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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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um so viel höher lag als gedacht? Oder sollte er rasch um zehn Sprossen absteigen und darauf hoffen, dass ihm die Luke beim ersten Aufstieg aus irgendeinem Grund entgangen war?
    Sein Herz hämmerte wie wild. Stimmte seine Schätzung von rund zwanzig bis maximal fünfundzwanzig Sprossen bis zur Ausstiegsluke? Konnte er sich verrechnet haben? Fieberhaft ging er die Zahlen, die seiner Rechnung zu Grunde lagen, im Kopf noch einmal durch. Er suchte den Fehler. Wie stark war die Decke zwischen Keller und Gewächshaus? Etwa sechs bis sieben Meter. Dazu kam dann noch die Erdschicht, die mindestens zwei bis drei Meter tief sein musste, schon wegen der Pfahlwurzeln mancher Bäume. Das ergab eine im Schacht zu bewältigende Distanz von ungefähr zehn Metern. Abzüglich der eigenen Körpergröße blieben noch um die sieben bis acht Meter übrig. Und da bei einer Leiter auf jeden Meter gewöhnlich drei Sprossen kamen, stimmte seine Rechnung doch: Man musste zwanzig bis fünfundzwanzig Sprossen hochsteigen, um mit der Luke ungefähr auf Augenhöhe zu sein.
    Doch plötzlich durchzuckte es ihn.
    Das Sprossenmaß!
    Da lag der Fehler!
    Er war ganz selbstverständlich von dem Sprossenabstand ausgegangen, der seiner Körpergröße angemessen war, eben drei Trittstangen auf einen Meter. Doch diese Schächte waren von Chang geplant und insbesondere für seine Körpergröße gebaut worden, da ja er die Reparaturen vornahm, und der Chinese war nicht nur von schmächtiger Gestalt, sondern auch um ein gutes Stück kleiner als er oder Rupert. Das bedeutete, dass er für einen bequemen Aufstieg mindestens vier Sprossen auf einen Meter benötigte und die Leitern bestimmt auch nach diesem Maß angefertigt hatte – und das ergab dann eine Zahl von über dreißig Sprossen bis zur Luke!
    Also nichts wie weiter nach oben!
    Tobias stemmte sich rasch drei, vier, fünf Sprossen weiter hoch – und als er auf der vierunddreißigsten stand, ertastete er rechts von sich endlich den Rahmen der Klappe und den Riegel, der sich von beiden Seiten betätigen ließ. Mit einem unterdrückten Stoßseufzer der Erleichterung schob er ihn zurück.
    Hoffentlich klemmt die Luke nicht!, dachte er und seine stumme Hoffnung ging in Erfüllung. Problemlos schwang die Klappe auf, als er sie aufstieß. Doch sie quietschte in den Scharnieren. Der unangenehme helle Ton erschien ihm verräterisch laut und bereitete ihm deshalb beinahe physische Schmerzen. Sein Magen zog sich zusammen und sofort hielt er die Luke fest.
    Ein moosiger, erdiger Geruch schlug ihm entgegen. Es war dunkel im Gewächshaus. Zumindest sah er über sich keinen Lichtschein, sondern nur die schwarze Silhouette der Eisenkonstruktion des Daches, die wie ein sehr eigenwilliges Scherenschnittmuster wirkte, und dazwischen in einem nicht ganz so pechschwarzen Ton den Nachthimmel, der von den vielen Lichtern im Park etwas aufgehellt war. Vielleicht brannten am Pavillon Lampen. Aber um das zu sehen, musste er erst aus dem Schacht klettern und das Dickicht hinter sich lassen, das diesen blickschützend umschloss.
    Zuerst schob Tobias die Muskete im Vorhangstoff ins Freie. Dann schnallte er den Degen ab und legte ihn vorsichtig und jedes Klirren vermeidend zur Feuerwaffe. Dann zwängte er sich durch die Öffnung. Es bedurfte schon einiger Verrenkungen, um aus dem Schacht zu kriechen. Jana hatte es da bestimmt einfacher gehabt. Dass er sich dabei das Kostüm an der rechten Schulterpartie mit einem langen Riss ruinierte, berührte ihn zehnmal weniger als das Spinnennetz, in das er mit seinem Kopf gelangte. Hastig und mit einer Miene des Abscheus wischte er sich die Spinnweben von Mund und Nase. Dann griff er zum Degen, schnallte ihn sich wieder um, wickelte die Muskete aus dem Fetzen Vorhang, den Sadik kurzerhand vom Fenster gerissen und mit seinem Messer zerteilt hatte, und richtete sich zwischen den Sträuchern vorsichtig auf.
    Tobias wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit er und Jana sich von Sadik getrennt und sie sich auf den Weg in die Kellergewölbe gemacht hatten. Aber mit Sicherheit befand er sich schon im Gewächshaus. Doch war er noch irgendwo auf dem gewundenen Weg oder hatte er schon den Pavillon erreicht?
    Einen Augenblick lauschte er angestrengt, vermochte aber keine Stimmen oder anderen Geräusche zu vernehmen, die allein dem Gewächshaus zuzuordnen gewesen wären. Das Orchester war deutlich zu hören wie auch das Gelächter von einigen Gästen, das jedoch sehr gedämpft an sein Ohr

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