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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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kleine Umzüge von Musikern, Akrobaten und Tänzern zogen durch die Gassen. Die Falknerei hatte sich nicht weniger festlich herausgeputzt. Der Statue des Falkners in der Mitte des Innenhofes hatte man bunte Bänder umgehängt, die in der auffrischenden Brise flatterten und knatterten. Verzierte Pfosten waren aufgestellt worden, um ein großes Geviert als Tanzfläche abzugrenzen. Die Tänze sollten am Abend beginnen und würden sicherlich die ganze Nacht über weitergehen.
    Alle hatten ihre schönsten Kleider angelegt. Alduin trug den Anzug, den er von Madi Tarai geerbt hatte. Tico hatte ihm erzählt, dass Jungfer Calborth eine ganze Reihe besonders feiner Gerichte für die Feier vorbereitete, und tatsächlich wurden am frühen Nachmittag im Speisesaal so viele verschiedene und wunderbare Köstlichkeiten aufgetragen, dass sie sogar das große Bankett in der Ratshalle in den Schatten stellten. Zu ihrem Verdruss hatte man die hungrigen Jungfalkner streng ermahnt jetzt noch nichts anzurühren; eine Weile würden sie also noch an sich halten müssen. Trotz aller gut gemeinten Neckereien ließ sich die Hausmutter nicht erweichen, sie jagt die Jungen schließlich mit einem riesigen Kochlöffel aus dem Saal und drohte jeden ordentlich zu verprügeln, der sich noch einmal in die Nähe der Tische wagte.
    Alduin war am späten Nachmittag mit Erilea verabredet. Als er sie auf sich zukommen sah, blieb er wie vom Donner gerührt stehen und starrte ihr mit offenem Mund entgegen. Ihr sonst so streng im Nacken zum Knoten gebundenes Haar fiel in einer unbändigen Masse schwarzer Locken bis zu den Hüften. Auf dem Haar trug sie einen Kranz tiefgoldener, sternenförmiger Blumen wie eine kleine Krone. Doch am erstaunlichsten war ihre Kleidung: Erilea trug ein Kleid! Es hatte die tiefgoldene Farbe der Blumen in ihrem Haar, war an den Schultern durch Spangen zu anmutigen Falten gerafft und weitete sich über ihren Knöcheln zu einem glockenförmigen Stoffwirbel. So klein sie auch war, kam sie ihm wie Göttin Emo persönlich vor.
    Er lief schnell auf sie zu und ergriff ihre Hände. »Du siehst aus wie ...«, begann er stotternd und suchte vergeblich nach einem passenden Ausdruck. Er fand keinen.
    Sie legte den Kopf leicht schief und blickte ihn schelmisch an. »Na, was denn nun? Wie sehe ich aus?«
    »Schön ...«, flüsterte er hingerissen.
    Sie lachte und wirbelte herum, sodass er den weiten Schwung ihres Kleides bewundern konnte. Dann vollführte sie vor ihm einen formvollendeten Knicks. »Man dankt. Auch du siehst heute gar nicht so übel aus!«
    Rael, Twith, Gandar, Silya und Kirstie trafen ein; die Mädchen konnten vor Aufregung kaum noch still stehen und wiegten sich im Rhythmus der Musik, die vom Platz vor der Zitadelle herüberschallte.
    »Kommt, gehen wir in die Vorstadt, dort ist heute viel los«, schlug Silya vor.
    »Aber die Menschenmenge macht mir Angst«, sagte Rael. »Ich meine, wir dürfen die Nebelsängerin nicht noch einmal verlieren.«
    Kirstie wandte sich mit gespielter Verärgerung an ihn. »Oh, Rael, es betrübt mein Herz, dass Ihr mich nicht beim Namen rufen wollt! Euch muss ich erneut mahnen mich Kirstie zu nennen! Sagt an, ist es denn zu viel verlangt, mit Euren Freunden weniger förmlich umzugehen?«
    Rael blickte sie verwirrt an; dann verneigte er sich höflich. »Wie du wünschst, Nebelsäng ... Kirstie. Ich mache mir ja nur Sorgen wegen der Menschenmenge!«
    »Oh, um Emos willen!«, platzte Silya heraus. Sie löste eine der Schärpen, die ihr Gewand um die Hüfte zusammenhielten, und band die beiden Enden fest an ihr und an Kirsties Handgelenk. »So! Bist du jetzt beruhigt?«, fragte sie ihn. »Oder sollte ich vielleicht ein Ende an dein Handgelenk binden?«
    Rael schaute sie verblüfft an. »Warum musst du dich immer über mich lustig machen? Ich wollte doch nur sicher sein, dass die Nebelsäng ... dass Kirstie in Sicherheit ...«
    Silyas Miene wurde weich und sie tätschelte ihm den Arm. »Ich weiß, ich weiß. Sei nicht immer gleich beleidigt wegen meines Geredes. Ich weiß, du meinst es nur gut.«
    »Jedenfalls ist es eine gute Lösung«, sagte Erilea. »Also, gehen wir!«
    Sie nahm Alduin bei der Hand und führte die Gruppe durch das Tor der Zitadelle und die Hauptstraße zur Vorstadt hinunter. Der Feiertag wurde in der Vorfreude auf eine reiche und fruchtbare Jahreszeit begangen; der Überlieferung zufolge wurden deshalb von den Straßenständen allerlei Leckereien umsonst angeboten. Überall lockten die

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