Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
und Klatschmohn und hier und dort entdeckte er vertraute Gegenstände aus ihrem Haus am Fluss, die ein wenig von der ruhigen Stimmung des Waldes hierher brachten, mitten in die geschäftige Hauptstadt. Sie blickte auf und lächelte.
    »Lass dich nur mal anschauen! Angezogen wie ein richtiger Falkner!« Damit sprang sie auf und warf die Stopfarbeit auf den Tisch. Sie griff nach seinen Händen und betrachtete ihn von oben bis unten, bevor sie ihn umarmte.
    »Immer noch ein Schüler«, grinste Alduin, »und ein ziemlich dreckiger.« Er löste sich von ihr und zeigte ihr seine von faulen Äpfeln beschmierte Rückseite.
    »Ach, das macht nichts. Zieh die Kleider aus, damit ich sie waschen kann.«
    Er reichte ihr Hose und Hemd und zog dafür seine alte Wollkleidung an, die sie aus dem Schrank nahm. Während sie Wasser in die Waschschüssel goss und sich daran machte, die Hose vorsichtig zu schrubben, setzte er sich an den Tisch und sah ihr zu, die Knie bis zur Brust hochgezogen.
    »Also, erzähl mir alles ...«, sagte sie.
     
    Alduin schilderte ihr alles, was er erlebt hatte, wobei er sich um die richtige Reihenfolge bemühte. Viel war geschehen, seit er sie zuletzt gesehen hatte, und er wollte nichts auslassen. Über die unangenehmen Erlebnisse ging er so kurz wie möglich hinweg, vor allem über Lotans Bemerkungen und seine eigenen Sorgen, ob der Lehrer nicht doch Recht haben mochte. Doch wenn er sich in einem Spiegel gesehen hätte, wäre ihm aufgefallen, dass ihn sein Mienenspiel verriet. Es verdüsterte sich, wenn er vom Bogenschießen erzählte - obwohl er ihr versicherte, wie sehr es ihm Spaß machte und hellte sich auf, wenn er die übrigen Unterrichtsstunden schilderte, von seinen neuen Freunden und vor allem von Erilea erzählte. Er freute sich, dass Aranthia die Singende Höhle, wie sie sie nannte, aus ihrer Kindheit gut kannte, obwohl sie die Musik nie so wunderbar erlebt hatte wie er. Zum Schluss erzählte er, wie die Flecken in seine Kleider gekommen waren.
    Aranthia hatte die Kleider über den Fenstersims gehängt, um sie von der Sonne trocknen zu lassen. »Wenigstens das können wir ändern«, meinte sie. »Wenn deine Kleider trocken sind, gehen wir in die Stadt und geben ein wenig Geld aus, damit du lernst, wie man mit den Münzen umgeht.«
    »Und wie ist es dir ergangen? Was hast du gemacht?«
    Sie setzte sich neben ihn, legte die Hände flach auf den Tisch und betrachtete sie eine Weile.
    »Meine Mutter gehört schon seit einer Weile nicht mehr dem Hohen Rat an«, sagte sie. »Sie ist vor zwei Jahren mit der ganzen Familie in unser Stammland zurückgezogen und hat unser Haus der neuen Wunand-Abgeordneten im Rat vermacht. Gestern habe ich endlich gewagt zu meinem Elternhaus zu gehen und habe dort nur Fremde vorgefunden. Sie konnten mir so gut wie gar nichts über meine Familie erzählen. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass meine Familie eines Tages nicht mehr in Sanforan wohnen würde. Ich hatte drei Tage gebraucht, um den Mut aufzubringen, dort hinzugehen, und dann das. Ich gebe zu, es war ein schwerer Schlag für mich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mich im Stich gelassen haben, aber das ist natürlich töricht. Weißt du, meine Mutter hat immer darauf bestanden, dass die Traditionen bewahrt werden müssten - und nun hat sie sich selbst nicht daran gehalten, denn die Abgeordneten werden auf Lebenszeit gewählt. Anscheinend wollte sie einfach nicht mehr weitermachen. Also traf sie genau wie ich damals eine Entscheidung gegen die Tradition und jetzt fällt es mir ebenso schwer wie ihr damals, diese Entscheidung zu verstehen!«
    Sie schüttelte ratlos den Kopf und strich sich bedrückt über die Stirn. Alduin legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Und deshalb überlege ich jetzt, was ich tun soll. Du wirst so viel lernen müssen, und obwohl ich dir versprochen habe, hier in der Stadt zu bleiben, bis Rihscha flügge ist, weiß ich nicht genau, was ich die ganze Zeit über hier machen soll. Ich könnte Salben herstellen und verkaufen, aber zuerst muss ich noch ein paar andere Dinge erledigen ...«
    Sie sah Alduin fragend an, als habe sie sich längst entschieden, wüsste aber nicht, wie sie es ihm beibringen sollte. »Vielleicht reise ich zum Mangipohr-Delta - dort lebt mein Stamm. Es ist zwar ein ziemlich weiter Weg, aber ich könnte wohl in zwei oder drei Siebentagen wieder hier sein. Eine Gruppe junger Kriegerinnen reist morgen dorthin.

Weitere Kostenlose Bücher