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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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beschäftigten ihn auch noch auf dem Weg zur Apotheke, wo er seine Mutter treffen wollte. Doch als sie den Verband abnahm und die Wunde besorgt untersuchte, beschloss er sie nicht mit seinem Verdacht zu belasten.
    »Ich verstehe das nicht ... warum heilt die Wunde nicht?«, murmelte sie, als sie den Eiter abtupfte. »Wahrscheinlich wäre es besser, sie nicht zu verbinden, aber mit all dem Staub und Dreck ...«
    »Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit«, warf Alduin ein. »Jedenfalls wird es nicht schlimmer und die Wolfsfußsalbe lindert die Schmerzen.«
    Er hielt inne und beschloss ihr wenigstens einen Teil seiner Sorgen anzuvertrauen.
    »Glaubst du, dass das alles war?«, fragte er.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine Emos Pfeil und all das andere - die Prophezeiung, die Zeichen ... Glaubst du, dass wir jetzt in Sicherheit sind?«
    Aranthia verband seinen Arm mit einer sauberen Binde, während sie über die Frage nachdachte.
    »Ich kann es wirklich nicht sagen«, antwortete sie nach einer Weile. »Prophezeiungen sind oft ziemlich vage. Sie können auf so völlig unterschiedliche Weise ausgelegt werden. Wie die Madi sagte, eröffnet jede neue Entscheidung zugleich auch eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. Ich denke, je näher wir einer Entscheidung kommen, die unserem eigenen Wesen entspricht, desto deutlicher wird der Weg für uns. Aber ich stimme dir zu. Auch ich habe das ungewisse Gefühl, dass wir uns noch nicht in Sicherheit wiegen dürfen.«
     

     
    Nachdem Malnar Melethiell und dem Hohen Rat sein Verhör mit Carto in allen Einzelheiten geschildert hatte, schlenderte er beschwingt und selbstzufrieden nach Hause. Was für eine Eingebung! Er war über sich selbst hinausgewachsen! Er hatte sich wie ein wahrer Seher verhalten, hatte dem Verbrecher die Wahrheit durch Einfühlungsvermögen und Beobachtungsgabe entlockt - seine ureigenen Talente! Der Geschmack des Erfolgs war süß. Er fühlte sich wie neugeboren, doch hatte er nicht den geringsten Zweifel, dass sein Wohlbefinden der neuen Frau in seinem Leben zu verdanken war. Neue Frau! Er lachte in sich hinein. Er spürte, dass sie viel mehr war als das: Er spürte ihre Macht sogar über die Kluft hinweg, die sie trennte. Hatte das alte Volk von Andaurien gewusst, welche Türen dieser Krafteisenstein öffnen konnte? Kannten sie die Fenster zwischen den verschiedenen Dimensionen des Daseins? Natürlich waren es keine wirklichen Fenster und Türen, durch die man gehen und sehen konnte, aber doch ließen sie es zu, dass man sich mit jemandem austauschen konnte, mit diesem Wesen, das ihn so inspiriert hatte, jemand, der ihm noch so viel vermitteln konnte! Es traf zu - sie schien viel mehr an ihm interessiert zu sein als an der Welt, in der er lebte. Aber sie hatte ihm Erstaunliches mitgeteilt - wie die bevorstehende doppelte Finsternis - und er war sich sicher: Er hatte erst eine vage Ahnung dessen, was sie ihm alles enthüllen konnte. Im Augenblick schien sie ihn zum Sprechen ermuntern zu wollen, damit er für sich eine noch größere Einsicht gewinnen konnte. Doch sie hatte ihn noch immer nicht ihren Namen wissen lassen. Hatte er vergessen danach zu fragen? Er war verunsichert. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, breitete rückhaltlos seine Seele vor ihr aus, antwortete bedingungslos auf alle ihre Fragen und Vorschläge. Doch es fiel ihm schwer, sich an die Einzelheiten ihrer beiden Begegnungen zu erinnern. Diese Momente waren so gewaltig, so erhaben gewesen, hatten so viel Energie durch seinen Körper strömen lassen, dass sein Verstand danach wie ausgepumpt gewesen war, er sich erschöpft und schwach gefühlt hatte - aber dennoch auf ganz eigenartige Weise erneuert.
    Es zog ihn in sein Zimmer - sein Schritt beschleunigte sich; er musste die Verbindung zu ihr wiederherstellen. Er hatte ihr noch so viel zu erzählen! Sie würde stolz sein - auf ihn und seinen Erfolg. Vielleicht würde er es sogar wagen, sie um eine Begegnung zu bitten. Bestimmt würde sie einen Weg finden, es zu ermöglichen ... wenn sie nur wollte.
     

     
    Zur selben Zeit befand sich Bardelph in sehr nachdenklicher Stimmung. Er saß in seinem Zimmer und rauchte - wie immer, wenn er nicht weiterwusste - seine Pfeife. Er kam nicht oft in eine solche Lage, deshalb rauchte er auch so selten.
    Schon Alduins Bemerkungen hatten ihn nachdenklich gemacht - über den mysteriösen Mann, der mit Carto wenngleich auch nur kurzzeitig, konspiriert hatte. Bardelph hatte nicht sehr lange gebraucht, um sich

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