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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem Urteil für seine Verbrechen kommt.«
    Sie hielt inne und starrte eine Weile auf das Meer hinaus. Dann fuhr sie fort: »Es ist wunderbar, dass die Nebelsängerin bei uns ist. Aber es wird auch eine Erleichterung sein, wenn ich sie wieder sicher auf ihrem Weg weiß.«
    »Ja ... bestimmt wird es das ...«, sagte Alduin halbherzig. Er warf Erilea einen Blick zu und sie sah sofort, dass er ihre Zuversicht nicht teilte.
    »Sie wird auf ihrer Reise doch sicher sein, oder nicht?«, fragte er.
    Sie nickte heftig, als könne sie dadurch etwas verhindern. »Es wird bestimmt nichts passieren. Sie ist in Sicherheit«, wiederholte sie. »Und in ein paar Siebentagen werden wir erfahren, wie es ihr auf der Reise ergangen ist!«
    Plötzlich kam der jungen Amazone ein Gedanke und ihre Miene wurde ernst. »Mir ist gerade eingefallen, dass bald die Sommerpause beginnt. Meine Familie will unseren Stamm am Mangipohr besuchen. Es könnte also sein, dass ich gar nicht hier bin, wenn Kirstie wieder nach Sanforan zurückkehrt.«
    »Du gehst weg? Warum hast du mir das nicht erzählt?«, fragte Alduin mit gequälter Stimme.
    »Ich ... ich glaube, ich wollte nicht daran denken. Und dann geschah ja alles das ... ich hab's einfach vergessen.«
    »Ich habe noch gar nicht so weit in die Zukunft gedacht«, gestand er. »Keine Ahnung, was Aranthia und ich machen werden. Ich bin nicht einmal sicher, was sie im Falkenhaus von mir noch erwarten. Sicher ist, dass ich noch viel zu lernen habe, aber mit einem voll ausgewachsenen Falken bin ich in einer seltsamen Lage. Ich glaube, dass sich auch Rael entscheiden muss, was er mit seinem Leben anfängt, wenn er von der Reise zurückkommt. Ich weiß nicht, wer von unseren Freunden hier in Sanforan bleiben wird ...«
    »Viele Falkner wohnen hier in der Stadt, auch wenn sie oft verreist sind«, sagte Erilea. »Du musst also nicht weggehen, wenn du nicht willst ...«
    »Weißt du denn schon, was du nach der Ausbildung anfangen willst?«, fragte er. »Ich nehme an, du wirst zum Delta zurückkehren.«
    »Nun ja, die meisten Wunand sehnen sich nach den freien, weiten Landschaften, dem offenen Himmel, dem Leben im Stamm ...«
    »Und zu denen gehörst du auch, nehme ich an?«
    »Kann ich noch nicht sagen. Ich werde jedenfalls noch eine Weile in Sanforan bleiben.«
    »Aber wenn du eines Tages weggehst - versprichst du, dass wir in Verbindung bleiben?«, fragte er.
    »Nur wenn du versprichst nicht im Sommer zu verschwinden und niemals mehr zurückzukommen!«, rief sie und sprang auf. Sie stellte sich vor ihn hin, stemmte die Hände in die Hüften und starrte ihn mit wildem Amazonengesicht an. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und sprach leise, aber umso eindringlicher weiter.
    »Alduin. Wir Wunand-Amazonen nehmen nicht gern ein Blatt vor den Mund. Was mich betrifft, habe ich nur einen einzigen Wunsch - immer in deiner Nähe zu sein. Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
    Er betrachtete sie prüfend und wiegte zweifelnd den Kopf hin und her, doch dann hielt es ihn nicht mehr länger. Er griff lachend nach ihrer Hand, zog sie zu sich hinunter und umarmte sie mit dem gesunden Arm so eng wie nie zuvor.
    »Klar genug«, flüsterte er in ihr Haar. »Und ich hab nichts dagegen!«
     

     
    Aranthia saß am Tisch, den Mörser im Schoß, und zerstieß die Kräuter mit dem Stößel. Sie summte gut gelaunt vor sich hin, ein Lächeln auf den Lippen: Sie konnte sich ziemlich genau ausmalen, worüber Bardelph in seinem Zimmer gerade so heftig grübelte.

19
     
    In dem stillen Waldhaus am Fluss hatte Alduin mit seiner Mutter immer die vier wichtigsten Tage des Jahres gefeiert - die beiden Tagundnachtgleichen und die beiden Sonnenwenden -, mit einem besonders guten Essen und kleinen Ritualen, die zu jedem dieser Anlässe passten. Doch nichts und niemand hatte ihn auf die Begeisterungsstürme vorbereitet, die in Sanforan den Beginn der Sommersonnenwende ankündigten.
    Über Nacht waren die Fenster, Balkone und Türeingänge der Stadt mit Girlanden und Wildblumen geschmückt worden. Jede Familie, die zu den Händlern oder Zunftmitgliedern zählte und etwas auf sich hielt, steckte ihr Banner in die Halterungen, die über den Türeingängen aus der Mauer ragten. Ein Gang durch die Straßen und Gassen glich einem Hindernislauf. Wohin man auch blickte, überall leuchteten die buntesten Farben. Wer ein Instrument besaß, holte es nun hervor und staubte es ab. Spontan bildeten sich Musikgruppen an den Straßenecken und

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