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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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üben.«
    »Ich muss leider darauf bestehen«, erwiderte Heinrich Heller und nahm ihm den Stock ab. »Ich werde ihn vorläufig hier in Verwahrung nehmen.«
    Zeppenfeld erhob sich abrupt. »Hatte mir mehr erhofft, doch verstehe. Darf mich empfehlen, Herr Professor. Verbindlichsten Dank für das Gespräch und den Tee«, verabschiedete er sich auf seine forsche Art. »Bitte nochmals die Störung zu später Stunde zu entschuldigen.«
    »Nicht der Rede wert. Ich nehme an, Sie haben schon ein Nachtquartier«, sagte Heinrich Heller und läutete nach Lisette.
    Zeppenfeld nickte. »Gasthof in Marienborn. Einfach, aber sauber!«
    Lisette brachte Umhang und Mantel.
    »Eine geruhsame Nacht, Herr Professor!« Armin von Zeppenfeld verbeugte sich und folgte Lisette aus dem Zimmer. Als er an Tobias vorbeiging, warf er ihm einen zornigen Blick zu.
    »Danke, dass du ihm den Spazierstock nicht gegeben hast«, sagte Tobias, als er wieder mit seinem Onkel allein war. »Es ist so, wie ich es gesagt habe. Vater wollte den Stock nicht, und da hat er ihn mir geschenkt! Von Aufbewahren war nie die Rede gewesen, glaub mir!«
    »Nun ja, dein Vater ist manchmal mit seinen Gedanken weit weg und vernachlässigt Angelegenheiten, die für ihn von geringer Bedeutung sind«, erwiderte Heinrich Heller, der Zeppenfelds Behauptung nicht leichtfertig vom Tisch fegen wollte. »Aber auch wenn er tatsächlich einen Anspruch auf den Spazierstock hat, würde ich ihn nicht so ohne weiteres herausgeben. Ich muss schon erst den Brief deines Vaters in der Hand halten.«
    »Bestimmt gibt es diesen Brief überhaupt nicht! Es kann ihn gar nicht geben«, sagte Tobias überzeugt. »Sonst hätte er mir das doch gesagt.«
    »Warten wir es ab, mein Junge.«
    Tobias hätte den Spazierstock gern wieder mitgenommen. Doch da sein Onkel entschieden hatte, dass er ihn bis zur endgültigen Klärung des Besitzverhältnisses bei sich aufbewahren würde, war es zwecklos, danach zu fragen.
    »Ich mag ihn nicht!«, sagte er grimmig.
    »Zeppenfeld?«
    Tobias nickte. »Ja, seine ganze Art gefällt mir nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Vater und er Freunde gewesen sein sollen.«
    »Ganz nach meinem Geschmack ist mir dieser Herr Armin von Zeppenfeld auch nicht«, pflichtete Heinrich Heller ihm bei. »Eine Spur zu zackig und forsch, der Herr. Aber dass sie einmal Freunde waren, ist eine Tatsache. Nur hat sich diese Freundschaft mittlerweile erheblich abgekühlt – unter der heißen Sonne Ägyptens. Aber was zerbrechen wir uns den Kopf darüber. Ich glaube, ich werde jetzt zu Bett gehen.«
    Tobias hätte gern noch mehr über Zeppenfeld und auch über Wattendorf erfahren, bedrängte seinen Onkel jedoch nicht mit weiteren Fragen. Er wünschte ihm eine gute Nacht und ging.
    Heinrich Heller blieb noch eine Weile vor dem Feuer sitzen. Wenn er es recht bedachte, war der nächtliche Besuch doch eine höchst seltsame Angelegenheit. Wegen eines Spazierstockes, der zugegeben in seiner Art recht ungewöhnlich war, bei diesem Wetter und um diese Zeit noch vorzusprechen, das schien so gar nicht zu einem Mann wie Zeppenfeld zu passen. Auch dass er ausgerechnet Spazierstöcke sammelte, erschien ihm verwunderlich. Zeppenfeld erweckte so gar nicht den Eindruck, als könnte er überhaupt ein derart kurioses Steckenpferd pflegen.
    »Merkwürdig«, murmelte er. Dann aber zuckte er mit den Achseln und stemmte sich aus dem Sessel. Was gingen ihn die Marotten anderer an. Sollte Zeppenfeld doch sammeln, was er wollte. Was hatte er damit zu tun!
    Er ahnte nicht, wie viel.
     

 
Nacht der Schande
     
    Sadik hielt sich bei Jana im Zimmer auf. Er hatte nach ihrem Bein geschaut und das Ergebnis befriedigte ihn sehr. Der Schorf begann sich schon von der neu gebildeten Haut zu lösen. Bald würde nicht viel mehr als eine unregelmäßige gezackte Narbe zu sehen sein. Nicht mehr lange, und es sprach nichts mehr dagegen, dass Jana wieder weiterzog.
    »Du bist aber lange weg gewesen!«, sagte sie schmollend, als Tobias ins Zimmer trat.
    »Tut mir Leid, aber ich ahnte nicht, dass es so lange dauern würde. Der Besucher war ein Freund meines Vaters, der mit ihm in Ägypten war. Armin von Zeppenfeld. So abgehackt wie ihn habe ich noch keinen sprechen hören.«
    Sadik, der schon in der Tür stand, drehte sich überrascht zu ihm um. »Zeppenfeld auf Falkenhof? «, fragte er ungläubig.
    »Ja. Bitte bleib doch noch, Sadik«, bat Tobias schnell. »Das war eben eine ganz merkwürdige Geschichte. Vielleicht wirst du

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