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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Halt!«, rief Erilea.
    Ihre Tante warf ihr einen fragenden Blick zu, hielt aber im gleichen Moment inne.
    »Wir sollten sie so rasch wie möglich erlösen«, sagte sie.
    »Du hast recht«, pflichtete Erilea ihr bei. »Und doch bitte ich dich, es nicht zu tun. Ich weiß nicht, warum. Sieh nur ihren Blick!«
    Kariyas Augen weiteten sich. Sie war überrascht über die Reaktion ihrer Nichte und spürte, wie ernst es ihr war.
    Den zweiten Sommer hatten die beiden nun schon miteinander verbracht und zwischen ihnen war eine enge Verbindung gewachsen. Kariya vertraute ihr.
    Sie ließ das Messer sinken und sah ihre Nichte nachdenklich an. Es dauerte nicht lange, bis sie einen Entschluss gefasst zu haben schien. »In unserem Unterschlupf habe ich Jatamansi und Dökblätter«, sagte sie kurzerhand. »Behalte das Messer in der Hand und rühr dich nicht von der Stelle. Wenn sie dich angreifen sollte, stich zu. Ich bin gleich zurück.«
    Erilea nickte und beobachtete, wie Kariya mit den sicheren Bewegungen einer geübten Jägerin auf die entfernte Baumgruppe zulief.
    Mit überkreuzten Beinen kauerte die junge Wunand-Amazone ein Stück weit weg von der Raubkatze. Ihre Augen hafteten auf dem Pfeil, der sich mit jedem Atemzug zitternd hob und senkte. Sie litt mit dem Tier und wollte so gerne etwas tun, seinen Schmerz zu lindern. Doch sie fühlte sich hilflos. Das Wimmern war leiser geworden. Zu ihrer eigenen Überraschung begann sie zu singen. Sie lächelte in sich hinein, als ihr bewusst wurde, dass es die Melodie eines uralten Wiegenliedes ihres Stammes war.
    Der Atem der Arekkatze wurde flacher, und doch löste ihr Blick sich nicht von Erilea. Als würde eine innere Stimme zu ihr sprechen, kroch das junge Mädchen auf das Tier zu, streckte behutsam eine Hand aus und strich über das goldene Fell. Die Raubkatze gab einen mitleiderregenden Laut von sich - eine Mischung aus Knurren und Seufzen, doch Erilea empfand keine Furcht.
    »Ich werde dir helfen«, flüsterte sie und spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. »Vertrau mir nur, ich werde dir helfen. Ganz gewiss.«
    Die Arekkatze war männlich und wohl noch sehr jung. Sie hatte die Blüte des Lebens noch nicht erreicht. Ihr Fell fühlte sich unter Erileas Fingern weich wie Seide an und es überdeckte die Muskeln, die gewaltige Kräfte erahnen ließen.« Es tut mir so leid«, flüsterte sie. »Ich ...«
    »Erilea, sei vorsichtig!«
    Kariya war so lautlos zurückgekehrt, wie sie aufgebrochen war. Sie trug einen Lederbeutel mit Salben und Heilmitteln bei sich und legte ihn neben einen der Büsche auf den Boden. Erilea beobachtete interessiert, wie Kariya den Wachspfropfen aus einer braunen Flasche zog und ein Tuch mit einer blutroten Flüssigkeit tränkte. Sie reichte es dem jungen Mädchen.
    »Halte es dem Tier vorsichtig vor die Nase. Es wird die Jatamansi- Dämpfe einatmen. Ich bin mir zwar nicht sicher, wie viel wir davon brauchen, aber mit etwas Glück reicht das hier zur Betäubung aus.«
    Das Tier ließ die Behandlung über sich ergehen und schien Erilea aus unerfindlichem Grund zu vertrauen. Die Lider der Wildkatze senkten sich langsam, und schon sehr schnell schlief sie ein.
    Als sich die beiden Wunand-Amazonen davon überzeugt hatten, dass sie keinen Schmerz mehr verspüren würde, versuchte Kariya, den Pfeil behutsam aus der Flanke zu ziehen.
    Erilea hielt den Atem an. Die Waffe hatte offensichtlich kein lebenswichtiges Organ verletzt, und die Blutung war nicht so stark, wie sie befürchtet hatten. Ihre Tante bestrich die Wunde dick mit Wolfsfußsalbe und bedeckte sie anschließend mit Dökblättern. Schließlich sah sie zu Erilea auf.
    »Sieht so aus, als hättest du recht. Das Tier hat eine Chance zu überleben.«
    »Aber es muss eine Weile versorgt werden, oder?«, fragte Erilea.
    »Was meinst du damit? Du willst es doch nicht etwa zum Stamm bringen?« Kariya runzelte verständnislos die Stirn.
    »Aber ...«, setzte sie an, »wir müssen dafür sorgen, dass die Blätter auf der Wunde haften bleiben. Und - sie müssen regelmäßig gewechselt werden.«
    Kariya musterte ihre Nichte nachdenklich.« Wir könnten das Tier zu unserem Versteck tragen. Und wenn es dann eines Tages das Weite sucht, wäre das nur ein Zeichen dafür, dass es alles überstanden hat.«
    »Aber bis es wieder zu Kräften kommt, ist es in Gefahr. Ein anderes Tier könnte es angreifen. Wir wissen nicht, wie das Revier abgesteckt ist«, rief Erilea besorgt und schüttelte den Kopf. »Nein, ich

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