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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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darüber klar zu werden, dass es Lotan gewesen sein musste. Deshalb hatte er für sich entschieden den Lehrer aufzusuchen. Sein Verdacht erhärtete sich, als er ihn nirgends finden konnte. Niemand erinnerte sich ihn seit dem Frühstück gesehen zu haben und sein Zimmer erweckte den Eindruck eines hastigen Aufbruchs. Wenn man bedachte, dass er von seiner Krankheit noch recht mitgenommen sein musste, konnte ihn nur die Furcht vor einer Entdeckung zu der hastigen Abreise aus der Falknerei getrieben haben. Bardelph hatte sofort Calborth informiert, den die Nachricht zwar verstört, aber nicht völlig überrascht hatte. Beide vermuteten, dass sich Lotans Verhalten nur durch seine Verbitterung erklären ließ, niemals von einem Falken als Gefährte erwählt worden zu sein. Aber sie waren auch überzeugt, dass er niemals absichtlich Rihscha verletzt hätte. Calborth hatte Bardelph versichert, dass er sich um die Sache kümmern würde. Schließlich war er Falkenmeister und für die Lehrer seiner Schule verantwortlich.
    Was Bardelph jedoch dazu bewegte, seine Pfeife zu rauchen, war die Tatsache, dass Calborth ihm eine Anstellung im Falkenhaus angeboten hatte: als Lehrer für Bogenschießen und Überleben in der Wildnis, also als Ersatz für Lotan. Das Angebot hatte Bardelph angeregt über gewisse Dinge in seinem Leben gründlich nachzudenken, die näher zu betrachten er bislang strikt vermieden hatte. Die drängendste und bisher am meisten verdrängte Frage, kreiste um seine Gefühle für Aranthia.
    Erst jetzt war er bereit sich einzugestehen, dass er viel für sie empfand, jedoch fiel es ihm schwer, mit diesen Gedanken umzugehen. Er hatte so lange allein gelebt - frei wie ein Vogel - und konnte nach Belieben entscheiden zu kommen, zu gehen oder zu bleiben. Schon die bloße Vorstellung, sich für immer in Sanforan niederzulassen, brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht. Da war noch ihr Haus am Fluss, aber er hatte natürlich bemerkt, dass sie hier in der Stadt richtig aufblühte. Ihr guter Ruf als Heilerin verbreitete sich und immer mehr Leute suchten ihren Rat und ließen sich von ihr behandeln. Und da war auch noch Alduin. Was auch immer sie früher gesagt haben mochte, Bardelph wusste, dass sie alles tun würde, um in seiner Nähe bleiben zu können. Und schließlich musste sich Bardelph auch eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, was sie ihm gegenüber empfand. Er hatte sie nie danach gefragt und war keineswegs sicher, ob er überhaupt die Nerven hatte, das herauszufinden.
    Am besten war es wohl, die Idee fallen zu lassen und stattdessen der Nebelsängerin und ihren Begleitern seine Dienste anzubieten. Bestimmt konnten sie einen erfahrenen Jäger gut brauchen, der ihnen die Nahrung lieferte, wenn es nötig war. Katauren mochten gute Leibwächter sein, aber konnten sie auch ein Peeri erlegen? Je länger er darüber nachdachte, desto sinnvoller erschien ihm dieser Ausweg. Er würde Calborth bitten ihm Bedenkzeit zu geben, bis Kirstie ihre Aufgabe erfüllt hatte. Im Sommer wurde der Schulbetrieb ohnehin unterbrochen, wenn die Schüler zu ihren Familien zurückkehrten. Bardelph würde die freie Zeit nutzen, um sich über seine Gefühle für Aranthia klar zu werden.
    Damit hatte sich Bardelph entschieden, was zu tun war. Er zog noch einmal an der Pfeife und klopfte sie aus.
     

     
    Alduin und Erilea saßen auf dem Aussichtspunkt und beobachteten Rihscha. Er hatte eine junge Möwe geschlagen und hockte nun auf einem aus dem Wasser ragenden Felsen, die Flügel schützend über seine Beute gebreitet, während er blutige Fleischstücke aus dem Kadaver riss. Natürlich hatten die übrigen Möwen vor dem Falken die Flucht ergriffen und so war ihr übliches Gekreische und Zanken über der Bucht wenigstens für kurze Zeit nicht zu hören. Die Felsen waren noch warm von der Tageshitze und die Sonne strahlte in goldenen Farben direkt über dem Horizont. Die beiden jungen Leute genossen die entspannte Stimmung, die sich eingestellt hatte, nachdem sich die Ereignisse der letzten Tage allmählich entwirrt hatten.
    »Ich überlasse es Meister Calborth nur zu gern, sich um Lotan zu kümmern«, sagte Alduin. »Ich war ohnehin nicht sicher, was ich in der Sache tun sollte. Aber wie sich herausstellt, hatte Bardelph denselben Einfall ...«
    »Ja, es ist gut, wenigstens das zu wissen«, stimmte Erilea zu. »Ich bin sicher, dass wir von Lotan nichts mehr zu befürchten haben, und Carto wird auch sein Fett abkriegen, wenn der Hohe Rat zu

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