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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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bitte, aber das konnten wir natürlich nicht ahnen. Andererseits sehe ich keinen Grund, mich zu entschuldigen, im Gegenteil, Sie haben uns überflüssige Arbeit gemacht, und allein schon dafür sollten wir Sie wieder in die Zellen stecken, meinte jedenfalls Ihr Commissario Brunner«, lächelte Campagnone verschmitzt.
    »Geht in Ordnung«, meinte Walcher, »aber dann sollten Sie auch eine Zelle bekommen, wegen Fahrlässigkeit. Dass Sie dieses Mädchen einer derartigen Gefahr ausgesetzt haben, halte ich für unverantwortlich. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was hätte geschehen können, wenn einer Ihrer Polizisten durchgedreht wäre – oder wenn wir richtige Menschenhändler gewesen wären.«
    »Oder ich von der Bremse aufs Gas gerutscht wäre«, konnte sich auch Johannes nicht zurückhalten, »Wahnsinn ist das.«
    »Hätten Ihre Leute dann geschossen?«, wollte Walcher wissen.
    »Ja«, nickte Campagnone, »es sind alles Spezialisten. Wir hätten Sie nicht weiterfahren lassen.«
    Walcher und Johannes schüttelten ihre Köpfe und sahen Campagnone mit einer Mischung aus Entsetzen, Unverständnis und Missbilligung an.
    »Es gehört wohl nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was passiert wäre, wenn echte Kriminelle versucht hätten, das Kind als Geisel zu nehmen«, fauchte Walcher.
    »Wir haben auch das im Vorfeld lange abgewogen und unsere Strategie danach ausgerichtet, glauben Sie mir.« Campagnone wirkte nun nicht mehr ganz so selbstsicher, »wir …« Campagnone stockte.
    »Als ob das Verhalten von Schwerkriminellen abzuwägen und planbar wäre«, kam Walcher erst so richtig in Rage und schüttelte wieder ungläubig den Kopf. Allerdings nicht allein über die Antwort des Commissarios, mehr über sich selbst und über seine Aggression, mit der er plötzlich den Commissario anging. »Wenn ich mir vorstelle, dass dem Mädchen etwas passiert wäre …«
    Campagnone erwiderte ruhig und sachlich: »Meine Tochter wollte es so, es war … eine Art von Therapie. Aber Sie können selbst mit ihr sprechen. Kommen Sie.«

Mercedes
    »Ihr Auto wird zu meinem Haus gebracht«, hatte der Commissario erklärt. Diesmal verließen sie die düstere Polizeikaserne in Campagnones Wagen, ohne Blaulicht und heulende Sirenen. Aus der schlafenden Stadt fuhren sie durch die Ebene, hinauf auf einen Bergrücken und hielten nach einer halben Stunde vor einer langgezogenen Scheune, die zu einem Wohnhaus umgebaut war. Der Mond stand nur als halbe Scheibe am Himmel und beleuchtete die Weinberge auf den Hängen rundherum. Ein herrlicher Platz für ein Haus, dachte Walcher. Am Fuße der Hügel, weit entfernt, zog sich das Band der Autobahn, beleuchtet von dem trotz der Nachtzeit dicht fließenden Verkehr, der jedoch hier oben nicht zu hören war, dafür aber ein millionenfaches Konzert von Zikaden und Grillen.
    Campagnone bat sie auf die Terrasse, machte ihnen Espresso und stellte eine Flasche Wasser und Gläser auf den Tisch. Dann entschuldigte er sich, um nach seiner Tochter zu sehen. Kurze Zeit später kam er wieder und setzte sich zu ihnen.
    »Seit etwa einem Jahr ziehen wir unser Programm durch. Locken Päderasten, Zuhälter, Perverse, Vergewaltiger, Sadisten aus ihren Löchern, nehmen sie fest und führen sie einem ordentlichen Gericht zu.«
    »Erfolgreich?«, wollte Johannes wissen.
    »Durchaus, wenn Sie etwa 60 Verhaftungen allein in unserem Gebiet als Erfolg bezeichnen wollen. In ganz Italien gibt es acht Sonderkommissionen, die vergleichbare Ergebnisse vorweisen können. Parallel dazu überwachen wir das Internet und den Anzeigenmarkt in Printmedien. Wir wollen, dass Italien wieder ein Land wird, in dem Kinder unter dem Schutz der Erwachsenen aufwachsen können und sich nicht vor ihnen fürchten müssen.« Campagnone brach ab und stellte seine Tochter vor, die auf die Terrasse kam.
    »Meine Tochter Mercedes. Ich habe sie gebeten, Ihnen ihre Geschichte zu erzählen, und sie hat zugestimmt. Mercedes spricht allerdings kein Deutsch, deswegen werde ich übersetzen. Sie weiß, dass Sie in Wirklichkeit Journalisten sind und keine Menschenhändler.«
    Mercedes lächelte und begrüßte Walcher und Johannes mit einem kurzen Kopfnicken. Dann setzte sie sich und begann mit einer für ihr Alter ungewöhnlich tiefen Stimme zu erzählen, ihr Vater übersetzte.
    »Vor drei Jahren ging ich abends von meiner Ballettstunde nach Hause. Wir wohnten damals noch mitten in Mailand. Zwei Kerle überfielen mich, drückten mir einen mit Äther getränkten

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