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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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anzuvertrauen.
    »Du hast mir immer noch nicht so richtig erklärt, um was es sich bei den Experimenten deines Onkels handelt«, sagte Jana nun.
    »Weil ich es nicht kann«, erwiderte er und fühlte sich ganz elend dabei, sie mit solchen Antworten abspeisen zu müssen. Wie gerne wäre er mit allem herausgesprudelt. Doch er konnte, er durfte nicht!
    Jana schaute verdrossen drein. »Du denkst wohl, ich würde das nicht verstehen, stimmt’s?«
    »Unsinn.«
    »Warum redest du dann immer um den heißen Brei herum?«
    »Das tue ich gar nicht!« Tobias fühlte sich in die Defensive gedrängt, und zu Recht, wie er insgeheim zugeben musste. Denn genau das, was sie ihm vorwarf, tat er ja auch!
    »Sicher tust du das! Mich kannst du doch nicht für dumm verkaufen. Ich spüre, dass du es mir nicht sagen willst!«, hielt sie ihm vor, nicht ärgerlich, aber doch enttäuscht, als hätte sie das nicht von ihm erwartet.
    »Haben dir das vielleicht die Karten verraten?« Er versuchte die Angelegenheit ins Scherzhafte zu ziehen.
    »Dafür brauche ich keine Karten, sondern muss dir bloß mal in die Augen blicken«, gab sie kühl zur Antwort, drehte den Kopf auf die Seite und sagte: »Ich bin müde. Ich möchte jetzt schlafen.«
    Sie war nicht müde, sondern wollte sich nur nicht mit ihm streiten, das war es! Er sah es ihr an, dass sie sich aus Höflichkeit und Dankbarkeit für die Aufnahme und Pflege zurückhielt. Und es schmerzte ihn. Wie ein Schuft fühlte er sich. Erneut bestürmte ihn die Versuchung, sein Wort zu brechen und ihr die Wahrheit zu sagen.
    Doch er wusste, wie sehr sein Onkel von ihm enttäuscht sein würde, denn ein Wort war für ihn ein Wort, das nur brach, wer keine Ehre im Leib hatte. Und so ließ er den Moment schweigend verstreichen.
    »Es ist wirklich nicht so, wie du denkst, Jana«, sagte er, als er sich vom Stuhl erhob und zur Tür ging.
    Sie gab ihm keine Antwort.
    Er litt den ganzen Tag unter der Verstimmung zwischen ihnen, obwohl Jana bei seinem nächsten Besuch nach dem Mittag kein Wort mehr davon erwähnte – und auch später nicht. Sie redeten wie früher über alles Mögliche und der Vorwurf schien vergessen. Dennoch spürte er, dass sie anders war, nicht mehr so offen wie vorher.
    Er sagte sich, dass er sich damit abfinden müsse, aber es fiel ihm schwer, denn ihm lag viel daran, was sie von ihm hielt. Dessen wurde er sich erst jetzt richtig bewusst. Es bedrückte ihn, dass ihre Beziehung einen unsichtbaren Riss erhalten hatte. Doch es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Auch am folgenden Tag nicht. Doch dieser brachte die Wende, wenn auch anders, als er sich das vorgestellt hatte.
    Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und Heinrich Heller beschloss, in der Nacht wieder mit dem Ballon aufzusteigen.
    Kurz nach Mitternacht waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Der Ballon hing zu voller Größe aufgebläht zwischen den Masten und wartete nur darauf, in die Lüfte entlassen zu werden.
    Es war alles so spannend und aufregend wie beim ersten Aufstieg, und doch war es für Tobias gleichzeitig auch ganz anders. Ein bitterer Tropfen mischte sich in seine Freude, als er zu seinem Onkel in die Gondel kletterte und daran dachte, wie Jana ihm am nächsten Morgen wohl in die Augen schauen würde: verletzt, enttäuscht und stumm.
    Gerade hatte Heinrich Heller die Anweisung gegeben, mit dem Abspulen der Seile zu beginnen, und die Gondel schwebte schon ein paar Meter über dem Podest, da rief Sadik plötzlich erschrocken: »Hasib! … Achtung! … Blockieren, Jakob!«
    Sadik blockierte augenblicklich die Seilwinde. Und obwohl Jakob geistesgegenwärtig reagierte und dem Beispiel des Arabers folgte, liefen von seiner Winde doch ein, zwei Meter mehr Seil ab.
    Der Ballon schwankte und die Gondel hing ein wenig schief in der Luft. Tobias und sein Onkel taumelten gegen die Hanfbrüstung.
    »Himmel, was hat das …?« Heinrich Heller führte seinen ärgerlichen Ausruf nicht zu Ende.
    Denn in diesem Moment tauchte Unsinn, der an Sadiks Seil wie der Blitz hochgeklettert sein musste, auf dem Gondelrand auf und sprang dann mit einem fröhlichen Kreischen Tobias auf die Schulter.
    »Heiliger Lazarus! Das ist ja Janas Äffchen! Mir scheint, wir haben einen blinden Passagier an Bord!«, stieß Heinrich Heller hervor, und sein grimmiges Gesicht nahm sofort wieder freundliche Züge an. Bei Sadiks Warnruf hatte er im ersten Moment nämlich befürchtet, es hätte sich plötzlich eine wirklich ernsthafte Komplikation

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