Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
in einen Porno-Skandal verwickelt, und in Spanien wurde einigen hochgestellten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Bürgertum der Prozess wegen fortgesetzten sexuellen Missbrauchs behinderter Kinder gemacht. In Afghanistan brauchten die Deutschen inzwischen ihre gesamte Soldatenpower, um ihre Camps zu schützen, weshalb der Verteidigungsminister mehr Soldaten forderte, zum Selbstschutz ihrer friedlichen Mission, versteht sich. Weiter kam Walcher nicht. Das Rudel hungriger Mädchen, das samt Hund und Katze in die Küche einfiel, schützte ihn vor weiteren Horrormeldungen.
»Hey, nicht schlecht«, lobte Irmi, »gibt’s das jetzt jeden Tag?«
Beinahe zeitgleich kam Doro in einem giftiggelben Trainingsanzug von ihrem Morgenlauf zurück und lief wortlos an ihnen vorbei Richtung Badezimmer.
Walcher dachte, dass es das Beste wäre, sich an seinen PC zurückzuziehen, brühte sich eine große Kanne Tee auf und machte sich auf den Weg nach oben; er kam nur bis in den Hausflur, dann knallte es gewaltig vom Hof her. Mit einem Satz war er zurück in der Küche und rief die Kinder ins Haus. Hinter ihnen schloss er die Terrassentür und rannte dann ins Wohnzimmer, da er von dort den besten Blick auf den Hofraum hatte. Auch Doro hastete im Bademantel und mit nassem Haar zu ihnen.
»Das hörte sich wie ein Kanonenschuss an, Sicherheitsprogramm?«, fragte sie und klang nicht mehr so gelassen wie am Vortag.
Walcher schüttelte den Kopf und ging zur Haustür, um den beiden Polizisten zu öffnen, die über den Hof gerannt kamen.
»Entschuldigung«, rief einer zur Begrüßung. »Kein Grund zur Sorge, es hat sich nur ein Schuss gelöst. Wir wussten nicht mal, dass die Flinte geladen war. Also, alles klar und nochmals Entschuldigung, wir wollten Sie nicht erschrecken.« Die beiden wandten sich zum Gehen, drehten dann aber noch mal um. »Ach ja, wäre nett von Ihnen, wenn Sie das nicht an die große Glocke … ähm … dem Kommissar erzählten.«
Walcher versprach es und grinste Doro an: »Schade, Entwarnung, nix ist mit Sicherheitsprogramm. Auf geht’s Kinder, das Frühstück geht weiter.«
Sprach’s, nahm seinen Tee und verzog sich an seinen PC . Er hatte sich vorgenommen, nicht ins Büro nach Ravensburg zu fahren, sondern im Haus zu bleiben, bis Doro sich einigermaßen akklimatisiert hatte. Wer weiß, was die Polizisten noch anstellten, dachte er.
Von Hinteregger war eine Antwort auf seine Mail eingetroffen. Walcher hatte ihm die Internetadresse geschickt, die Johannes aus dem Burgund mitgebracht hatte. Hinteregger schrieb, dass seine Spezialisten die Internetseite analysiert und problemlos die Identität der Urheber ermittelt hätten. Es handelte sich um eine Agentur namens »Mauersteine«, die Websites erstellte. Die Anschrift und Telefonnummer des Berliner Büros, Mail-und Webadresse führte er ebenfalls auf.
Perfekt, dieser Hinteregger, dachte Walcher, kopierte die Info und sandte eine Mail an Kommissar Brunner mit dem Hinweis, dass die genannte Adresse vielleicht ein weiterer Ansatz sei. Walcher war bisher noch nicht dazu gekommen, sich die Seite im Internet genauer anzuschauen, und rief sie deshalb jetzt auf: www.worldwideheiratenfrauen.com.
Auf den ersten Blick erschien sie seriös. Touristische Highlights dieser Welt wurden als Reiseziele für die Hochzeit mit dem speziellen Flair und in ganz besonderem Ambiente angepriesen. Massenweise auf heiratswillige Paare spezialisierte Hotels boten für das »schönste Ereignis« im Leben einen sagenhaften Rundum-Service an. Auf dieser Website konnte man direkt einen Flug buchen oder auch Trauungen durch den Kapitän auf einem Luxusliner. Das alles hatte aber nichts mit Menschenhandel zu tun, oder doch? Hatte sich dieser Bertram geirrt oder Johannes verarscht?
Walcher klickte sich systematisch durch sämtliche Angebote der Webseite. Unter der Rubrik »Für Mutige und Kurzentschlossene« wurden Fotos und Beschreibungen heiratswilliger Frauen präsentiert. Nun gut, strafbar war daran aber auch nichts, dachte Walcher und klickte kreuz und quer auf Texte und Bilder. Das war’s, auf dem Foto einer Frau öffnete sich ein weiteres Fenster mit der Ankündigung einer speziellen Galerie. Die allerdings war nur registrierten Nutzern zugänglich.
Walcher überlegte nur kurz, den Versuch zu wagen und sich als Nutzer registrieren zu lassen. Er verwarf den Gedanken. Für Profis wäre es ein Kinderspiel, die Spur zu ihm zurückzuverfolgen und seine Adresse ausfindig zu machen,
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