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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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haben hergefunden, wie ich sehe«, begrüßte er Walcher, »ich bin Luigi Campagnone.«
    Walcher gab sich lässig und kühl, obwohl er in diesem Moment einen beunruhigend hohen Blutdruck spürte: »Lassen Sie uns gleich zur Sache kommen, wir haben noch einen weiten Heimweg vor uns, Signore Campagnone.«
    Der Italiener erinnerte Walcher an Luis de Funes und entsprach überhaupt nicht seiner Erwartung nach dem Telefonat. Luigi Campagnone nickte, drehte sich um und öffnete die Tür des Wohnmobils. Walcher stieg die beiden Stufen hinauf und ging hinein. Auf dem Foto der E-Mail hatte Campagnone ein bildhübsches Mädchen präsentiert, was der Wahrheit entsprach, nur hatten ihre Augen nicht mehr jenes hoffnungsvolle Strahlen, nun lagen Angst und Verzweiflung in ihnen. Walcher lächelte sie an, aber das Mädchen verzog keine Miene. Obwohl es in dem Wohnmobil heiß wie in einem Backofen war, zitterte sie.
    »Steh auf und zieh den Mantel aus«, befahl ihr Campagnone und unterstrich seinen Befehl mit einer deutlichen Handbewegung. Das Mädchen stand auf, sah ihn jedoch fragend an und hielt krampfhaft den Kragen des Bademantels umklammert. Campagnone versuchte ihr den Bademantel auszuziehen, aber sie wehrte sich mit aller Kraft und stieß einen langgezogenen, gellenden Schrei aus.
    »Lassen Sie’s gut sein, Signore, es geht in Ordnung, mir genügt, was ich sehe.« Walcher hielt damit Campagnone davon ab, das Mädchen zu schlagen.
    »Ist etwas aufsässig, das kleine Biest, braucht eine harte Hand«, grinste Campagnone.
    »Hat sie hier auch was Normales zum Anziehen?«
    »Natürlich«, Campagnone nickte mehrmals und befahl dem Mädchen, sich anzuziehen.
    »Kommen Sie, wir erledigen das Finanzielle inzwischen draußen«, drehte sich Walcher um und stieg aus dem Wohnwagen. Ihm war klar, dass sich so kein Menschenhändler verhielt, aber das Kind beim Anziehen zu beobachten, brachte er einfach nicht fertig. Campagnone folgte ihm.
    »Also, mit der werde ich einigen Ärger haben«, begann Walcher die Verhandlung und versuchte, verloren geglaubtes Terrain zurückzugewinnen, »und sie ist gut zwei Jahre älter, als Sie mir angeboten haben.«
    »Das können Sie so nicht sagen, geben Sie ihr ein paar Ohrfeigen, und Sie haben ein schnurrendes Kätzchen, glauben Sie mir. Und mit dem Alter, also sie sieht wirklich älter aus, als sie ist. Hier sehen Sie, die Papiere.« Er reichte Walcher ein gefaltetes Blatt mit arabischen Schriftzeichen und vielen Stempeln darauf, das eine Geburtsurkunde sein sollte. Auf Walchers fragenden Blick hin reichte ihm der Italiener ein weiteres Blatt, eine Übersetzung in Englisch, bestätigt von der italienischen Einwanderungsbehörde.
    »Einwandfreie Papiere«, betonte Luigi Campagnone theatralisch wie ein Schmierenkomödiant und übergab Walcher noch einen Ausweis. Ausgestellt in Teheran, waren nur ihr Vor-und Zuname auch in lateinischen Buchstaben geschrieben: Katajun Soluschur. Den Rest konnte Walcher nicht lesen.
    Walcher gab ihm den Ausweis und die Papiere zurück: »Ich denke, 6000 sind mehr als nur ein guter Preis. 2000 kostet es mich noch, richtige Papiere zu beschaffen.« Es war ihm zuwider, aber er zwang sich zu dieser Feilscherei.
    Luigi Campagnone gestikulierte wild, plapperte in schnellem Italienisch etwas von hohen Transportkosten, Risiko und Armut daher, so als würde er um den Preis für einen Gebrauchtwagen feilschen. Wenn er auch noch von seinen eigenen Bambini anfängt, die ihm die Haare vom Kopf fressen, dachte Walcher, sollte ich ihm Prügel androhen. Aber Campagnone beruhigte sich und nannte 10 000 Euro als unterstes Limit.
    »Okay«, mimte Walcher den Großzügigen, »ich habe zu wenig Zeit«, zog das Bündel Scheine aus der Hosentasche, zählte zwanzig Fünfhunderter ab, gab sie ihm und erhielt dafür den Ausweis und die beiden Blätter. Luigi Campagnone streckte ihm strahlend die Hand entgegen, die Walcher trotz seines Widerwillens kräftig drückte und dabei lächelte. Es gehörte zum Spiel. Schließlich wollte er Campagnones Vertrauen gewinnen.
    »Es freut mich, dass wir uns so schnell einigen konnten, ich denke wir können noch viele gute Geschäfte miteinander machen. Was meinen Sie, Signore Campagnone, sollten wir darauf nicht anstoßen?«
    Bedauernd hob Campagnone beide Hände: »Schade, aber ich habe hier leider nichts, was ich Ihnen anbieten könnte. Ihr Deutschen seid sonst immer so schnell, habt nie Zeit für ein Gläschen und so. Aber das nächste Mal machen wir ein kleines

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