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Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
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ihren Kopf zur Seite, was in Preußen mit Stockschlägen bestraft
wurde. Der König nahm den kleinen Alexander, der seiner Meinung nach
fix im Kopf war, bei der Hand und beschrieb ihm die Montur seiner
eigenen Soldaten. Ohne sich weiter mit dessen Vater abzugeben, verließ
Friedrich den Exerzierplatz. Er brauchte Männer aus Ansbach. Sonst
konnte er seine Armee nicht zur schlagkräftigsten Europas machen. Man
würde sie schon noch drillen!
    Friederike grübelte währenddessen über ihren
Finanzen. Die achttausend Gulden, die ihr jährlich für ihren Haushalt
zustanden, hatte sie schon im Juli verbraucht.
    »Caroline, es tut mir so leid, ich kann Ihnen bis Lichtmess
kein Geld mehr für Ihren Dienst zahlen. Sie wissen doch, die neuen
Scheunen, der Pflug aus England und jetzt die Maskenschweine …«
    »Ach, Königliche Hoheit, ich bin doch so glücklich, überhaupt
bei Ihnen sein zu dürfen. Meinen Sie aber nicht, dass dieser Engländer
Sie für seine Viecher über den Tisch zieht?«
    Caroline probierte gerade ein leichtes, mit Vögeln bedrucktes
Kleid, das ihr die Markgräfin für ihr nächstes Stelldichein mit Louis
leihen wollte.
    »Natürlich verlangt er viel. Aber diese Schweine sind nun mal
die besten, die es gibt. Wenn ich die im großen Stil züchte, kommt mein
Geld hundertfach zurück. Außerdem macht es mich ganz närrisch,
herauszufinden, wie es ist, wenn man sie mit unseren heimischen kreuzt.
Haben die Ferkel dann die Zeichnung der chinesischen Säue und Eber,
oder sind sie vielleicht doch stärker behaart? Welche Eigenschaften
setzen sich durch? Verstehen Sie, das ist alles so verworren. Aber es
muss ein System geben. Ich muss Buch über jeden Wurf führen, über jede
Kleinigkeit, und wenn es nur ein größeres Ohr oder ein längerer Schwanz
ist.«
    Caroline lachte hellauf. O mein Gott, was für Flausen hatte
Friederike schon wieder im Kopf! Das kam wahrscheinlich daher, weil sie
nie ihre Beine um den Rücken eines in Liebesdingen so begabten Mannes
wie Louis schlang. Da entging Ihrer Königlichen Hoheit einiges.
Ausgelassen wirbelte Caroline durch das Zimmer und rief:
    »Kaufen Sie alle Schweine, die Sie brauchen. Ich habe etwas
Geld gespart und bezahle für den Rest dieses Jahres Ihre dummen
Hofdamen und auch unsere Feindin, die Oberhofmeisterin. In Ordnung?«
    »Caroline, Sie sind der Engel meines Lebens.«
    »Wie sehe ich aus?«
    Caroline drehte sich noch schneller. Ihre noch nicht
gepuderten Haare brannten eine verheißungsvolle Spur in das
pistaziengrün bespannte Zimmer.
    »Bezaubernd, hinreißend, viel zu schade für diesen
langweiligen Hof.«
    »Für mich könnte Versailles in diesen drei Tagen nicht
aufregender sein.«
    »Dann mal los, vertrödeln Sie nicht Ihre Zeit bei mir. Zumal
ich nun endlich meine Bestellungen nach Yorkshire schicken muss.«
    Caroline hatte schon den Türgriff in der Hand, als die
Markgräfin sie noch einmal rief.
    »Caroline, haben Sie herausbekommen können, wie es um die
Wünschin steht?«
    Ihre Freundin schüttelte den Kopf.
    »Viel Neues weiß ich nicht. Reitzenstein hat mir nur verraten,
dass das Kind nicht kommen will und dass es ihr heute Morgen sehr
schlecht ging. Sie wollte auch den Pfarrer sehen. Serenissimus ist
außer sich vor Sorge und hat schon wieder eine Eilstafette nach
Georgenthal geschickt.«
    »Wenn sie stürbe, wäre das eine Katastrophe für mich.«
    Friederike zögerte, weiterzusprechen. Aber hatte sie diesem
leichtsinnigen Geschöpf nicht bislang mehr vertrauen können als allen
anderen Menschen?
    »Also, die Wünschin«, fuhr sie fort und blickte der
verwunderten Caroline ernst in die Augen, »die Wünschin schützt mich
auf eine gewisse Art und Weise. Genauer gesagt, erlaubt sie mir, mein
eigenes Leben zu führen. Er ist durch sie mit der Zeit ein
friedfertigerer Mensch geworden. Er lässt mich in Ruhe, er mischt sich
nicht in das ein, was ich in Schwaningen tue. Eine andere an ihrer
Stelle, vielleicht sogar eine vom Hofe, wäre ehrgeizig, wollte Karriere
machen und würde sich anstrengen, mich kaltzustellen. Der Markgraf wäre
Wachs in den Händen einer solchen und mein Leben wahrscheinlich die
Hölle. Darum bete ich jetzt auch für die Wünschin.«
    Caroline wusste nicht, was oder ob sie überhaupt darauf
antworten sollte. Deshalb warf sie der Markgräfin nur eine Kusshand zu.
Der war klar, dass ihre Freundin in Gedanken längst schon wieder in den
Armen des französischen Offiziers lag. Friederike entließ sie mit einem
nachsichtigen

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