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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Nacht zu jagen, denn noch war der Vollmond nicht aufgegangen.
    Für Magdalena war es nicht damit getan, sich an Tobias’ Gürtel festzuhalten. Längst hatte sie sich an seinen Rücken gepresst und die Arme um ihn geschlungen um nicht vom Pferd geworden zu werden. Doch kein Laut der Klage drang über ihre Lippen. Sie wusste nur zu gut, dass ihre Chance ihren Verfolgern zu entkommen nur in diesem geradezu lebensgefährlichen Ritt lag.
    Tobias spürte ihren festen und zugleich doch weichen, anschmiegsamen Körper und es war ein angenehmes Gefühl, das ihn an Jana denken ließ – an die Nacht, als sie allein im Ballon aufgestiegen waren und er ihr einen Arm um die Schulter gelegt hatte. Und er stellte sich vor, es wäre sie und nicht Magdalena, die hinter ihm saß.
    Jana!
    Die Nacht flog an ihnen vorbei. Schaum sprühte von den Mäulern der Falben, die nun ihre Ausdauer unter Beweis stellten. Noch immer blieben sie im Galopp, ohne dass die Reiter sie mit schmerzhaften Hieben anzuspornen brauchten.
    Sie erklommen eine Hügelkette, und dann sahen sie den Fluss vor sich. Wie ein breites Band aus flüssigem Silber lag er vor ihnen. Der Mond hatte seinen Aufstieg begonnen und warf seinen hellen Schein auf die schwarzen Bastionen der Wälder und die sanft gewellte Landschaft an den Ufern des Neckars.
    Bis zur Heimstatt des Fährmanns war es nicht mehr weit. Lichtschein drang aus dem Fenster, und den Rauch des Holzfeuers rochen sie, lange bevor sie die graue Fahne erkennen konnten, die aus dem Kamin aufstieg. Das Haus, das über kein Obergeschoss verfügte und sich unter dem klaren Nachthimmel zu ducken schien, lag gut fünfzig Schritte von der Anlegestelle des Fährkahns entfernt auf einer kleinen Anhöhe.
    Eingedenk des Rates, den Leo Kausemann ihnen gegeben hatte, zügelten sie schon weit vorher ihre Pferde und ließen sie in einen mehr als verdienten Trab fallen.
    »Heilige Jungfrau Maria!«, stieß Magdalena hervor. »Es ist uns wirklich nichts passiert! … Und ich sitze immer noch auf dem Pferd!
    Ich kann es gar nicht glauben, dass wir uns nicht das Genick und alle Knochen im Leib gebrochen haben.«
    Tobias wandte den Kopf. »Sag bloß, dir war bei dem Ritt nicht ganz wohl zumute?«, fragte er scherzhaft.
    »Nicht ganz wohl?« Sie stöhnte auf und verdrehte die Augen. »Ich wäre fast gestorben! Ich glaube, ich habe wohl hundertmal den Rosenkranz rauf und runter gebetet!«
    »Ach so, jetzt weiß ich auch, warum wir so gut vorangekommen sind«, zog er sie auf.
    Sie löste sich ein wenig von ihm, lachte nun aber auch. »Hoffentlich gelangen wir auch noch über den Neckar. Er führt ziemlich viel Wasser in diesem Jahr«, sagte sie besorgt, als sie sich dem Fluss näherten, der aus der Entfernung bedeutend friedlicher ausgesehen hatte. Kraftvoll schossen die Fluten stromabwärts und an vielen Stellen blitzte es weiß auf, wo das Wasser in kleinen Strudeln schäumte.
    »Wird schon klappen«, meinte Tobias betont zuversichtlich und erinnerte Sadik noch einmal daran, was Leo Kausemann ihm über den alten Jentsch gesagt hatte.
    Der flache Fährkahn lag am Ufer vertäut. Er war groß genug, ein Fuhrwerk aufzunehmen. An den beiden Längsseiten gab es ein Geländer. An der Seite, die gegen den Strom gerichtet war, wies das Geländer besondere Verstärkungen auf sowie an beiden Enden schwere Eisenringe. Ein dickes Tau lief durch die Ringe und musste in der Mitte des Geländers noch eine Winde passieren. Mit Hilfe der Winde und des Seiles, das von Ufer zu Ufer reichte und im Wasser tief durchhing um die Fahrt anderer Flussschiffer nicht zu behindern, wurde der Fährkahn über den Strom gezogen.
    Sie führten die Pferde zur Anlegestelle hinunter. »Du bleibst hier bei den Pferden«, sagte Tobias zu Magdalena, die die Zügel nahm und sich vor Aufregung auf die Lippen biss.
    »Fährmann Jentsch!«, rief Sadik, der sich des lästigen Verbandes entledigt hatte, kaum dass sie außer Sichtweite von Leo Kausemann gewesen waren. Diese Tarnung nutzte nun nichts mehr. Zeppenfeld würde vom Besitzer des Gasthofes erfahren, dass Tobias’ Begleiter einen völlig verbundenen Kopf gehabt hatte. Es war somit sinnlos geworden, diese Täuschung aufrechtzuerhalten. Und er war froh, dass es vorbei war.
    »Fährmann Jentsch?«, rief er laut, während er mit Tobias langsam auf die Hütte zuging. »Hören Sie mich?«
    »Besser rede ich mit ihm, während du in meinem Schatten bleibst«, sagte Tobias leise zu ihm. »Wer weiß, wie er reagiert, wenn er dich

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