Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
bevorzugte eher fleischlose Küche. Lieber etwas mehr Nachtisch, Cappuccini affogati oder eine Zabaione mit Waldfrüchten und dazu einen trockenen Chardonnay aus der Franciacorta. Walcher seufzte, das waren nicht unbedingt die Themen, die ihn von seinem Durst ablenkten. Er konzentrierte sich darauf zu schlafen, was ihm auch gelang, denn irgendwann wurde er unsanft aus dem Schlaf gerissen.
Kurze Zeit später saß er an einem langen, durch unendlich viele Schnitzereien verunstalteten Holztisch in einem nur spärlich beleuchteten Raum drei Männern gegenüber.
Luigi Campagnone stellte sich ihm nochmals vor, dieses Mal als Oberkommissar der italienischen »Sonderkommission Menschenhandel«. »Dies ist mein Kollege, Commissario Stuzzi«, er vollführte eine Geste zu seiner linken Seite, »und hier haben wir Signore Dr. Angnelli, Staatsanwalt, beide sprechen fließend Deutsch, wir können uns deshalb in Ihrer Landessprache unterhalten.«
Der Staatsanwalt schaute wie ein Scharfrichter drein, und Commissario Stuzzi zeichnete Strichmännchen auf das Blatt Papier vor sich. Walcher war jetzt hellwach.
»Sehr erfreut, auch ich darf mich Ihnen vorstellen, mein Ausweis, der Ihnen ja vorliegt, wurde von der deutschen Polizei angefertigt und entspricht nicht meiner wahren Identität. Mein richtiger Name ist Walcher, Robert Walcher, und von Beruf bin ich Journalist, so wie auch mein Freund, Johannes Feinschmied. Um es kurz zu machen, rufen Sie doch bitte Kommissar Brunner vom Morddezernat in Lindau an. Seine Nummer finden Sie auf meinem Handy gespeichert, auch das ist übrigens von der Polizei zur Verfügung gestellt. Johannes Feinschmied und ich sind keine Menschenhändler, im Gegenteil, wir versuchen in eine solche Organisation einzudringen. Darum haben wir Kontakt zu einem Menschenhändler hergestellt. Dass sich dieser Kontakt als eine Polizeifalle herausgestellt hat, kann ich bei allem Bedauern für meine Ziele durchaus begrüßen. Sie können aber auch den Commissario Bruno Polvere in Mailand anrufen, bei dem hätten wir nämlich das Mädchen abgeliefert, wenn Sie uns nicht dazwischengekommen wären.«
»Sie können uns viel erzählen«, kam es prompt von Kommissar Stuzzi, der seinem Akzent nach vermutlich aus Südtirol stammte.
»Nein«, schüttelte Walcher den Kopf, »das werde ich nicht tun, jedenfalls nicht, bevor Sie mit Kommissar Brunner oder Ihrem Mailänder Kollegen Polvere gesprochen haben. Verstehen Sie? Und bis das geschehen ist, bitte ich Sie in aller Höflichkeit um ein Glas Wasser, Herrn Feinschmied würden Sie mit einer Zigarette sicher sehr entgegenkommen«, setzte er freundlich lächelnd hinzu. »Und darf ich Sie dann noch bitten, mir diese verdammten Handschellen abzunehmen.«
»Sie geben sich sehr selbstbewusst, Herr Hoffmann«, machte Kommissar Stuzzi weiter.
»Walcher, haben Sie verstanden, mein Name ist Walcher, und jetzt rufen Sie bitte einen der genannten Kommissare an, sonst drehen wir uns im Kreis, und dafür ist, denke ich, Ihre Zeit ebenso zu schade wie meine.«
Walcher stützte sich dabei auf den Tisch und beugte sich zu Stuzzi hinüber, der etwas zurückgewichen war. Oberkommissar Luigi Campagnone wandte sich dem Staatsanwalt zu: »Ich denke, wir legen eine kurze Pause ein.«
Dr. Angnelli nickte nur und stand auf. Campagnone und Stuzzi folgten ihm. Zurück blieben Walcher und die beiden Polizisten, die ihn aus der Zelle geholt, hierhergebracht und dann zu beiden Seiten der Tür Posten bezogen hatten, wo sie auch jetzt noch wie Statuen standen.
Zehn Minuten später kam Campagnone allein zurück, ließ Walcher die Handschellen abnehmen und reichte ihm das Handy. Walcher hörte Brunners vertraute Stimme brüllen: »Herrlich, endlich sind Sie dort, wo Sie hingehören. Schade nur, dass nun Ihre Kerkerhaft vorbei ist. Wegen Ihnen habe ich die halbe italienische Polizei verrückt gemacht.«
Dann sprach er in einem ruhigeren Ton weiter. »Gute Heimfahrt, ich freue mich, dass Ihnen beiden nichts geschehen ist, aber jetzt ist ein für alle Mal Schluss mit dem Blödsinn.«
Während sich Walcher diese Predigt anhören musste, wurde Johannes ins Zimmer geführt, bereits ohne Handschellen, dafür mit einer Zigarette zwischen den Fingern.
Johannes’ einziger Kommentar: »Hab das erste Mal in meinem Leben in einen Eimer geschissen, ohne mir danach den Hintern abputzen zu können. Jetzt weiß ich endlich, was Luxus bedeutet.«
Campagnone gab erst Walcher, dann Johannes die Hand: »Verzeihen Sie
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