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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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sprach, strich er sich mit zitternder Hand über den langen Bart. Er zog die Tür hinter sich zu und folgte ihnen.
    Alduin betrachtete ihn besorgt von der Seite, als sie die Gasse hinuntergingen. Madis Tod mochte Malnars Verhalten erklären, aber Alduin hatte den Eindruck, dass sich der Onur noch über etwas ganz anderes Sorgen machte. Doch er hatte keine Ahnung, was es sein mochte.
    Sie gingen durch das Westtor und wandten sich den Klippen zu - der Stelle, an der Madi Tarais Scheiterhaufen gebrannt hatte. Malnar sagte, Aranthia und er hätten Madi Tarais Asche am Tag nach der Verbrennung von den Klippen aus ins Meer gestreut, wie sie es gewünscht habe. Alduin fand es gut, Rihscha von derselben Stelle aus über das Meer fliegen zu lassen. Er hob den Arm und forderte den Falken auf zu fliegen. Kurz darauf schwang sich Rihscha in die Lüfte.
    Alduins Blick wurde starr und er flog mit seinem Falken. Fast sofort spürte er, dass er nicht mehr in der Gegenwart war. Sie flogen über einen Wald, der Alduin vertraut erschien, und folgten der Strecke, die sie schon beim letzten Mal gemeinsam geflogen waren, als Rihscha an einem frostigen Herbstmorgen von Lemrik gestartet war - zu einem Zeitpunkt, der in der Zukunft lag. Wieder sah Alduin die Schlucht, die sich mitten im Blätterdach öffnete, und den Wasserfall. Und wieder folgten sie dem kaum sichtbaren Pfad, der zwischen den Bäumen hinaufführte. Doch dieses Mal erblickte Alduin den Eingang zu einer Höhle, der zwischen Dornsträuchern so vollkommen verborgen war, als habe man die Büsche eigens gepflanzt, um ihn zu verdecken; Alduin erspähte ihn erst, als die Büsche vom Wind ein wenig zur Seite geweht wurden. Rihscha kreiste über der Stelle und schien sehr mit sich zufrieden zu sein. Alduin hatte das deutliche Gefühl, dass dieser Ort sehr bedeutungsvoll war, wusste aber nicht, weshalb. Vielleicht war die Höhle bewohnt? Doch sie lag so weit ab von jedem anderen Ort, an dem Alduin je gewesen war, dass er keine Ahnung hatte, wie er diese Vision deuten sollte. Rihscha landete vor der Höhle und stolzierte ein wenig herum. Kurz danach schwang er sich wieder in die Luft und flog dieselbe Strecke zurück, die er gekommen war.
     
    Alduin unterbrach die Bindung mit dem Falken und bemerkte, dass Bardelph und Malnar ihn neugierig anblickten.
    »Du solltest Rihscha zurückrufen«, meinte Bardelph besorgt. »Er fliegt jetzt schon eine ganze Weile, und obwohl sein Flügel nicht getroffen wurde ...«
    »Natürlich, du hast Recht. Ich hätte gleich daran denken sollen. Aber ich ...« Er brach ab und konzentrierte sich darauf, Rihscha zum Rückflug zu bewegen. Bald entdeckten sie den Falken, der mit wunderbaren Flügelschlägen nur eine Handbreit über den Wellen flog. Dann stieg er unvermittelt zu den Klippen hinauf, streckte die Fänge vor und landete elegant auf Alduins ausgestreckter Faust.
    »Hattest du wieder eine Vision?«, fragte Malnar, dem nicht entgangen war, dass Alduin mitten im Satz abgebrochen hatte.
    Der Junge nickte. »Ja, und wir flogen wieder zu einer Stelle, die ich schon einmal gesehen habe. Es muss in der Zukunft sein, aber in sehr naher, denn ich habe gespürt, dass Rihscha nur ein wenig älter ist und dass die Bäume die Farbe wechseln.«
    Malnar und Bardelph hörten gespannt zu; schließlich fragte der Onur mit heiserer Stimme: »Wenn du durch Rihschas Augen in die Zukunft sehen kannst, dann kannst du auch deine eigene Zukunft sehen. Hast du etwas Besonderes bemerkt?«
    »Zuerst haben wir anscheinend nach einem bestimmten Ort gesucht und ihn dann auch gefunden. Eine versteckte Höhle, hoch in den Wäldern, die sich an den Bergen im Nordwesten hinaufziehen«, erklärte Alduin.
    »Eine Höhle? Ist das alles? War etwas oder jemand darin?«, fragte Malnar, der seine Enttäuschung kaum verbergen konnte.
    »Weiß ich nicht«, antwortete Alduin. »Der Eingang war völlig überwuchert, aber die Büsche sahen aus, als seien sie eigens zur Deckung gepflanzt worden. Rihscha blieb nur kurz, dann flog er wieder zurück und ich habe die Bindung unterbrochen.«
    »Wenn du die Vision schon zweimal hattest und sie wichtig ist, wirst du sie sicherlich noch einmal haben und irgendwann verstehen, was sie bedeutet«, meinte der praktisch veranlagte Bardelph. »Wenn sie etwas zeigt, das in deiner eigenen Zukunft liegt, heißt das vermutlich, dass du und Rihscha nach einem bestimmten Ort gesucht und dass ihr ihn gefunden habt. Um zu erfahren, was in der Höhle ist, wirst du

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