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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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nieder, nachdem sie einem schrecklichen Schicksal entflohen waren«, fuhr sie fort. »Andaurien, das ist ein Land im fernen Norden hinter dem Gebirge, wurde damals nahezu völlig vernichtet. Danach beschlossen die Stämme, dass Nymath nicht mehr durch einen König, sondern durch einen Rat regiert werden solle.«
    »Aber sie halten das Andenken an den letzten König in Ehren, denn seinem tapferen Widerstand war es zu verdanken, dass sich viele retten konnten«, fügte Bardelph hinzu. »Die Stadt ist nach ihm benannt.«
    In diesem Augenblick stoben drei schwarze Punkte von der Mauer hoch und flogen in verschiedenen Richtungen davon. Die Miene des Raiden hellte sich auf, als er ihnen nachsah. »Sieh nur, Falken!«
    Trotz der Entfernung wurde Alduin von Erregung gepackt, als er die Vögel im Flug beobachtete. Einer flog so nahe an ihnen vorbei, dass seine tiefbraune Färbung deutlich zu erkennen war.
    »Welche Art Falke ist das?«
    »Im Falkenhaus werden Ithilfalken gezüchtet. Ithil ist Elbensprache und bedeutet Mond, aber eigentlich ist die Falkenart nach Gaelithil benannt, und die Farbe hat nichts damit zu tun. Merke dir nur, diese Falken sehen bei Mondlicht genauso gut wie bei Tag.« Bardelph warf ihm einen kurzen Blick zu: »Hat dir deine Mutter schon etwas über Gaelithil erzählt?«
    »Ich glaube schon. War sie nicht eine Elbenpriesterin, die geholfen hat Nymath vor den Feinden zu retten?«
    »Das ist wohl wahr. Sie zauberte einen magischen Nebelvorhang, der die Uzoma von uns fern hält und dafür sorgt, dass wir in Frieden leben können. Sie hat ihr Leben für Nymath geopfert und deshalb beschlossen die Raiden ihre Falken ihr zu Ehren Ithil zu nennen.«
    »Wir haben den Elben viel zu verdanken«, fügte Aranthia leise hinzu.
    Bardelph nickte bekräftigend. »Das kann man wohl sagen.«
     
    Sie waren der Stadt inzwischen schon recht nahe und konnten erkennen, dass die riesigen Holzflügel des Haupttors weit offen standen. Gespanne fuhren hinein und heraus und Menschen strömten aus allen möglichen Richtungen auf das Tor zu, vor dem ein paar Händler ihre Verkaufsstände aufgebaut hatten. Frauen spazierten mit Körben am Arm herum. Die Verkäufer hatten alle Hände voll zu tun.
    »Die Geschäfte scheinen gut zu gehen, wenn der Marktplatz so voll ist, dass sie ihre Stände sogar hier draußen aufbauen müssen«, bemerkte Bardelph. »Obwohl es schon so spät am Tag ist.«
    »Wie lange warst du schon nicht mehr hier?«, wollte Aranthia wissen.
    Der Raide wiegte den Kopf. »So lange, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann. Ich ziehe nur noch zwischen den kleineren Orten hin und her, wo es ein wenig entspannter zugeht. Es gibt immer irgendwelche Händler, die mir die Felle abkaufen und sie dann selbst nach Sanforan bringen, um sie dort weiterzuverkaufen. Ich bin sicher, dass sie dabei einen ganz guten Gewinn einstreichen.«
    Die Sonne stand kaum noch eine Handbreit über den Dächern, als sie endlich das Stadttor erreichten und durch den hohen Torbogen fuhren. Der kühle Schatten brachte angenehme Erfrischung. Einen Augenblick lang war Alduin wie geblendet, als sie wieder hinaus in das goldene Licht fuhren, das vor ihnen lag. Doch dann erblickte der Junge aus dem einsamen Wald auf dem Weg durch die äußere Stadt eine Welt, die so völlig andersartig war als alles, was er je gesehen hatte, dass er nur noch staunend um sich schauen konnte.

4
     
    Hinter dem Stadttor öffnete sich ein gepflasterter Platz, der von eleganten, dreistöckigen Steinhäusern umgeben war. Kurze, niedrige Treppen führten zu kunstvoll geschnitzten Haustüren hinauf und überdachte Balkone zogen sich in den oberen Stockwerken an den Häuserreihen entlang. Schwere Vorhänge in den Balkontüren versperrten den Blick in die dahinter liegenden Wohnräume. Die Reiter hielten sich auf der Mitte der Straßen, die vom Platz wegführten; sie trugen die edel gearbeitete Lederuniform der Katauren-Krieger, die weiten Samtumhänge der Fath-Kaufleute oder die staubigen Gewänder von Eilboten. Die Fußgänger wichen vor den Reitern zur Seite und mussten sich an den Hauswänden entlangdrängen. Es herrschte eine lebhafte Stimmung: Landvolk und Städter waren bunt gemischt und gingen ihren Geschäften nach.
    Vor den drei Reisenden erstreckte sich eine gerade Straße, gesäumt von alten Bäumen in hellstem Frühlingsgrün. Sie führte direkt in die Stadtmitte, während rechts und links zwei schmalere Abzweigungen an der Innenseite der Stadtmauer entlang

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