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Falkenmagie

Falkenmagie

Titel: Falkenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katjana May
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hinein. Ich hätte gern gesehen, was sie da tat, doch ich besaß keinen Spiegel und merkte nur an ihren unermüdlichen Handbewegungen und den Reaktionen meiner Kopfhaut, dass sie an einer komplizierten Flechtfrisur arbeitete, die ich ihren Krallenfingern nicht zugetraut hätte.
    Als sie beinah fertig war, nahm sie noch ein weiteres Band und knotete es kunstvoll zu einer Blume aus Stoff. Fasziniert schaute ich ihr zu, bis sie fertig war und die Blume in meinen Haaren anbrachte. »Wo hast du so etwas gelernt?« Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand in dieser Burg auf solche Fertigkeiten Wert legte.
    Sie lächelte scheu und schob mir ein Paar silbrige Sandaletten hin, die mir überraschend gut passten. »Ich hatte auch mal ein anderes Leben«, sagte sie. »Wir alle hier hoffen auf … Veränderung.«
    Ich nickte und drehte mich einmal im Kreis. Ich fühlte mich verkleidet und gleichzeitig kam es mir vor, als wäre ich dadurch noch mehr Teil dieser seltsamen Welt geworden.
    Da ich kein anderes Versteck dafür fand, schob ich den kleinen Schlüssel unter die aufgetürmte Frisur, die Merlon mir gezaubert hatte. Perfekt, es hielt.
    »Ich tue, was ich kann«, versprach ich. »Make-up habt ihr hier wohl nicht …?« Sie schaute mich fragend an. »Etwas, um das Gesicht zu verschönern«, versuchte ich es erneut.
    »Oh, aber das braucht Ihr doch nicht, Lady«, versicherte sie und lächelte wieder. »Ihr seid hübsch genug, ihr könnt es mit jedem Schmuckstück aufnehmen.«
    Ich wusste nicht, ob ich das jetzt als Kompliment auffassen sollte oder nicht, kam aber nicht dazu, mir weitere Gedanken zu machen. Ein lautes Klopfen an der Tür, dann wurde sie aufgerissen, und ein grobschlächtiger Mann mit den Zügen eines Ebers stand auf der Schwelle.
    »Seid Ihr fertig?«, fragte er und räusperte sich, als er mich sah. »Lord Arik erwartet Euch unten in der Halle.«
    »Dann wollen wir ihn nicht warten lassen«, versetzte ich und klapperte in meinen ungewohnten Sandaletten zur Tür hinaus.

S
echs
    Es war schwierig genug, auf den ungleichmäßigen Treppenstufen weder aus den Schühchen zu rutschen noch auf den Saum des Schneeflockenkleides zu treten, so dass ich nicht noch auf viel mehr achten konnte. Dennoch entging mir nicht, dass mich jedermann anzustarren schien, nur um dann seinen Blick wieder zu senken. Es war wohl für alle ein großer Tag – außer für Arik, wie ich mir wünschte.
    Weder von Jannis noch von Ravez war etwas zu sehen und ich konnte nur hoffen, dass das alles so seine Richtigkeit hatte.
    Als wir diesmal die Halle erreichten, verstummten die Gespräche mit einem Schlag, und alle Blicke richteten sich auf mich. Die Tische waren mit Schüsseln und Krügen beladen und mir kam es vor, als säßen noch weitaus mehr fremdartige Gestalten daran als beim letzten Mal. Man hatte den Boden gesäubert und sich sichtlich Mühe gegeben, alles geordnet aussehen zu lassen.
    Am Kopf der Tafel saß Arik mit unergründlich kalten Augen und erhob sich, als ich vor ihn hin geführt wurde. Er trug ein Gewand aus Silber und Schwarz und er hatte seine Haare zurückgebunden, sodass sich das Licht der Fackeln in seinem Ohrring spiegelte.
    »Willkommen, Kyra«, intonierte er mit seiner falsch-samtenen Stimme. »Wir freuen uns, dass du uns so bald schon wieder Gesellschaft leistest. Und was für eine Augenweide du bist. Du wirst uns hoffentlich noch lange erfreuen.«
    »Das soll, wie ich gehört habe, nicht von mir abhängen«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. Verdammt, wo waren Ravez und Jannis?
    Arik lächelte mit dem Mund, nicht mit den Augen. »Du musst nicht alles glauben, was die Leute so reden. Ich habe Feinde und Neider, weißt du. So ist es nun mal, wenn man an der Macht ist.« Er deutete auf den Platz neben sich. »Und nun setz dich und iss mit uns. Ich habe später noch eine Überraschung für dich.«
    Hinter ihm in den Schatten der Wand erkannte ich eine vertraute Gestalt und erleichtert schritt ich um den Tisch herum zu dem freigehaltenen Stuhl. Ich ließ mich nieder, Arik ebenfalls, wobei ich so weit von ihm abrückte, wie ich nur konnte. Allerdings konnte ich nicht verhindern, dass Arik die Hand auf meinen Arm legte und dort provokant liegen ließ.
    Während ich noch versuchte, sie abzuschütteln, winkte er mit der anderen Hand seinen Dienern. »Bringt uns zu trinken!«, befahl er. »Von dem Wein, den ich bestimmt habe!«
    Ariks Finger verströmten eine Kälte, die mir mehr Unbehagen einflößte als all

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