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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu gelangen, musste er den Bogenschützenhof überqueren. Unter den Arkaden trat eine dunkle Gestalt hervor. Es war Lotan. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Alduin hatte keine Lust, sich noch einmal eine seiner gemeinen Beleidigungen anzuhören, und lief so schnell er konnte an ihm vorbei.

7
     
    Die Tage flogen nur so dahin; sie wurden immer länger und wärmer und jeden Tag stand die Sonne ein wenig höher am Himmel in ihrem Lauf bis zur Sommersonnenwende, dem längsten Tag des Jahres. Die Frühjahrssaat verwandelte die Felder rings um Sanforan in einen Flickenteppich verschiedenster Grüntöne. Die Straßen und Wege zur Stadt waren voll von Reisenden, die so unterschiedlich waren wie die Anlässe ihres Kommens und Gehens. Alduin selbst war so beschäftigt, dass er kaum Zeit hatte, sich nach seiner Mutter zu sehnen, obwohl er sich fragte, wie wohl ihre Reise verlief und ob sie ihre Familie wieder sehen würde, wenn sie das Flussdelta erreichte. Rihscha wurde immer größer und konnte nun nicht mehr in Alduins Hand sitzen; beim Füttern kam er dem Falken nicht mehr so nahe wie früher, auch deshalb nicht, weil der Vogel die Fleischstücke mit atemberaubender Geschwindigkeit verschlang. Alduin lebte in den Tag hinein, ohne sich groß darüber zu sorgen, was an jenem schicksalhaften Tag geschehen mochte, an dem sein Falke endlich flügge würde. Doch er stellte erfreut fest, dass es ihm immer besser gelang, Rihschas Bedürfnisse und Stimmungen zu spüren. Im Unterricht hatte Alduin keine Schwierigkeiten, auch im Bogenschießen erzielte er gute Ergebnisse, sodass ihn Lotan meistens in Ruhe ließ. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Lehrer nur auf den richtigen Augenblick wartete.
    Alles, was Alduin lernte, erweiterte seinen Horizont mehr, als er jemals für möglich gehalten hätte. Heilkräuterkunde interessierte ihn zwar nicht besonders, aber er musste zugeben, dass sich sein Wissen über Kräuter stark verbessert hatte. Auch seine Kenntnis in der Runenschrift und wie man die Runen zu sinnvollen Mitteilungen zusammenfügte, wuchs von Tag zu Tag. Astronomie faszinierte ihn. Man konnte sich wohl damit zufrieden geben, unter dem Sommernachthimmel zu liegen und die Sterne auf ihren Bahnen durch den samtblauen Himmel zu verfolgen oder die zu- und abnehmenden Monde von Nymath zu beobachten. Aber es war doch etwas ganz anderes, wenn man den fein abgestimmten Tanz der Gestirne zu begreifen begann und wusste, dass ihre Bewegungen trotz der ungeheuren Entfernung unzählige Abläufe des Lebens hier beeinflussten. Vielleicht war es das, was die Leute meinten, wenn sie von Magie redeten.
     

     
    An einem heiteren Morgen machte Calborth die lang ersehnte Ankündigung.
    »Die Falken sind jetzt stark genug, um richtig hocken zu können. Jeder von euch sucht sich einen Falknerhandschuh aus.« Er deutete auf eine offene Kiste unter einem der Fenster. Die Aufregung der Jungen war groß, als sie alle zu der Kiste stürzten, um einen passenden Handschuh auszuwählen. Alduin gehörte zu den ersten und fand schnell einen weichen, aber trotzdem festen Handschuh mit einem starken Handgelenkschutz aus Leder, in den ein Muster eingearbeitet war, das einen Falken im Flug zeigte.
    »Ihr werdet sehen, dass sie für eure linke Hand bestimmt sind, denn ihr müsst die rechte frei benutzen können, während ihr den Falken tragt. Zum Füttern, zum Schreiben, oder um ein Messer zu werfen!«, erklärte Calborth völlig ernst; ganz offensichtlich meinte er es auch so. »Wir haben zwar Frieden, aber die Falkner gehören zur Verteidigungsmacht von Nymath und müssen deshalb auf alles vorbereitet sein, was ihnen aufgetragen werden könnte!«
    Langsam blickte er die Jungen der Reihe nach an. Alle nickten ernst, manche mit nachdenklicher, andere mit herausfordernder Miene.
    »Ihr werdet einander helfen müssen, also gewöhnt euch gleich mal daran.«
    Rael und Alduin gingen zuerst zu Rihschas Käfig. Rael öffnete die Tür und hob den Falken heraus, wobei er die scharfen Krallen vermied, aber die Fänge des Vogels mit festem Griff packte. Rihscha protestierte mit heftigem Flügelschlagen und wütendem Krächzen. Vorsichtig setzte Rael den Falken auf Alduins ausgestreckte Faust. Rihschas Klauen krallten sich instinktiv in das Leder. Zuerst schwankte der junge Falke heftig, doch dann fand er endlich das Gleichgewicht, wobei er zunächst verärgert, dann aber stolz und zufrieden wirkte.
    Alduin grinste so breit, dass sein Gesicht fast in

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