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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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schlau daraus!«
    Sadik schloss die Tür wieder und holte sich einen Stuhl, während Tobias berichtete, was sich soeben im Studierzimmer seines Onkels abgespielt hatte.
    »Und er ist nur wegen dieses Spazierstockes gekommen?«, fragte Jana danach verwundert.
    »Ja, und er hat eindeutig gelogen. Von dem Brief, den mein Vater ihm geschrieben hat, glaube ich ihm kein Wort.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete Sadik ihm bei. »Dass er es überhaupt wagt, sich auf Falkenhof zu zeigen, überrascht mich. Doch er wusste wohl, dass dein Vater nicht mehr hier ist, sonst wäre er bestimmt nicht erschienen. Denn als wir endlich Omsurman erreichten, hat dein Vater ihm nämlich in aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben, dass er ihm nie wieder unter die Augen treten solle. Dort haben sich ihre Wege getrennt. Auch Wattendorf hat dein Vater keines Blickes gewürdigt. Doch für ihn hatte er nur mitleidige Verachtung übrig, denn Wattendorf war ein gebrochener Mann.«
    »Zeppenfeld und Wattendorf, was sind das für Männer, Sadik? Woher kennt mein Vater sie?«
    »Da fragst du mich zu viel. Es waren wohl Jugendfreundschaften, die nie einer Bewährungsprobe hatten standhalten müssen – bis zu jener Expedition. Als dein Vater mit ihnen Freundschaft schloss, waren sie allesamt junge Männer aus begütertem Haus, die aber von der Welt noch nichts gesehen hatten. Was später aus ihnen wurde, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass Armin von Zeppenfeld ein Ehrgeizling ist – doch ohne die Entschlossenheit und Disziplin, seinem Ehrgeiz eine verantwortungsvolle Richtung zu geben. Dein Vater deutete einmal an, seine Karriere beim Militär hätte nach einem Skandal ein unrühmliches Ende gefunden. Und Eduard Wattendorf war wohl der Spaßmacher der Gruppe, ein Mann der großen Worte, der sich zu großen Taten berufen fühlte und dann erkennen musste, dass er seinen Träumen in der Wirklichkeit nicht gewachsen war. Beide waren bittere Enttäuschungen für deinen Vater, für Sihdi Roland und Sihdi Burlington.«
    »Was genau ist damals passiert, dass mein Vater sich mit ihnen überworfen hat?«, wollte Tobias wissen. »Onkel Heinrich weiß wohl auch nicht viel darüber. Aber du warst doch lange mit ihnen zusammen und hast alles miterlebt.«
    »Aiwa, ich war dabei. Doch ich wünschte, Zeppenfeld und Wattendorf hätten nie unseren Pfad gekreuzt«, sagte der Araber mit geringschätzigem Tonfall. »Und mehr als einmal hat dein Vater es bereut, dass er sich von ihnen hatte überreden lassen, sie mitzunehmen. Sihdi Roland und Sihdi Burlington, der Engländer, sind aus dem Holz, aus dem auch dein Vater geschnitzt ist, Tobias. Hart und doch biegsam. Männer, die sich in der Gewalt haben. Wattendorf und Zeppenfeld dagegen – Männer ohne Charakter, übersteigert in ihrem Selbstbewusstsein und in Zeiten der Bewährung schwach und feige.«
    »Du machst es ganz schön spannend«, warf Jana ihm vor. »Oder willst du uns vielleicht nicht erzählen, was damals passiert ist? Ist das so ein großes Geheimnis?«
    »Richtig«, pflichtete Tobias ihr bei. »Ich frage mich, warum du mir nicht schon längst von den beiden erzählt hast.«
    »Es steht mir nicht zu, Männer wie diese beiden in ein schlechtes Licht zu rücken, wenn dein Vater sich dir gegenüber darüber ausgeschwiegen hat.«
    Tobias verzog das Gesicht. Diese Begründung konnte er nicht gelten lassen. »Vater hat sich über tausend Sachen nicht ausgelassen. Und nicht etwa, weil er sie mir vorenthalten wollte, sondern weil er nie richtig Zeit für mich hatte. Ruhe zum Geschichtenerzählen hat er doch nie gehabt, das weißt du ganz genau. Er war viel zu sehr mit anderen, viel wichtigeren Dingen beschäftigt. Immer war er in Eile, weil Korrespondenz zu erledigen, Pläne neu zu durchdenken oder neue Karten zu studieren waren. Noch nicht mal zu den Mahlzeiten hat er sich regelmäßig zu uns gesetzt. Wie hätte er mir da auch lang und breit Geschichten erzählen und mir ein paar Stunden seiner kostbaren Zeit schenken können?« Bitterkeit sprach aus seinen Worten. »Willst du es ihm vielleicht nachmachen, Sadik?«
    »La, das werde ich nicht«, erwiderte Sadik und Mitgefühl stand in seinen Augen. »Dein Vater hat dir wirklich wenig Zeit geschenkt, das ist wohl sein größter Fehler. Ein Mann von Größe wirft auch lange Schatten, und dich vernachlässigt zu haben ist wohl sein dunkelster.«
    Tobias’ Miene wurde hart und verschlossen. »Ich kenne ihn nicht anders, und damit werde ich schon fertig. Doch darum

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