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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zeit, uns ein wenig umzusehen und ein anderes Quartier zu suchen, wenn es uns hier nicht gefällt.«
    Aranthia war zufrieden mit dem geräumig und bequem eingerichteten Zimmer und stimmte seinen Plänen zu. Ihre Gedanken bewegten sich vielmehr um den eigentlichen Grund ihrer Reise. Alduin war so aufgeregt, dass ihm jede Unterkunft recht gewesen wäre. Während sie auspackten, beschloss Bardelph kurz zum Falkenhaus zu gehen, um sich zu erkundigen, ob Calborth noch dort lebte und ob sich in der Falknerei für Alduin etwas tun ließe. Er versprach ihnen am nächsten Morgen beim Frühstück zu erzählen, was er herausgefunden hatte. Alduin müsse sich noch ein wenig gedulden, sagte er beim Abschied.
     
    »Ich bin ziemlich müde«, bekannte Aranthia, als Bardelph gegangen war. »Ich hatte eigentlich vor dich noch ein wenig in der Stadt herumzuführen, aber jetzt merke ich, dass es mir zu viel wird. Geh hinunter und bitte den Wirt, uns das Abendessen zu bringen! Aber erzähle niemandem von Rihscha. Für heute haben wir noch ein wenig Fleisch für ihn übrig.«
    Alduin lief aus dem Zimmer und Aranthia öffnete die Fensterläden weit, bevor sie sich ans Auspacken machte. Die wenigen Kleider, die sie mitgebracht hatte, verstaute sie in der obersten Schublade einer Kommode in der Nische des Zimmers, auf der ein Wasserkrug und eine große Waschschüssel standen. Darüber hing eine polierte Messingscheibe, in der sie ihr Spiegelbild erblickte. Bei dem unerwarteten Anblick schreckte sie zurück. Es war so viel Zeit vergangen, seit sie sich zum letzten Mal in einem Spiegel gesehen hatte, dass sie jetzt ihr eigenes Spiegelbild nicht mehr erkannte. Sie lächelte sich vorsichtig zu; dann öffnete sie ihr Haar, das sie immer zu einem dicken Knoten im Nacken zusammengebunden trug, schüttelte den Kopf und fuhr mit den Fingern durch ihre dichte, lockige Mähne. Was sie jetzt im Spiegel sah, missfiel ihr keineswegs. Sie erinnerte sich kaum noch an die Zeit, als sie ein junges Mädchen gewesen war. Dass das Alter in ihrem Gesicht Spuren hinterlassen hatte, nahm sie deshalb ohne jede Enttäuschung zur Kenntnis. Sie grinste sich schelmisch zu, dann wandte sie sich um und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. In der hintersten Ecke stand ein ausladendes Himmelbett mit schweren Vorhängen, breit genug für sie und ihren Sohn. So breit, dass sie wohl hoffen durfte, vor ihrem im Schlaf manchmal um sich tretenden Sohn sicher zu sein. Am Fußende gab es eine große Truhe und vor dem Fenster stand ein einfacher Holztisch mit drei kräftigen Stühlen, darunter lag eine Binsenmatte.
     
    »Der Wirt sagt, das Abendessen wird uns kurz nach Sonnenuntergang gebracht«, berichtete Alduin. »Er hat mir Kerzen mitgegeben. Wir sollen sie in die Wandhalter stecken. Und außerdem eine Öllampe für den Tisch.«
    Alduin kümmerte sich um die Lichter, während Aranthia Rihscha mit seinem Nest aus dem Korb hob und auf den Sims am offenen Fenster setzte. Der Himmel erstrahlte in goldenem Licht; sie konnten die Sonne nicht mehr sehen, wussten aber, dass sie gerade unterging.
    »Weiche ein wenig Fleisch ein und füttere ihn, wenn er hungrig ist! Wir müssen ihn verstecken, bevor sie unser Abendessen bringen.«
    Alduin kaute das Fleisch weich, bevor er es an seinen Falken verfütterte. Aranthia räumte unterdessen das restliche Gepäck in die Schubladen. Die wertvollen Waren, die sie Carto abgenommen hatten, legte sie ganz unten in die Truhe und deckte sie mit einer schweren Wolldecke zu. Morgen würden sie und der Raide versuchen müssen, all das zu verkaufen, denn sie brauchten Geld.
     
    Es klopfte; Alduin legte schnell den schlafenden Rihscha in seinen Korb und schob ihn hinter das Bett. Ein Junge brachte ein Tablett mit dem Abendessen herein und stellte es auf den Tisch: dampfende Suppenschüsseln, ein kleiner Laib Brot, ein wenig Ziegenkäse und zwei große Becher mit leichtem Met. Der Junge warf einen neugierigen Blick auf Alduin und verschwand wieder.
    Sie setzten sich. Die Gemüsesuppe war einfach und nur leicht gewürzt, aber dafür schmeckte der Käse salzig. Nach der langen Reise waren sie dankbar, dass sie nicht mehr selbst kochen mussten. Als sie gegessen hatten fragte Alduin, ob er noch ein wenig die Stadt erkunden dürfe.
    »Es wird aber schon bald dunkel!«, wandte Aranthia ein. »Ich weiß nicht, ob die Straßen nachts sicher sind. Warte doch bis morgen früh!«
    »Aber ich bleibe nicht lange weg! Mir passiert bestimmt nichts, mach dir keine

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