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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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Waffe mehr auf ihn gerichtet war, ziemlich locker und betrachtete das Ganze als eine Erfahrung, die er sich künftig nicht mehr ausdenken musste, sondern als authentisches Erlebnis beschreiben konnte.
    Dann setzte sich der Konvoi in Bewegung, angeführt und abgeschlossen von jeweils zwei Motorradstreifen, und raste mit Blaulicht und Sirenen über die Straßen, egal ob es durch unbewohntes Gebiet oder durch Dörfer ging, hinein nach Brescia, wie Walcher auf dem vorbeifliegenden Straßenschild lesen konnte.
    Er war froh, als die unbequeme Fahrt endete. Der Konvoi hielt im Innenhof einer ziemlich heruntergekommenen Kaserne. Das Tor zur Außenwelt schloss sich hinter ihnen, erst dann wurden ihre Handschellen von den Gittern entfernt und die beiden aus den Transportern gezogen. Nur kurz hatten sie miteinander Blickkontakt. Johannes streckte beide Daumen seiner gefesselten Hände nach oben und lächelte dünn. Walcher nickte ihm aufmunternd zu und vermutete, dass Johannes liebend gern eine Zigarette geraucht hätte. Ihm selbst schwebte mehr ein trockener Sherry vor, aber erst einmal wurden sie durch verschiedene Eingänge in den Bau geführt.
    Die kühl-feuchte Luft in dem Gebäude erinnerte Walcher an einen schlecht gelüfteten Keller, und tatsächlich ging es ein Stockwerk hinunter. Ohne ihn von den Handschellen zu befreien, ließ man ihn einfach in einer winzigen Zelle stehen. Zwei Meter breit, vier Meter lang. Die Einrichtung entsprach vermutlich eher dem unteren Standard derartiger Unterkünfte.
    Ein schmaler Lattenrost auf vier wackeligen Füßen, ein Zehnlitereimer samt Drahtbügel mit Holzgriff und einem Kochtopfdeckel, dessen abgeschlagenes Email auf langjährigen Gebrauch schließen ließ. In unerreichbarer Höhe an der Decke über der Zellentür hing eine Lampe, deren gittergeschützte Glühbirne allerdings nicht brannte. Das spärliche Licht der Zelle fiel durch das Gitterfenster, dessen Höhenlage, Walcher schätzte sechs Meter, vermutlich selbst einen Stabhochspringer überfordert hätte. Sonst gab es nichts außer Salpeterstaub und abgebröckeltem Putz auf dem Boden, in einem Streifen von zehn Zentimeter Breite entlang der Wände.
    Nach der Hitze draußen war es in dem Loch saukalt, und Walcher hoffte, möglichst bald verhört zu werden. Aber es dauerte.
    Es wurde Abend, und nichts geschah. Er trommelte gegen die Eisentür, nichts, keine Reaktion. Die wollen uns mürbe machen, dachte er und erinnerte sich an den Fall in einer österreichischen Polizeistation, in der ein Inhaftierter in der Zelle vergessen wurde und jämmerlich verdurstet war.

Rodica VIII
    Dr. Hedwig Emrich kümmerte sich weit mehr um Rodica, als es ihr Therapieauftrag verlangte. Sie war eine gründliche Psychotherapeutin mit einer ebenso gründlichen Ausbildung. Nach ihrem Medizinstudium, Approbation und Promotion hatte sie den Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie gemacht und sich auf Kinder spezialisiert. Zuletzt hatte sie drei Jahre lang in der Charité als Oberärztin einer apparativen Diagnostikwerkstatt, wie sie ihre Station nannte, gearbeitet und sich danach selbständig gemacht. Bis jetzt war es ihr immer gelungen, sich an das oberste Gesetz ihres Berufes zu halten, nämlich Distanz zu ihren Patienten zu wahren. Bei Rodica fiel ihr die Einhaltung dieses durchaus vernünftigen Dogmas von Sitzung zu Sitzung schwerer.
    Anfangs tat sie ihre wachsende Anteilnahme als Mitleid, dann als unerfüllte Muttergefühle ab, aber das half ihr nicht weiter. Nach einem Gespräch mit ihrer Freundin, ebenfalls einer Psychotherapeutin, beschloss sie, Rodica als eine Ausnahme zuzulassen und sie ein Stück weit auf ihrem Weg in ein normales Leben zu begleiten. Mit dem Jugendamt vereinbarte sie, Rodica nach ihrer Therapie zurück nach Rumänien zu bringen.
    Hedwig zeigte Rodica Schritt für Schritt, dass es eine Welt außerhalb jener gab, in die sie entführt worden war. Erst gingen sie im Park des Krankenhauses spazieren, dann erweiterten sie den Radius bis in den Zoologischen Garten. Ein Deutsch-Rumänisches Wörterbuch diente ihnen als Verständigungshilfe, erleichternd kam hinzu, dass Hedwig recht gut Italienisch sprach und dank der Ähnlichkeit mit dem Rumänischen viel herleiten konnte.
    Der Zoo war für Rodica eine Wunderwelt voller Tiere, die sie nicht einmal aus Büchern kannte. Dort verschwand für kurze Zeit die große Traurigkeit aus ihren Augen und wich einem neugierigen und begeisterten Strahlen. Tagsüber war auch sonst meist für

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