Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
auch in Stillinghausen vertreten waren.
    »Du lügst! Es gibt in Stillinghausen keine Maria Weber und da liegt auch keiner im Sterben nicht! Habe am Nachmittag erst Blumbergs Christopher übergesetzt, den Schuster, und mit ihm den Gemeindediener Ulrich Heukamp. Hat mir keiner was von einer Todkranken erzählt! Und was die beiden nicht wissen, gibt es auch nicht!«
    »Ich lüge nicht. Die Frau muss wirklich dringend über den Fluss. Es handelt sich um eine Sache auf Leben und Tod!«, beteuerte Tobias und redete hastig weiter. »Natürlich wissen wir, was wir Ihnen mit unserem Anliegen zumuten. Eine nächtliche Überfahrt wagt gewiss nicht jeder und deshalb können Sie auch eine stolze Summe verlangen. Sagen Sie uns, wie viel Sie haben wollen – und Sie erhalten es! Wir zahlen jeden Preis, Herr Jentsch!« Es war ein letzter Versuch. Inständig hoffte er, dass der Fährmann habgierig war und sich mit Gold locken ließ. Deshalb brachte er schon im Reden seinen Geldbeutel zum Vorschein und ließ die Münzen hell in seine gewölbte Handfläche rieseln.
    Als sich Jentsch mit raschen Schritten näherte, glaubte Tobias schon, endlich die schwache Stelle des Fährmanns getroffen zu haben. Ganz so falsch lag er damit auch nicht. Doch statt seinen Geiz geweckt zu haben hatte er den grantigen Einsiedler noch mehr gegen sich aufgebracht.
    Bevor Tobias wusste, wie ihm geschah, traf ihn der Zwillingslauf der Flinte von unten gegen die Hand. Die Geldstücke flogen durch die Luft und landeten rechts und links im Dreck.
    »Mich kaufst du nicht! Hast du dir die Ohren nicht gewaschen?«, fauchte Jentsch aufgebracht, während Tobias ihn verdutzt anstarrte und sich die schmerzenden Knöchel rieb. »Ich habe gesagt, dass ich ein Mann von Ehre und Prinzipien bin! Ein feiner Herr wartet bei mir genauso wie ein Knecht! Der Kahn ist mein, und wenn euch meine Fährzeiten nicht passen, sucht euch eine andere Stelle, wo man euch über den Fluss bringt!«
    »Schon gut, wir haben verstanden, auch ohne dass Sie handgreiflich werden«, erwiderte Tobias mit mühsam beherrschtem Zorn. Aber angesichts einer Flinte, die in den Händen eines gereizten Mannes liegt, ist man klug beraten seinem Temperament Zügel anzulegen. »Aber Sie erlauben, dass ich mein Geld wieder auflese, ja?«
    »Nur zu, und dann will ich meine Ruhe! Ihr habt schon genug von meiner Zeit gestohlen. Morgen bei Sonnenaufgang bringe ich euch rüber, wenn ihr dann noch wollt«, sagte der Fährmann Jentsch knurrig.
    Tobias bückte sich langsam und begann die Münzen einzusammeln. Auch Sadik ging in die Hocke um ihm dabei zu helfen. Er spürte, dass Sadik angestrengt überlegte, wie er den störrischen Fährmann überwältigen und ihm den Schlüssel zur Winde abnehmen konnte. Die Zeit drängte. Sie wussten nicht, wie groß ihr Vorsprung war. Es konnte eine halbe Stunde sein, aber vielleicht waren es auch nur ein paar Minuten. Zeppenfeld war unberechenbar.
    Aber den Versuch zu unternehmen Jentsch zu überrumpeln erschien ihm zu gefährlich. Der Fährmann war kein Dummkopf und zudem ein ausgezeichneter Schütze, wie Leo Kausemann versichert hatte.
    Deshalb sagte er mit warnendem Unterton zu Sadik: »Lass es sein!« Dabei tat er so, als meinte er damit das Aufheben der Geldstücke, doch Sadik wusste bestimmt, was er in Wirklichkeit damit meinte.
    Seine Antwort bestätigte es. »Sein Schwanz ist aus Stroh und er reizt das Feuer.«
    Tobias richtete sich auf und stellte sich so, dass er Sadik den Weg zum Fährmann verstellte. Eindringlich sah er seinem arabischen Freund ins Gesicht und fasste ihn an der Schulter. »Also, schlagen wir drüben am Wald unser Lager auf und warten wir bis zum Morgen«, sagte er und fürchtete einen Augenblick lang, Sadik könnte sich ihm widersetzen und doch noch versuchen alles auf eine Karte zu setzen.
    Dann aber zuckte Sadik resigniert mit den Schultern und wandte sich um. »Du hast Recht, der Fuchs ist bei seiner Höhle ein Löwe«, brummte er missmutig, als sie sich von der Hütte des Fährmannes entfernten.
    »Ich bin froh, dass du es nicht versucht hast«, sagte Tobias. »Er hätte uns glatt mit Schrot gespickt!«
    »Und was meinst du, was Zeppenfeld mit uns anstellt, wenn er uns hier erwischt?«
    »Wir müssen über den Fluss, nicht wahr?« Sadik nickte knapp. »Ja, um jeden Preis!«
     

 
Wildwasserfahrt
     
    Mit bangem Gesicht sah Magdalena ihnen entgegen. »Er bringt uns nicht hinüber, nicht wahr? Mein Gott, ich hätte es mir denken können, dass er

Weitere Kostenlose Bücher