Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
nicht?« Sie sah ihn prüfend an.
    »Na ja, er hat dich zwar gepflegt und alles getan, damit dein Bein wieder in Ordnung kommt und du wieder gesund wirst, aber dass er sich noch die Mühe mit den Krücken aufhalsen würde, hätte ich ihm nicht zugetraut. Weißt du, als Araber hat er ganz schön merkwürdige Ansichten über Frauen«, sagte er schnell, um seine Unsicherheit zu überspielen. »In seiner Heimat zählen nur Jungen etwas. Mädchen sind eher eine Last, weil sie verheiratet werden müssen, eine Mitgift kosten und angeblich nichts als Schwierigkeiten machen. Töchter sind die Schleudern des Teufels, hat er mal gesagt, und die einzige Medizin für die Schlange und die Frau wäre der Stock.«
    Jana zeigte sich darüber überhaupt nicht betroffen, sondern lachte herzhaft. »Ja, das sieht ihm ähnlich! Bei denen gibt es ja auch noch einen Harem. Aber so viel anders denken die Männer hier auch nicht über unverheiratete Töchter und Frauen.«
    Tobias ging nicht darauf ein. »Und aus all diesen Gründen habe ich eben geglaubt, er würde sich über die medizinische Behandlung hinaus sonst nicht um dich kümmern. Denn von den Krücken hat er mir kein Wort erzählt«, sagte er und fügte in Gedanken hinzu: ›Du arabisches Schlitzohr!‹
    »Du hast ihn eben unterschätzt«, sagte Jana belustigt. »Ich mag ihn, auch wenn er manchmal etwas kauzig ist. Auf jeden Fall hab ich bald ein Paar Krücken! Das ist schon ein Lichtblick.«
    »Ich mag ihn auch, aber kauzig ist er wirklich«, murmelte Tobias, »und manchmal auch so stur, dass man sich richtig mit ihm in die Wolle kriegen kann. So, jetzt muss ich aber wieder zu meinem Onkel, sonst heißt es wieder, ich würde mich vor der Arbeit drücken. Ich schaue später noch mal nach dir.«
    Er brachte Jana noch den »Ivanhoe« und suchte dann Sadik. Er hielt sich in Klemens’ Werkstatt auf, die sich an die Kutschenremise anschloss. Auf einem hohen Schemel hockend, trat er das Fußpedal des Schleifsteins und schärfte sein Messer.
    »Würdest du mir mal verraten, was das mit den Krücken auf sich hat?«, sagte Tobias ohne Umschweife.
    »Krücken sind ein nützliches Mittel der Fortbewegung, ganz besonders für Menschen, die ein Fußleiden haben oder eine Bruchstelle am Bein noch nicht zu sehr belasten dürfen«, erwiderte Sadik spöttisch.
    Tobias ärgerte sich über Sadiks scheinheilige Antwort. »Das ist mir nichts Neues!«
    »Warum fragst du dann?«
    »Das weißt du ganz genau!«
    »Jana braucht Krücken. Oder hast du vielleicht vorgehabt, ihr welche anzufertigen?«, fragte Sadik, ohne aus dem Takt seiner rhythmischen Pedalbewegungen zu geraten.
    »Darum geht es doch gar nicht!«
    »Sondern?«
    »Es ist wegen des Ballons, gib es doch zu! Das mit den Krücken hätte noch Zeit gehabt. Aber du baust ihr jetzt schon welche, dass sie möglichst früh loshumpeln kann. Und dann ist es erst mal vorbei mit den Aufstiegen!«, zürnte Tobias.
    »Mit eurem Ballon habe ich nichts zu schaffen«, gab Sadik gelassen zurück. »Ich denke nur daran, dass das Mädchen früher oder später Krücken braucht, und ich bin deshalb schon mal an die Arbeit gegangen.«
    »Früher oder später! Von wegen! Früher als nötig wird sie die von dir bekommen. Und du weißt ganz genau, dass sie sie dann auch wird benutzen wollen – und zwar so schnell wie möglich!«
    Sadik nahm den Fuß von der Trittplatte, ließ den Schleifstein ausrollen und prüfte die Schärfe der Klinge. Dann erst blickte er Tobias an. Er lächelte. »Sag bloß, du willst sie länger als nötig im Bett halten? Ich denke, du magst sie? Nun, dann scheint mir deine Erregung aber sehr unpassend zu sein.«
    »Unpassend ist höchstens dein Spott, Sadik«, erwiderte Tobias. »Es geht dir doch in Wirklichkeit gar nicht um Jana. Du willst uns mit den Krücken nur eins auswischen, weil der große Mohammed Ballonflüge im Koran zu erwähnen vergessen hat!«
    »Nichts, was in dieser Welt von Bedeutung ist, fehlt im Koran.«
    »Sadik, bitte, verdirb uns doch nicht den Spaß«, verlegte sich Tobias nun aufs Bitten. »Wenn Jana die Krücken braucht, soll sie sie haben, aber keinen Tag früher!«
    »Ihr entscheidet, ob ihr mit dem Fluggerät aufsteigt und Allahs Zorn auf euch lenken wollt, und ich entscheide, wann das Mädchen seine Krücken erhält«, erklärte Sadik.
    »Du bist gemein!«
    Erstaunt sah der Araber ihn an. »So? Ich finde es im Gegenteil überaus gerecht.«
    »Ach, du bist engstirnig! Unbelehrbar! Pass bloß auf, dass Allahs Zorn

Weitere Kostenlose Bücher