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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Gleichaltrigen zu finden. Er hatte es vielmehr vorgezogen, mit Erwachsenen zusammen zu sein – mit Onkel Heinrich, Jakob, Klemens und natürlich mit Sadik und seinem Vater, wenn diese auf dem Gut weilten.
    Doch seit er Jana kannte, hatte sich etwas in ihm verändert. Und dieses Etwas wünschte sich ein Wiedersehen mit ihr mehr als … ja, mehr noch als die Lösung des Wattendorfschen Gedichtes beispielsweise! Nun war Worms nicht mehr weit. In spätestens zwei Tagen würden sie dieses Ziel erreicht haben. Doch je näher sie der Stadt kamen, desto größer wurden seine Zweifel, ob es tatsächlich so einfach sein würde, sie zu finden.
    Das Knacken eines trockenen Zweiges, gefolgt von leisem Rascheln zwischen den Sträuchern, ließ ihn hochfahren. Vorsichtshalber umfasste er den Griff seines Floretts um für den schlimmsten aller Fälle gewappnet zu sein. Er entspannte sich, als er sah, dass es Sadik war, der da zwischen den Sträuchern hervortrat.
    »Du bist aber länger als eine Stunde weg gewesen«, begrüßte er ihn vorwurfsvoll.
    »Ich musste warten – so wie du, Tobias. Die Hauswirtschafterin des Pfarrers nimmt es mit ihrem Gemüsegarten sehr genau und duldet nicht das kleinste Unkraut zwischen den Beeten. Erst als sie kaum noch die eigene Hand vor Augen sehen konnte, kehrte sie ins Haus zurück«, berichtete Sadik.
    »Du wolltest in ihrem Gemüsegarten wildern?«, fragte Tobias verwundert.
    »Nein, mir stand der Sinn mehr nach der Baumwolle, die an der Wäscheleine hinter dem Pfarrhaus hing«, erklärte Sadik.
    Tobias sah nun das zusammengerollte Bündel, das er unter dem Arm trug. »Du hast des Pfarrers Wäsche gestohlen?«
    »Ich habe fürstlich für das einfache Kleidungsstück bezahlt, mein Junge. In einer der Socken, die daneben hingen, wird die gute Frau morgen ein Goldstück finden«, erklärte Sadik und entrollte das Bündel. »Außerdem gehört dies hier nicht dem Pfarrer, sondern seinem Gast, einem Mönch. Es ist nämlich eine Mönchskutte mit Kapuze. Sie ist noch ein wenig feucht.« Er hängte sie über einen starken Ast.
    Tobias war im ersten Moment sprachlos. »Sag bloß, du willst von nun an als christlicher Mönch durch die Lande ziehen, du als korangläubiger Muslim!«, rief er dann erheitert.
    »Eine Mönchskutte ist mir zehnmal lieber als diese Weiberkleider, in die du mich gezwungen hast, mein Bester!«, erwiderte Sadik. »Und was den korangläubigen Muslim betrifft, so steht geschrieben: ›Es soll kein Zwang sein im Glauben‹, 2. Sure, Vers 256, sowie im Vers 62 derselben Sure: ›Wahrlich, die Gläubigen und die Juden und die Christen und die Sabäer – wer immer wahrhaft an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag und gute Werke tut –, sie sollen ihren Lohn empfangen von ihrem Herrn, und keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie trauern.‹ Du siehst, dem wahren Kenner des Korans ist Religionstoleranz nicht fremd.«
    Tobias schmunzelte. »Nur fällt das Entwenden einer solchen Kutte wohl kaum unter die Rubrik ›gute Werke tun‹, oder?«
    Schlagfertig antwortete Sadik darauf mit einem weiteren Koranzitat: »›Wer Böses tut oder sich gegen seine Seele versündigt und dann bei Allah Vergebung sucht, der wird Allah vergebend und barmherzig finden, 4. Sure, Vers 110.‹«
    »Dir fallen wirklich stets die passenden Stellen zur rechten Zeit ein.«
    Sadik lächelte. »Ein Buch ist wie ein Garten, von denen der Koran der schönste ist, und ein gewissenhafter Gärtner kennt in seinem Garten nun mal jedes Gewächs – ob nun Rose oder Distel.« Er setzte sich zu ihm, zog sein Messer und griff nach dem halben Brotlaib. »Nun, hast du mein Rätsel gelöst?«
    »Etwas, dem man den Kopf abschlägt und das Herz herausnimmt und das spricht, wenn man ihm dann zu trinken gibt …« Tobias schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte.« Er verschwieg, dass er sich diesmal keine Mühe gegeben hatte das Rätsel zu lösen, da seine Gedanken mit Jana beschäftigt gewesen waren.
    »Ich will dir helfen«, sagte Sadik mit vollem Mund. »Man braucht dieses Etwas, damit ein Toter zu einem Lebendigen sprechen kann.«
    Tobias grübelte und glaubte dann die Antwort gefunden zu haben. »Vielleicht eine Flöte. Die Flöte selbst ist tot, spricht durch ihre
    Musik jedoch zu dem, der sie aus ihr hervorbringt.«
    Sadik nickte anerkennend. »Es stimmt nicht ganz, doch im Prinzip hast du das Rätsel gelöst. Bei dem gesuchten Etwas handelt es sich nämlich um eine Rohrfeder und mit dem

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