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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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vorsichtig sich die Sturmmannschaft auch auf das Haus zubewegte, so ganz geräuschlos klappte es dann doch nicht. Vor allem musste ihr Keuchen meterweit zu hören sein, denn nach den Treppen des Nachbargrundstücks ging es beinahe fünfzig Meter senkrecht den Hang hinauf. Deshalb nickten sich Holzer und Brunner erleichtert zu, als sie auf der Terrasse angekommen waren und durch die offene Tür Musik hörten. Sie standen in zwei Gruppen zu je drei Mann, links und rechts neben der offenen zweiflügeligen Terrassentür, dicht an die Wand gedrückt und zur Tür hin auf beiden Seiten durch dichte Oleanderbüsche geschützt. Durch die Tür wehte Zigarettenrauch heraus, dessen Obernote Brunner in dieser Nacht schon einmal gerochen hatte. Marihuana. Das besagte zwar nichts, gab ihm aber irgendwie das Gefühl, vor dem richtigen Haus zu stehen.
    Dann ging alles sehr schnell, wie nach dem Drehbuch eines Serienkrimis, der auch im Kinderkanal gesendet werden durfte. Im Haus wurde die Musik lauter gestellt. Der Sklavenchor aus Verdis Nabucco . Sehr passend für einen Entführer und Menschenhändler, fand Brunner. Dazu erklang eine völlig unmusikalische Stimme, der man zudem einige Promille anhörte.
    Holzer bedeutete seinen Kollegen, es langsam angehen zu lassen. Brunner nickte zum Zeichen des Verstehens, als sich auf dem Terrassenboden der Sänger in Form seines Schattens ankündigte. Mit dem Glas in der linken und der Zigarette in der rechten Hand schlenderte der reale Mensch auf die Terrasse, blieb nach ein paar Schritten stehen, prostete dem Bodensee zu seinen Füßen zu und trank einen Schluck, bevor er wieder an der Zigarette zog. So stand er, trank und rauchte, bis sich die Glut seinen Fingern genähert hatte und er den Stummel einfach auf den Steinboden fallen ließ. Auch sein Glas war leer getrunken. Vermutlich hatte er vorgehabt, ins Haus zu gehen, um es wieder zu füllen, aber als er sich umdrehte, ließ er auch das Glas einfach fallen und hob die Hände.
    Sechs auf ihn gerichtete Pistolen von Männern in orangefarbenen Overalls, die sich urplötzlich aus dem Wandschatten lösten, und das mit Verdis Sklavenchor untermalt, waren selbst für den Sklavenhalter Valeskou zu viel. Er ließ sich ohne Widerstand Handschellen anlegen und abführen. Dabei summte er Verdi vor sich hin und vermittelte den Eindruck, als befände er sich in einem Konzert und hätte mit dieser Angelegenheit überhaupt nichts zu tun. Auch seine beiden Helfer ließen sich ohne Gegenwehr fesseln – sie wachten nämlich erst auf, als die Polizisten sie unsanft von ihren Matratzen im ersten Stock rollten. Ihr Tiefschlaf wurde durch die zwei Promille Alkohol im Blut, wie die spätere Untersuchung ergab, hinreichend begründet.
    Brunner hatte sich nicht an der Festnahme der Männer beteiligt, sondern nach Walcher gesucht. Gelenkt von der offenen Tür des Salons in die Diele und weiter die Kellertreppe hinunter, eilte Brunner zielgerichtet in den Kellerraum und – was er später mit seinem sicheren Instinkt erklärte – zu dem Entführten.
    Walcher schien sich für eine Konfrontationsstrategie entschieden zu haben, denn als Brunner vorsichtig eins von Walchers Augenlidern anhob und dann den Puls an der Halsschlagader prüfte, lallte Walcher: »Wo bleibt die Zigarette, du Arsch!«
    Brunner hätte ihn dafür am liebsten umarmt, diesen indolenten, verflucht zähen Typen. Stattdessen flüsterte er: »Seit wann rauchen wir denn wieder?«
    Da öffnete Walcher seine schweren Augenlider, drehte langsam den Kopf zu Brunner, grinste blöde und meinte: »Neuer Job, was, wurde ja auch Zeit.«
    »Ja«, nickte Brunner und klopfte auf das Logo der Stadtwerke, das seine linke Brust zierte, »wurde wirklich Zeit.«
    Brunner wich in jener Nacht nicht mehr von Walchers Seite, fuhr im Sanka mit in die Klinik, schob Walcher auf der Transportliege in die Röntgenabteilung, Computertomographie und Sonographie, in den OP und von da in die Intensivstation. Dazwischen rief er den Freundeskreis auf Walchers Hof an und gab Johannes, der die Nachtwache übernommen hatte, Entwarnung und eine kurze Zusammenfassung des nächtlichen Geschehens. Walchers Zustand beschrieb er als nicht besorgniserregend, was allerdings nicht ganz den Tatsachen entsprach, denn die Summe der Verletzungen Walchers musste sehr wohl als besorgniserregend, wenn auch nicht als lebensbedrohlich bezeichnet werden.
    Die Ärzte hatten ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert, Hämatome an Kopf, Brustkorb und Beinen,

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