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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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großen Teich liegt, schon sehen können.«
    »Dann los!«, gab Sadik das Zeichen zum Aufbruch.
    Doch als sie den Krähenberg erklommen hatten, bestand er darauf, dass Jana von der Landstraße abfuhr und einem schmalen Pfad folgte, der für einen breiten Wagen wie ihren nicht geschaffen war. Zu beiden Seiten kratzten Äste an den Wänden entlang und schabten Farbe von den Brettern.
    »Muss das sein?«, fragte Jana mit unglücklicher Miene.
    »Aiwa!«, beharrte Sadik. »Wir gehen den Rest des Weges zu Fuß, und zwar nicht auf offener Landstraße, sondern im Schutz des Waldes. So, das reicht. Hier können wir den Wagen getrost zurücklassen.«
    Sie hielten sich parallel zur Straße. Regentropfen perlten überall auf dem Laubkleid von Bäumen und Sträuchern. Wenn sie im Unterholz nicht Acht gaben und tief hängende Äste streiften, ging ein kleiner Schauer auf sie nieder.
    Nach einer knappen halben Stunde führte die Landstraße in einem Bogen nach links und aus dem Wald hinaus. »Da! Ein Haus! Das muss es sein!«, rief Jana aufgeregt, als sie sich der Baumgrenze näherten und einige hundert Meter entfernt ein Fachwerkhaus bemerkten, das an einem großen Teich lag.
    »Aiwa, das dürfte der Gasthof sein«, sagte Sadik und ließ seinen Blick forschend über das Haus und das umliegende Gelände schweifen. Rauch stieg aus dem Schornstein. Auf der eingezäunten Wiese, die sich hinter dem Haus anschloss und bis an den Teich mit seinen schilfbestandenen Ufern reichte, watschelten mehrere Dutzend Gänse umher. Ein Pferd graste auf einer Koppel. Zwei Kühe lagen träge im Gras. Auf der Landstraße zeigte sich noch nicht einmal ein einzelner Wandersmann. Es herrschte eine friedvolle Stille.
    Tobias stellte Florett und Spazierstock gegen den Stamm eines Baumes. »Ich schlage vor …«
    Sadik gebot ihm mit einer jähen Handbewegung Schweigen, denn in diesem Moment trat eine korpulente Frau in einem bunten Bauernrock und einer weißen Bluse vor die Tür des Gasthofes. In der Armbeuge trug sie einen großen Krug. Sie ging zum Brunnen, füllte den Krug und kehrte ins Haus zurück.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Sadik kopfschüttelnd.
    »Was gefällt dir nicht?«, wollte Tobias wissen.
    »Ich kann es so schlecht benennen, mein Junge. Es ist mehr ein Gefühl. Irgendwie passt mir diese ganze Ruhe nicht. Es ist mir da unten zu still – trügerisch still«, sagte er.
    »Was hast du denn erwartet? Ein Volksfest?«, fragte Tobias spöttisch. »Also ich kann weit und breit nichts Verdächtiges bemerken. Und du, Jana?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sieht wirklich friedlich aus.«
    »Und genau das stimmt mich unruhig«, beharrte Sadik mit verkniffenem Gesicht. »Niemand ist im Garten, auf der Gänsewiese oder da drüben beim Stall.«
    »Warum denn auch?«
    »Wo hast du deine Augen und deinen Verstand gelassen, Tobias? Schau mal zum Teich hinüber!«, forderte Sadik ihn auf. »Fällt dir nicht auf, dass dieser kleine Kahn mitten auf dem Teich treibt?«
    »Doch, das sehe ich schon …«
    »Und da drüben vor dem Schuppen liegt die Axt neben dem Hauklotz«, fuhr Sadik fort. »Inmitten einer Regenpfütze!«
    Tobias zuckte mit den Achseln. »Der Kahn war vielleicht nicht angebunden und ist vom Ufer getrieben worden, als das Unwetter losbrach. Und was die Axt betrifft, so ist da jemand beim Holzhacken vom Regen überrascht worden.«
    »Aiwa, so wird es wohl gewesen sein. Aber jetzt sage mir, was du nach einem solch heftigen Regen tun würdest, wenn dir das Anwesen gehören würde?«
    Tobias zog die Stirn kraus. »Die Axt aufheben und den Kahn wieder ans Ufer holen?«
    Sadik nickte. »Mazbut! Genau!«
    »Na ja, es kommt ganz darauf an, wie ordentlich jemand ist«, wandte Jana ein, die sich genauso wenig vorstellen konnte, dass da unten eine Gefahr lauerte.
    »Haus, Hof, Stallung, Koppeln – alles wirkt sehr ordentlich. Und niemand, der auf Ordnung hält, lässt eine Axt im Regen liegen«, hielt Sadik ihnen vor.
    Tobias war des Redens überdrüssig. »Ob dich dein Gefühl nun trügt oder nicht, Gewissheit erhalten wir nur, indem wir hinuntergehen, uns im Gasthof umsehen und mit dem Patron reden.«
    »Das scheint mir zu gefährlich zu sein! Oder sehnst du dich vielleicht danach, plötzlich Zeppenfeld gegenüberzustehen und in den Lauf einer Muskete zu blicken?«
    »Sadik!«
    »Nein, nein, wir sollten das Haus noch ein paar Stunden beobachten, auf die Nacht warten und uns dann anschleichen«, schlug der Araber vor.
    Dieser Vorschlag stieß bei

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