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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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stieß Alduin hervor, ein wenig verwirrt von ihrem eigenwilligen, singenden Tonfall, aber auch erstaunt, dass sie ihn so offen ansprach. »Ich führe dich gern herum, wann immer du Zeit hast.«
    »Wir werden es sicherlich einrichten können«, sagte Melethiell. »Wir werden Meister Calborth benachrichtigen.«
    »Danke«, sagte Alduin schnell. Irgendwie hatte er das Gefühl, sich nicht richtig benommen zu haben; war sein Verhalten unangebracht gewesen? Doch als sich Melethiell mit freundlichem Lächeln abwandte und weiterging, war er beruhigt. Welchen Fehler auch immer er begangen haben mochte, sie würde ihm nichts nachtragen.
     
    In der Mitte des Saals hatte man an einer Tafel Speisen aufgetragen. Die Gäste luden sich große Portionen auf die Teller - Porzellanteller, die, wie Bardelph erklärt hatte, aus gemahlenen Tierknochen gebrannt wurden. Alduin grinste, als ihm das wieder einfiel, denn wahrscheinlich war es nur sehr wenigen Leuten bekannt. Doch das hinderte ihn nicht, es Malnar gleichzutun und sich mit den Köstlichkeiten reichlich zu versorgen. Nachdem sie gegessen hatten, schlenderten sie im Saal umher, nippten an den Getränken und unterhielten sich kurz mit vielen Leuten. Malnar stellte Alduin immer sofort als seinen Schüler vor, was diesen in den Augen der meisten Leute zu einer unbedeutenden Person herabwürdigte, der sie nicht viel Aufmerksamkeit schenken mussten. Das ärgerte ihn und obendrein begann er sich zu langweilen.
    »Mado Malnar, kann ich mich nach Meister Calborth umschauen?«, fragte er schließlich.
    Malnar schien überrascht, nickte aber knapp und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. Alduin schlenderte davon. Er suchte nicht sehr eifrig nach dem Falkenmeister, das war nur eine Ausrede gewesen; außerdem hatte er eine Tür bemerkt, die nach draußen führte und nur angelehnt war. Er sehnte sich nach Ruhe und frischer Luft. Trotz des kurzen Wortwechsels mit der Nebelsängerin fragte er sich, ob es noch einen weiteren Grund dafür gab, dass er hier war.
    Er stieß die Tür weiter auf und entdeckte, dass dahinter ein Weg zu dem kleinen Garten führte, von dem die jungen Falkner erst kürzlich mit ihren Vögeln den ersten längeren Flug unternommen hatten. Alduin legte sich auf eine der Steinbänke und sah zum Sternenhimmel hinauf. Die Ruhe nach all dem wirren Lärm im Saal wirkte besänftigend und seine Gedanken wurden wieder klarer; wie ein Schleier senkte sich die Stille über ihn. Er fühlte, dass er sich der Führung des Schicksals anvertraute, wie eine leichte Feder, die im Wind der Zeit still dahintrieb. Er schloss die Augen und ließ sich sanft davontragen.
     
    Plötzlich fuhr er hoch - er spürte, dass er nicht mehr allein war. Neben ihm stand sie: die Nebelsängerin; scheinbar hatte sie ihn erst in diesem Augenblick bemerkt.
    »Oh, ich wollte dich nicht stören«, entschuldigte sie sich mit ihrer singenden Stimme. »Ich war nur auf der Suche nach etwas Ruhe. Ich bin es nicht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen.«
    »Oh, das macht nichts, ich konnte es auch nicht mehr aushalten in der Halle.« Er betrachtete sie eingehend. Man sah ihr an, dass sie aus einer anderen Welt kam, obwohl man ihr offenbar für diesen Anlass angemessene Kleider gegeben hatte.
    »Sicherlich ... verwirrt dich das alles ein wenig?«, fragte er vorsichtig.
    Sie nickte und wirkte plötzlich verloren und einsam. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, begann sie zögernd. »Es ist alles so fremd für mich hier... Meine Mutter hat mir viel erzählt, dennoch bin ich einfach ... überwältigt...«
    »Ich kann es mir gut vorstellen ...«, begann Alduin, der sich eigentlich nichts dergleichen vorstellen konnte. »Hm, ich meine, ich kann mir nicht vorstellen, wie es für dich sein muss ...«
    Obwohl sie offenbar drei oder vier Winter älter war als er, wirkte sie noch sehr unschuldig und viel jünger - als lebte sie beschützt in einer weit abgelegenen Gegend. Er lächelte, als ihm einfiel, dass diese Beschreibung auch auf ihn gepasst hätte, bevor er vor wenigen Monden nach Sanforan gekommen war. Vielleicht half es ihr, wenn er ihr davon erzählte.
    »Naja, vielleicht kann ich es mir trotzdem vorstellen. Es ging mir so ähnlich - ich komme weit her vom Norden und es war dort ein ganz anderes Leben als hier in der Stadt. Erzähl mir, wo du zu Hause bist - wenn es dir nichts ausmacht.«
    Sie nickte und setzte sich neben ihn, wobei sie die Hände züchtig im Schoß faltete.
    »Meine Heimat sind die

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