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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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metallverstärkter Innenrand mit einem Kranz kleiner Vertiefungen für die Eisenstifte kam zum Vorschein – und eine lange hohle Röhre in Ebenholz.
    »Der Stock ist innen hohl! Eine Papierrolle steckt in der Kammer! Vermutlich eine Karte! Ich wusste es doch!«, stieß Tobias hervor, von Freude und Stolz über seine Entdeckung regelrecht überwältigt. Der Stock zitterte in seiner Hand.
    Jana stieß einen Freudenschrei aus, als hätten sie den Stein der Weisen gefunden.
    »Bei Allah! Du hast das Rätsel wirklich gelöst!«, sagte Sadik fast andächtig.
    Jacques und seine Frau freuten sich mit ihnen, auch wenn ihnen die Aufregung um geheimnisvolle Täler in fremden Ländern so fremd war wie die Orte, die bei Jana, Sadik und Tobias die Phantasie so heftig anregten.
    Alles drängte sich nun um Tobias, der die Karte aus dem Ebenholzstock zog. »Der Gang des Skarabäus, damit war das hohle Innere des Stockes gemeint«, murmelte er mit einem verklärten Lächeln, als er sich hinkniete und das dünne Papier ausrollte, »und mit den Papyrusschwingen, auf denen eingebrannt das verschollene Tal im Wüstensand reist, hat Wattendorf auf diese Karte hier angespielt.«
    Die Karte aus dünnem Papier maß etwa vier Handspannen im Quadrat. Falken schwebten in ihren Ecken, während das Innere von unzähligen Zeichen und Ortsnamen in der krakeligen Handschrift bedeckt war, die für Wattendorf so typisch war. Ortschaften, Karawanenwege, Oasen, Sandwüsten, schroffe Bergzüge, ausgetrocknete Flussläufe und andere landschaftliche Merkmale waren durch entsprechend primitive zeichnerische Darstellungen recht leicht zu erkennen. Hütten und Zelte standen für kleine Siedlungen. Waren sie von einer Mauer umgeben, handelte es sich um eine Stadt. Drei Palmen kennzeichneten eine Oase und ein Wasserschlauch eine der seltenen Wasserquellen in der Wüste.
    »Das muss der Nil sein!« Tobias deutete auf die dicke blaue Linie, die sich im linken Drittel der Karte vom oberen bis zum unteren Rand schlängelte. »Hier sind Alexandria und Cairo! Und der Punkt da links unten ist bestimmt Chartoum! Richtig, da steht es ja auch!«
    »Da! Die Nubische Wüste! Und hier, die Oase Al-Kariah!«, rief Sadik, während sein Zeigefinger aufgeregt wie ein Derwisch von einer Markierung zur anderen über die Karte tanzte.
    »Das verschollene Tal muss dort irgendwo in der Nähe sein!«, stieß Tobias mit trockener Kehle hervor, während er sich bemühte Wattendorfs miserable Handschrift zu entziffern.
    Sadik war schneller. »Das Tal des Falken! Hier liegt es! Seht ihr den Falkenkopf? Er trägt den Namen, der in Arabisch geschrieben ist, in seinem Maul. Und daneben ist das einzige rote Zeichen auf der Karte. Eine Scheibe! Die Sonnenscheibe! Ein wichtiges Symbol der Gottkönige im alten Ägypten. Ja, das ist das verschollene Tal. Es liegt in den Bergen.«
    Tobias kniff die Augen zusammen. »Aber da steht noch etwas«, stellte er fest und verfluchte Wattendorfs kaum zu entziffernde Handschrift. Und als wenn diese in Deutsch nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte er die Eintragungen zu allem Übel auch noch auf arabisch vorgenommen. »Bals … und Alwud …« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Tut mir leid, ich muss passen! Dieses Gekrakel ist vielleicht was für Jana. Um Wattendorfs Klaue lesen zu können, muss man fast schon hellseherisch begabt sein!«
    Sadik lachte. »Du übertreibst. Es ist halb so schlimm.«
    »So? Und was steht da neben dem Namen Tal des Falken?«, wollte Tobias wissen.
    »Bani-Israil und Al-Hudschurat«, entzifferte Sadik.
    Tobias runzelte verwirrt die Stirn. »Die Nachtreise und Die inneren Zimmer?«, übersetzte er für Jana. »Tragen nicht zwei Koransuren diese Überschriften?«
    Sadik nickte. »Ja, und zwar die 17. und 49. Ein Zufall ist das kaum. Wattendorf hat sich etwas dabei gedacht, aber was die Namen bedeuten sollen, wird nicht so einfach herauszufinden sein, wie ich ihn einschätze.«
    »Du meinst, er hat Roland und Burlington auch so ein Rätsel zugeschickt wie meinem Vater?«
    »Aiwa! Mit Sicherheit!«, erwiderte Sadik im Brustton der Überzeugung. »Es würde mich gar nicht wundern, wenn es sich bei der Nachtreise und den inneren Zimmern um die beiden inneren Pforten handelt, von dem er in seinem Brief an deinen Vater geschrieben hat. Die Zeichen weisen nämlich darauf hin, dass alle drei Begriffe zusammengehören. Von Sihdi Roland und Sihdi Burlington werden wir gewiss mehr darüber erfahren, wenn ich mich nicht sehr

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