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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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»Auf was wartest du? Willst du nicht hineingehen? Oder hat dich plötzlich aller Mut verlassen?«, stichelte er.
    »Mut? Dazu brauche ich keinen Mut.«
    Sadik zuckte mit den Achseln. »Unterwegs zu sein ist manchmal das Schönste an einer Reise, schöner sogar, als ans Ziel zu gelangen.«
    Tobias warf ihm nur einen belustigten Blick zu und ersparte sich eine Antwort. Sadik brauchte wirklich nicht zu wissen, wie sehr er sich freute Jana wiederzusehen. Schnell löste er nun das lederne Halsband, an dem er Janas Geschenk all die Wochen Tag und Nacht getragen hatte, nahm die Holzkugel in die Hand, schob sich die Lederkappe tief in die Stirn und teilte den Perlenvorhang.
    Jana Salewa saß hinter einem kleinen Tisch, der mit einem mitternachtsblauen Tuch bedeckt war. Das spärliche Licht der Lampe, deren Docht fast ganz heruntergedreht war, reichte gerade aus um die Tischfläche zu beleuchten. Von ihr sah er nur die tiefschwarze Flut ihrer Haare, die mit dem Schwarz ihrer Jacke verschwamm. Es schien, als glitzerten die silbrigen Sterne, die sie sich auf das Kleidungsstück genäht hatte, in ihrem Haar. Bis auf das knapp zwei Finger breite Stirnband aus kleinen bunten Perlen war ihr Gesicht in Dunkelheit gehüllt. Sie saß über die handgemalten Tarotkarten mit ihren seltsamen Symbolen und figürlichen Darstellungen gebeugt, die sie vor sich auf dem Tuch ausgebreitet hatte, und blickte nicht auf, als er eintrat.
    Rechts von Jana stand auf einer Kiste ein kleines Fass, auf dem ein buntes Kissen mit Zotteln lag. Auf diesem Kissen hockte ein kleiner Affe mit braunem Fell, etwas hellerem Gesicht und einem schneeweißen Schwanz. Aufgerichtet maß dieser Affe, der auf den Namen Unsinn hörte, keine dreißig Zentimeter. Mit großen Augen blickte er zu Tobias hoch, als erkenne er ihn am Geruch.
    »Setzen Sie sich«, forderte ihn Jana mit ihrer dunklen, fast rauchigen Stimme auf, die ihn schon damals so fasziniert hatte, als sie aus ihrem Fieber erwacht war und zum ersten Mal mit ihm gesprochen hatte. »Die Sitzung kostet einen Kreuzer, im Voraus zu bezahlen. Was möchten Sie erfragen?«
    Tobias ignorierte den hölzernen Schemel, der auf seiner Seite vor dem Kartentisch stand. Er trat näher, hielt die um die kleine Holzkugel geschlossene Hand über das Tuch und sagte: »Ich möchte zu gern wissen, wie es dem Mädchen geht, das mir dies hier zum Abschied geschenkt hat.« Dabei öffnete er die Hand und die Kugel rollte ihr entgegen.
    Janas Kopf ruckte hoch, dass ihre langen, schwarzen Haare flogen. »Tobias?«, stieß sie ungläubig hervor.
    Er nahm die Kappe ab und lachte. »Wirklich erstaunlich, was dir die Karten so alles verraten!«
    »Tobias! Du bist es wirklich!«, rief sie überschwänglich und sprang so schnell auf, dass ihr Schemel umkippte. Sie hatte es so eilig um den Tisch herumzukommen, dass sie beinahe auch noch die Lampe umgestoßen hätte.
    Sie fiel ihm um den Hals und umarmte ihn stürmisch. »Du bist es wirklich! Mein Gott, ich kann es gar nicht glauben! Tobias! Du hier!«
    Er lachte und wusste nicht, wo er seine Arme lassen sollte. Es war das erste Mal, dass ihn ein Mädchen umarmt hatte. Es war ein angenehm verwirrendes Gefühl. »Ja, ich bin es wirklich.«
    Sie gab ihn frei und schaute ihm nun auch ein wenig verlegen ob ihrer stürmischen Begrüßung ins Gesicht. »Entschuldige, aber das ist wirklich eine riesige Überraschung, dich hier zu sehen!«
    Unsinn bereitete ihrer Verlegenheit ein Ende, indem er sich auf seine Art an der Begrüßung beteiligte. Mit lautem Kreischen sprang er von seinem Kissen auf den Tisch und von dort auf Tobias’ Schulter, wo er wild herumtobte.
    »Na, erkennst du mich wieder, du Kobold?« Tobias kraulte ihn am Bauch und verzog dann schmerzhaft das Gesicht, als Unsinn kräftig in sein Haar packte um auf die andere Schulter zu springen.
    »Unsinn! Lass das gefälligst!« rief, ihn Jana zur Ordnung. »Du reißt ihm ja noch alle Haare aus!«
    »Ach, er freut sich doch und so schlimm ist es schon nicht«, wehrte Tobias vergnügt ab.
    »Manchmal ist er eine echte Plage, aber ohne ihn kann ich auch nicht sein. Ach, Tobias, dass du hier bist! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Freust du dich denn?«
    »Und wie!«
    »Mhm, ich mich auch«, sagte er und fuhr schnell fort: »War gar nicht so einfach, dich zu finden.«
    »Du hast nach mir gesucht?«, fragte sie und beugte sich über den Tisch um den Docht der Lampe höher zu stellen. Licht flutete durch das Zelt.
    »0 ja!«
    Der

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