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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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Sicherheitssysteme des Hauses erklärte. Jeder nickte interessiert bis verständnisvoll bei seinen Erläuterungen, dachte sich aber wahrscheinlich dabei, dass Walcher wohl etwas seltsam war, zumindest unter einem extremen Sicherheitsbedürfnis litt. Johannes hatte ihm nach derselben Präsentation auf seine erfrischend offene Art empfohlen: »Würd’ ich niemandem erzählen, sonst denkt jeder, du hättest nicht alle Tassen im Schrank. Ist so wie bei einem Ufo. Das glaubt dir auch niemand, also erzählst du besser nichts davon, sondern gehst in die nächste Kneipe und ziehst dir ordentlich einen rein.«
    Walcher seufzte und ging hinaus auf den Hof, um die Polizisten zu suchen. Sie standen hinter dem Geräteschuppen, einem strategisch günstigen Platz für die Beobachtung des Allgäus, nicht aber zur Überwachung des Hofgeländes. Aber Walcher mischte sich nicht ein, sondern bot den beiden Polizisten, die in ihrer Jägerverkleidung eher zum Schmunzeln als zur Kritik animierten, Getränke und eine Pause im Haus an. Die Pause lehnten sie höflich ab – vermutlich wussten sie, dass er mit dem Kommissar befreundet war –, freuten sich aber über eine Flasche Mineralwasser.
    Es war kein gutes Gefühl, bewacht zu werden, überlegte Walcher später, als er im Bett lag, und nahm sich vor, mit Brunner darüber zu sprechen. Er schlief nicht gut in dieser Nacht und wachte entsprechend gerädert auf. Die Idee zu joggen verwarf er, seine Bewacher könnten ihn fälschlicherweise für einen Ganoven halten, und angesichts ihrer Bewaffnung schien es ihm im Hause sicherer. Er schleppte sich ins Badezimmer und duschte ausgiebig. Danach fühlte er sich etwas besser, und er freute sich auf eine Tasse schwarzen Tee mit Milch.
    In der Küche staunte er – es war erst 6.30 Uhr – über den bereits gedeckten Tisch. Auf einem Zettel, der auf dem Tisch lag, stand: »Bin laufen, fangt schon mal an.«
    Walcher bediente sich an dem als Buffet arrangierten Frühstück, holte sich die Allgäuer Zeitung und die Süddeutsche und setzte sich auf die Terrasse. Bevor er eine Zeitung aufschlug, saß er still da und betrachtete die Wiesenhügel und Berge vor sich und empfand ein besonderes Glücksgefühl angesichts dieser wunderbaren Landschaft. Sein täglicher Ritualblick auf das Allgäu schützte ihn davor, wie er fand, die vermeintlichen Wichtigkeiten des Tages, ja vielleicht auch sich selbst, allzu ernst zu nehmen. Erst danach, mit einem Schluck Tee im Magen, schlug er das ultimative Nachrichtenblatt der Region auf und überflog die Schlagzeilen.
    Dass er so früh am Morgen seine Zeitungen erhielt, war einem ausgeklügelten Stafettensystem zu verdanken. Rudi Zängerle, der Fahrer des Milchwagens, wohnte neben dem Zeitschriftenladen in Weiler und nahm dort, wenn er seine Tour begann, von den bereits angelieferten Packen Walchers Zeitungen weg, natürlich in Absprache mit dem Ladenbesitzer. Zu Rudis Tour gehörte auch die Abholung der Milch des benachbarten Adlerhofes, wo er die Zeitungen deponierte. Dafür bekam Rudi Zängerle jeden Monat eine Flasche Enzian. Entweder holte sich Walcher die Zeitungen beim Nachbarn selbst ab oder einer der Söhne von Markus Adler brachte sie ihm mit dem Traktor vor die Haustür. Dann war es kurz nach sechs Uhr am Morgen, man hätte die Uhr danach stellen können. Auch Markus erhielt jeden Monat ein »Spritgeld« in Form einer Flasche Schnaps, er und seine beiden Söhne bevorzugten allerdings einen schlichten Obstler.
    Für Walcher waren Zeitungen die täglichen Zustandsberichte kulturethischer Entwicklungsstände eines Landes, im Kleinen wie global im Großen. Dabei blieben Naturkatastrophen außen vor, auch wenn inzwischen belegbar war, dass der Mensch meist als Ursache verantwortlich zeichnete. Nein, Walcher beschränkte sich auf die kulturethische Entwicklung, und die, so schien es, verlief in beängstigendem Tempo rückwärts. Weltweiter Terror und Gegenterror drängten den Vergleich mit dem Mittelalter auf, wobei es da noch vergleichsweise human zugegangen war. Was sagten denn die täglichen Zahlen der Opfer von rechtschaffenen Soldaten oder heimtückischen Attentätern über den Geisteszustand der Menschen aus? Doch nur, dass sie sich nach wie vor auf dem Level keulenschwingender Neandertaler bewegten. Gut, die Form der Keule hatte sich inzwischen ganz erheblich verändert. Und die Fortbewegung auch, deshalb wurden die Benzinpreise, pünktlich zur Ferienzeit, wieder einmal angehoben. Eine Polizeidienststelle war

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