefahren. Ein gescheiterter Plan, zerstörte Hoffnungen … Es tauchen Probleme auf, verschiedene Gefahren und Schwierigkeiten, die ihren Ursprung zum Teil in der Vergangenheit haben. Ja, zusammen mit dem Turm und dem umgekehrten Herrscher und der Karte der Grausamkeit gibt es daran keinen Zweifel. Große Gefahren!«
    Ein Schauer durchlief Tobias. Er sagte sich, dass das ganze Kartenlegen doch purer Unfug war und überhaupt nichts bewies. Hatte sein Onkel ihn nicht gelehrt, dass das scheinbar Übersinnliche in den meisten Fällen nichts als Aberglaube und Mangel an Wissen war? Und dass niemand die Fähigkeit besaß, in die Zukunft zu schauen?
    Aber dennoch, der Appell an das Rationale, an die Vernunft, half ihm in diesem Moment wenig. Er hatte das Gefühl, von der magischen Welt des Tarots in ein unsichtbares Netz eingewoben zu sein und sich davon nicht mehr befreien zu können. Es war, als hätte Jana mit ihren Deutungen eine Saite in ihm zum Klingen gebracht, von der er bisher nicht geahnt hatte, dass es sie gab. Und nun vermochte er die dunklen Schwingungen nicht mehr zum Schweigen zu bringen.
    »Ist – ist das alles?«, stieß er mit heiserer Stimme hervor, als ihm bewusst wurde, dass Jana schon eine ganze Weile schwieg.
    Ihr Kopf ruckte hoch. Bei der Deutung der letzten Karte, Zehn der Schwerter, hatte ihre Stimme beinahe tonlos geklungen. Davon war nun nichts mehr zu merken. Sie antwortete ihm lebhaft: »Ja, das ist es, und es ist nicht so schlecht, wie du jetzt vielleicht glaubst. Denn du hast ja ein Gegengewicht. Der Turm und die Sonne, der Narr und der Magier sind auf deiner Seite, Tobias! Mit ihrer Hilfe kannst du diese Gefahren überwinden. Was das für Gefahren sind, kann ich dir natürlich nicht sagen.«
    »Das hätte die Sache aber erst richtig interessant gemacht.« Er gab sich betont unbeeindruckt, obwohl dem gar nicht so war.
    Jana zuckte mit den Achseln. »Der Tarot ist nun mal kein klares Fenster in die Zukunft, sondern eher wie eine Landschaft im Nebel, die hier und da mal kurz aufreißt und etwas erahnen lässt. Man kann sich auch mal irren.« Sie atmete tief durch. »Das ist es, was ich dir aus den Karten lesen kann. Aber ich kann ja noch ein Legebild machen, um vielleicht noch ein paar genauere Angaben zu erhalten.«
    »Nein, danke!«, wehrte er impulsiv und erschrocken ab. »So genau will ich es gar nicht wissen. Was du mir da erzählt hast, reicht mir schon völlig!«
    »Vergiss nicht, was ich dir über die mögliche Zukunft gesagt habe. Wer von Gefahren weiß, kann ihnen begegnen«, erinnerte sie ihn und schob die Karten zusammen.
    »Legst du dir auch selbst die Karten?«, fragte Tobias.
    Jana schüttelte den Kopf. »Das ist das Schwierigste, was es gibt.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil man immer versucht ist, das Positivste aus ihnen herauszulesen, wenn man ungünstige Karten und Konstellationen antrifft, denn es ist ja keine Karte nur schlecht. Erst die Verbindung mit den anderen lässt die Waagschale zu einer Seite hin pendeln. Nur sehr gute und reife Tarotleger können sich von dieser Beeinflussung lösen. Ich habe mir immer von Helena die Karten legen lassen.«
    »Und? Ist es immer so eingetroffen?«
    »Es hat mir geholfen«, antwortete sie.
    Obwohl er sich lächerlich vorkam, war er doch froh, als die Karten wieder im Kästchen lagen und sie sich über ganz andere Dinge unterhielten. Sie erzählte ihm von ihrem Vagabundenleben und den seltsamen

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