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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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bedeckt, die ihn ein wenig an arabische Ornamente erinnerten, der Griff aus geriffeltem Silber, mit einem dunkelgrünen Smaragd an seinem Ende, und die Klinge aus allerbestem Stahl.
    »Eine Toledo-Klinge!«, stieß Tobias dann fassungslos hervor, als er erkannte, was er da in der Hand hielt. »Und die schenkt er mir? Das kann ich nicht glauben!«
    »Ich denke, damit hat er wohl gerechnet, denn er gab mir noch ein Schreiben an dich mit«, sagte sein Onkel mit einem belustigten Funkeln in den Augen und zog den Brief aus seiner Rocktasche.
    Tobias legte das Florett über einen Stuhl und brach den dunkelblauen Siegellack auf, der den Abdruck von Maurice Fougots Siegelring trug. Das Schreiben war kurz und ganz in der kühlen Tonart gehalten, die scheinbar das Wesen seines ehemaligen Fechtlehrers kennzeichnete.
     
    Monsieur Tobias!
    Dieses Florett, das Sie in den Händen halten und das von nun an das Ihre ist, gehörte einst einem spanischen Granden aus Valencia. Er schenkte es vor fast einem Jahrhundert einem jungen Edelmann, den er nach einem Streit zum Duell herausgefordert und zu töten beabsichtigt hatte. Doch er fand in diesem jungen Mann seinen Meister. Dieser verschonte jedoch großmütig sein Leben. In der Folgezeit ging das Florett von einem Meister in die Hände eines anderen. Ich erhielt es vor gut zwanzig Jahren von jenem Mann, der mich ein halbes Jahrzehnt in der Kunst des Fechtens unterrichtete, bis er in mir seinen Meister gefunden hatte – wie ich in Ihnen. Deshalb soll dieses Florett von nun an Ihren Besitz schmücken, bis auch Sie die Klinge vor einem Besseren neigen müssen, der es wert ist, die Tradition dieses Floretts fortzuführen. Gedenken Sie jedoch stets der
    Mahnung, die in die Klinge eingraviert ist: »Mögen sich Tapferkeit und Fechtkunst stets mit Ehrgefühl und Großmut die Waage halten!«
     
    Maurice Fougot
     
    Tobias musste das Schreiben zweimal lesen, um seine unglaubliche Bedeutung voll zu erfassen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Die Auszeichnung, die dieses Geschenk darstellte, und die noble Haltung, die aus den Zeilen sprach, beschämten ihn. Und er hatte ihn verächtlich einen Froschschenkelfresser genannt!
    »Darf ich?«, fragte sein Onkel.
    Tobias nickte und reichte ihm stumm den Brief.
    »Sehr viel Ehre, die er dir zuteil werden lässt, mein Junge. Von Kopf bis Fuß ein französischer Edelmann, auch ohne diesen Titel.«
    »Und ich …« Tobias brach ab und schüttelte nur den Kopf.
    »Du hast ihn unterschätzt, aber das ist nur zu verzeihlich, Tobias. Du hast dir nichts vorzuwerfen. Den Groll, den du ihm gegenüber empfunden hast, hat er mit Kalkül geschürt. Ja, er wollte es so – und ich habe ihm seinen Willen gelassen.«
    »Was meinst du damit?«
    Heinrich Heller erzählte ihm nun, weshalb Maurice Fougot ihn stets so unnahbar behandelt und seine Fortschritte scheinbar nie eines Lobes für wert befunden hatte. »Man mag sich darüber streiten, ob sein Konzept das einzig richtige war. Aber er hatte nur dein Bestes im Sinn. Das Ergebnis gibt ihm im Nachhinein Recht, und darauf kam es ihm an.«
    »Fougot hat mir wirklich unglaublich viel beigebracht«, sagte Tobias mit betroffener Nachdenklichkeit, »aber vielleicht hätte ich noch mehr von ihm lernen können, wenn es ihm nicht allein um das Fechten gegangen wäre.«
    Der Gedankengang überraschte seinen Onkel. »Ja, das mag sein. Wir werden es wohl nie wissen. Fougot hat den Weg gewählt, den er für den richtigen hielt. Das muss man zumindest respektieren. Nimmst du sein Geschenk an?«
    Tobias nahm das Florett auf, fuhr über die Inschrift und bog die Klinge. Sie federte mit einem leisen metallischen Sirren zurück. Die Waffe lag wunderbar in der Hand.
    »Wenn Fougot meint, ich hätte sie verdient, dann verhält es sich auch so«, antwortete er auf die Frage seines Onkels. Er lächelte, hob die Klinge vor sein Gesicht, als wollte er einem imaginären Gegner grüßen, und sagte: »Merci bien, Maurice Fougot! Nichts für ungut und ich werde Ihr Geschenk in Ehren halten.«
    Er brachte das Florett in sein Zimmer und hängte es an den Haken über der Kommode. Dann ging er zu Jana, um ihr von dem Geschenk und dem Franzosen zu erzählen, der ihn all die Jahre an der Nase herumgeführt hatte.
    Sadik saß bei ihr. Er hatte ihr wohl den Verband gewechselt, was immer mit einigen Schmerzen verbunden war, wie sie ihm gestanden hatte. Sie sah auch ein wenig mitgenommen aus, doch sie versuchte es zu überspielen.
    »Weißt du auch,

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