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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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verschwinden!«, rief Sadik Tobias zu. Als der Heuschober unter der Feuersbrunst in sich zusammenstürzte und Peter Daemgen mit zwei Untergebenen heranritt, hatten sie längst die Lichtung auf der anderen Seite des Waldes erreicht, wo Jana voller Ungeduld mit dem Wagen auf sie gewartet hatte.
    Anderthalb Stunden später begaben sie sich zur Zollstation, wie sie es mit dem Zöllner vereinbart hatten. Vor ihnen lag der Rhein, der golden im Abendlicht glitzerte und über den sich die Brücke hinüber nach Frankreich spannte.
    Peter Daemgen war auch tatsächlich zur Stelle und schickte seinen Untergebenen zurück ins Haus. »Ah, fahrendes Volk! Ich erledige das schon! Bin jedesmal froh, wenn ich diese Herumtreiber verschwinden sehe! Sind nicht viel besser als dieses versoffene Pack, das wir vorhin aufgegriffen haben!«, rief er scheinbar gereizt. Doch als er zu ihnen an den Wagen trat, nickte er kaum merklich und lächelte ihnen zu.
    Es fiel ihnen schwer, sich jegliches Dankeswort zu verkneifen. Der Schlagbaum hob sich und der Kastenwagen rumpelte über die Brücke. Frankreich! Jetzt galt es, so schnell wie möglich zu Jean Roland nach Paris zu gelangen!
    Doch würde der Vorsprung, den der Zöllner ihnen verschaffen konnte, auch reichen?
     

 

     
DRITTES BUCH
 
Die Freiheit auf den Barrikaden
 
Juli 1830
     

 
Tollhaus Paris
     
    Der beißende Qualm der Feueressen und der bestialische Gestank der Siedereien, die sie auf ihrem Weg durch die östlichen Außenbezirke der Stadt passiert hatten, waren nur ein Vorgeschmack dessen gewesen, was sie im Zentrum von Paris erwartete.
    Kaum hatten sie den stinkenden Canal Saint Martin überquert, einen der wichtigsten Transportwege im Osten der Stadt, da hatte das unüberschaubare Häusermeer mit seinem Gassenlabyrinth sie regelrecht verschluckt und der chaotische Verkehr sie mitgerissen wie ein reißender Strom ein Stück Treibholz.
    Sadik zeigte sich von dem Menschengewimmel im Gewirr ineinander verschlungener Häuserschluchten, die oftmals sechs Stockwerke und höher reichten, sowie dem unbeschreiblichen Lärm, Dreck und Gestank nicht im mindesten beeindruckt. Derartige Zustände kannte er von Cairo her. Doch Tobias war zutiefst verstört und enttäuscht. Das Bild einer prächtigen Weltmetropole, das er sich von Paris gemacht hatte, zerstob im Angesicht der schockierenden Wirklichkeit wie eine Seifenblase.
    Die einzige große Stadt, die er bisher gekannt hatte, war Mainz gewesen und das geschäftige Treiben auf den Straßen dort hatte ihn jedesmal in Erstaunen versetzt. Doch im Vergleich zu Paris erschien ihm Mainz nun wie ein beschauliches Dorf.
    Das Schlimmste war der durchdringende Gestank, der aus den Abwässerkanälen drang und von dem Unrat aufstieg, der sich überall auf den Straßen befand. Die Wasserrinnen, die leicht abgesenkt in der Mitte des Straßenpflasters verliefen, waren vielerorts von Dreck, Abfällen und Fäkalien verstopft, die in der Hitze des Julitages gen Himmel stanken. Blut aus Metzgereien und Abdeckereien bildete hier und da vor den Häusern Lachen oder floss quer über das Pflaster aus unregelmäßig geformten Sandsteinen und vermischte sich mit dem anderen Unrat in der Wasserrinne.
    Und niemand schien daran Anstoß zu nehmen. Zwischen all diesem Dreck wimmelte es von Müßiggängern, fliegenden Händlern, eiligen Dienstboten, Bettlern, Straßenmusikanten, Prostituierten und herumstreunenden Kindern, Katzen und Hunden, während sich Kutschen, schwer beladene Fuhrwerke, Lastkarren und leichte Cabriolets gegenseitig die Straße streitig machten. Die leichten Einspänner, von jungen Männern in auffällig modischer Kleidung gelenkt, legten eine besondere Rücksichtslosigkeit an den Tag. Sie kümmerten sich nicht um den Dreck und Kot, den ihre Räder hochspritzen ließen, und gaben auch nichts auf die Flüche und Drohgebärden, die ihnen nachgeschickt wurden. Die zahlreichen Schuhputzer und Kleiderreiniger, auf die man an fast jeder Straßenecke traf, waren ein deutlicher Hinweis, wie sehr ihre Dienste in dieser Stadt vonnöten waren. Das galt auch für die sogenannten Groschenfechter und Schnäpper, die wie die Schuhputzer und Kleiderreiniger den verdreckten Straßen ihren Lebensunterhalt verdankten.
    Wollte jemand die Straße überqueren ohne sich Schuhe und Kleider zu beschmutzen, so eilten sie mit einer Laufplanke herbei, für deren Benutzung man einige Centimes zu entrichten hatte. Und wo noch nicht einmal eine Laufplanke genügte, um dem Dreck

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